Europas Politiker beraten sich hinter den Kulissen, denn: die US-Turbulenzen ziehen auch die asiatischen und europäischen Börsen hinunter.
Europas Spitzenpolitiker suchen händeringend Antworten auf die Krise an den internationalen Finanzmärkten. Nur soll möglichst niemand etwas davon merken, sonst könnten die Anleger noch mehr verschreckt werden. In Brüssel ist hinter den Kulissen Nervosität zu spüren. Zwischen den Hauptstädten wird gesprochen - ohne großes öffentliches Aufhebens.
Reges Treiben
Der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück
bestätigte am Freitag Kontakte auf nationaler und internationaler Ebene. Der
französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy schrieb Mitte der Woche aus dem
Urlaub an Bundeskanzlerin Angela Merkel und bat sie, das Thema auf die
Tagesordnung der sieben reichsten Industrienationen (G7) zu nehmen. Der neue
britische Premier Gordon Brown versuchte schon vor einer Woche, beruhigende
Worte für die Finanzmärkte zu finden.
Rating-Agenturen schuld?
Der irische EU-Binnenmarktkommissar
Charlie McCreevy will sich die Ratingagenturen vorknöpfen. Die großen
internationalen Agenturen Standard&Poor's, Fitch und Moody's haben nach
Brüsseler Auffassung zu spät über die Risiken bei US-Hypothekenkrediten an
Schuldner mit niedriger Bonität gewarnt. Möglicherweise ist eine gesetzliche
Regulierung für Ratingagenturen die Konsequenz.
Steht der Abschwung bevor?
In Brüssel wächst die Sorge, dass die
Finanzmarktkrise den Wirtschaftsaufschwung in Europa empfindlich stören
könnte. Schon im zweiten Quartal fiel das Wachstum - aus anderen Gründen -
mit 0,3 Prozent in der Eurozone sehr mager aus. Bisher bleibt die
EU-Kommission bei der Vorhersage, dass die Wirtschaft in der Euro-Zone heuer
um 2,6 Prozent zulegen wird. Mehr Klarheit wird es am 11. September geben,
wenn die neue Konjunkturprognose vorliegt.