Ein rotgepunktetes Trikot sorgt für schwarze Zahlen. Die Sportartikelhändler hoffen, dass Bernhard Kohl den Fahrrad-Absatz pusht.
Mit seinem Husarenritt bei der heurigen Tour de France begeisterte der österreichische Radprofi Bernhard Kohl nicht nur zahllose Sportfans in ganz Österreich. Der Drittplatzierte der Tour sorgt jetzt auch bei den heimischen Sportartikelhändlern für Euphorie.
Wie einst Thomas Muster
„Kohl hat eine irrsinnige Vorbildwirkung.
Er könnte einen Boom beim Radfahren auslösen, wie ihn Thomas Muster in den
80er-Jahren beim Tennis geschafft hat“, hofft Fritz Aichinger, Wiener
Handelsobmann und selbst Sportartikelhändler. Eine Einschätzung, die Alfred
Eichblatt, Boss der Sportartikel-Kette Hervis teilt: „Für das
Fahrradgeschäft war Kohls Auftritt bei der Tour de France der beste Impuls,
den man sich nur vorstellen kann.“ Einen Impuls, den die Branche laut
Aichinger dringend benötigen kann: „Wegen des schlechten Wetters haben wir
im Frühjahr weniger Räder verkauft als sonst. Aber wir versuchen das Minus
gerade mit einem guten Sommergeschäft wettzumachen.“ Jetzt hoffen die
Händler darauf, dass sich vor allem Jugendliche in ganz Österreich künftig
aufs nagelneue Rennrad schwingen und Bernhard Kohl nacheifern.
430.000 Räder pro Jahr
Laut Branchen-Experte Aichinger
werden in Österreich pro Jahr etwa 430.000 Fahrräder – vom Kinderfahrrad
bis zum Mountainbike – verkauft. „Der Anteil der Rennräder an der Gesamtzahl
liegt aber nur im einstelligen Bereich. Der Handel setzt pro Jahr etwa
30.000 Rennräder ab“, rechnet Aichinger vor. Freilich sind die
Anschaffungskosten für ein Hightech-Straßenflitzer ziemlich hoch. Sie können
schon mal bis zu 15.000 Euro betragen. Kohls Arbeitsgerät ist so freilich im
Handel nicht erhältlich. Happige 30.000 Euro kostet in etwa ein originales
Tour-de-France-Rennrad.
Wie wichtig das Geschäft mit den Drahteseln ist, beschreibt Eichblatt so: „Radfahren ist im Sommer für die Branche ungefähr so wichtig wie Skifahren im Winter.“ Bis zu 20 Prozent des Gesamtmonatsumsatzes mache die Branche im Juni und im Juli mit dem Verkauf von Fahrrädern, Fahrradbekleidung und Fahrradzubehör.
Der Sportartikelhandel in Österreich kann auf ein erfolgreiches erstes Halbjahr zurückblicken. Mit einem realen Umsatzplus von 3,5 Prozent belegen die „Sportler“ im Branchenranking den ersten Platz.