Nur wenn das Management vom finanziellen Desaster bei Refco nichts wusste, sind die späteren Bilanzen in Ordnung.
Der BAWAG-Prozess hat nach der Winterpause am Dienstag seine Fortsetzung gefunden. Am 55. Verhandlungstag präsentierte der Sachverständige Thomas Keppert sein letztes Teilgutachten zu den BAWAG-Bilanzen.
Unwissenheit?
Laut Keppert waren die Bank-Bilanzen 2003 und 2004
unter der Bedingung richtig, dass der damalige BAWAG-Vorstand nichts von den
Malversationen beim später zusammengebrochenen US-Brokerhaus Refco wusste.
Die Bank war seinerzeit an Refco beteiligt. Nur wenn der Vorstand davon
nichts gewusst habe, sei verständlich, wieso der Wert der Refco-Beteiligung
so hoch angesetzt war.
Oder Verschleierung?
Die BAWAG hielt diese Beteiligung als
Sicherheit. Derzeit läuft ein Vorverfahren gegen den BAWAG-Vorstand wegen
des Verdachts auf Beihilfe zur Verschleierung der Refco-Verluste. In den USA
steht ein Prozess gegen die früheren Refco-Verantwortlichen bevor, weil sie
die Bilanzen jahrelang geschönt und Verluste verschleiert haben sollen.
In seinem im November vorgelegten Teilgutachten hatte der Finanzexperte erklärt, dass die BAWAG-Bilanzen von 1998 bis 2002 falsch waren.
ÖGB haftete mit Haut und Haaren
Anfang 2004 bekam die BAWAG
zusätzlich zur bestehenden ÖGB-Garantie eine Garantieerklärung der ÖGB
Vermögensverwaltungsgesellschaft ÖVV, weil sie allein nicht ausgerreicht
hätte.
Der Prozess-Fahrplan
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Keine Fluchtgefahr
Im Gespräch mit ÖSTERREICH bricht der
Investor und Ex-ÖVP-Obmann Josef Taus eine Lanze für ihn: "Was
Elsner angetan wird, ist nicht in Ordnung." So schmerzt Taus, dass der
Ex-Bawag-Chef einsitzt. "Der Mann ist 73 Jahre alt, wurde am Herzen und
an der Prostata operiert – wohin soll er fliehen?"
Auch Bundespräsident Fischer hat vor einer Vorverurteilung Elsners
gewarnt
Doch Taus, der Elsner vor dessen Verhaftung in Südfrankreich
besuchte, geht einen Schritt weiter und bietet offen Hilfe an: "Elsner
ist in den Dschungel aus Anzeigen, Gutachten und medialen Vorverurteilungen
geraten. Da kann einem wahrscheinlich niemand mehr helfen. Aber ich stehe zu
ihm. Wenn ich für ihn oder seine Frau etwas tun kann, bin ich bereit“ – so
wie auch der Groß-Investor und Elsner- sowie Taus-Partner Martin Schlaff. Er
hatte eine Kaution für Elsner bezahlt, um ihm das Gefängnis zu ersparen.
"Mir tut das alles schrecklich leid"
Die Worte seines
Weggefährten Taus sind zweifellos Balsam auf die Wunden Elsners, die
Vorwürfe der Anklage gegen ihn wiegen deshalb aber nicht minder schwer:
Untreue, Bilanzfälschung und schwerer Betrug. Dazu Taus: "Ich
kenne ihn genau wie seinen Bawag-Vorgänger Walter Flöttl und seinen
Nachfolger Helmut Zwettler als korrekt. Es ist nie etwas anders gelaufen,
als bei jeder anderen Bank. Es gab keine Korruption." Nachsatz: "Mir
tut das alles schrecklich leid."
Hohes Ross
Woher dann Elsners Rolle als Buhmann der Nation? Er
habe sich vielleicht durch unbescheidenes Auftreten Missgunst eingehandelt,
deutet Taus an: "Manche Menschen zeigen eben gern, dass sie
Generaldirektoren sind."
Detail am Rande: Josef Schwarzecker, einer
der acht Bawag-Angeklagten neben Helmut Elsner, ist Aufsichtsrat bei den
beiden Taus-Firmen Management Trust Holding und Libro. Taus: "Wegen der
Bawag schicken wir ihn nicht weg."