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Hofreitschul-Chefin Gürtler vom Reformbedarf überrascht

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Nach der vernichtenden Rechnungshofkritik an der Spanischen Hofreitschule will Neo-Chefin Elisabeth Gürtler jetzt rigoros den Sparstift ansetzen.

Die Spanische Hofreitschule in Wien ist in finanziellen Schwierigkeiten, der Rechnungshof kritisiert das hohe Defizit. Elisabeth Gürtler, Ende November als neue Geschäftsführerin präsentiert, wurde vom Reformbedarf überrascht, wie sie eingestand. Rund zwei Millionen Euro fehlen. Nun will sie die Kosten - etwa beim Personal - minimieren und die Erlöse maximieren. "Die Bereiter sind gar nicht begeistert", räumte sie ein.

Vom Reformbedarf "überrascht"
"Ich bin gekommen, nicht wissend, dass solche Dinge in Angriff zu nehmen sind", so die Chefin des Hotels Sacher und langjährige Opernball-Organisatorin. Nun liege aber der Rechnungshof-Rohbericht vor, der der Wiener Institution für 2007 ein Defizit von 1,9 Mio. Euro attestiert: "Den kann ich nicht links liegen lassen." Ausgeglichen wurde dies im Vorjahr nur durch einen Grundstücksverkauf, der 800.000 Euro einbrachte.

Keine existenzielle Gefährdung
"Um Gottes Willen, das geht doch gar nicht." Sie werde alles tun, um das Minus zu minimieren, sei aber die erste, die am unter Verweis auf die Umwegrentabilität auch einen verbleibenden Fehlbetrag verteidigen würde. Im Bundesgestüt Piber seien bereits strukturelle Maßnahmen getroffen worden, in der Hofreitschule sei dagegen bisher "nicht sehr viel" passiert.

Knackpunkt: Gagen der Mitarbeiter
Gürtler will nun ein Konzept zur optimalen Nutzung der Immobilien erstellen, vor allem aber eine Gehaltsstruktur erarbeiten, "die etwas reduziert ist". Wie die Tageszeitung "Die Presse" berichtet, kritisiert der Rechnungshof die hohen Personalaufwendungen.

Das durchschnittliche Grundgehalt der Oberbereiter betrug 2006 demnach ohne Zulagen 40.000 Euro. Der Prozentsatz der Zulagen sei mit rund 70 Prozent viel zu hoch. Dazu kämen noch nicht nachvollziehbare Tourneegelder, was die Bezüge drastisch erhöhe. Kolportiert werden bis zu 10.000 Euro monatlich bei Auslandstourneen.

Die Erhöhung der Auftritte von 38 auf 69 gehe jedenfalls nicht zu Lasten der Pferde, so Gürtler. Die Absage der USA-Tournee verteidigte sie mit Infektionen bei einigen Tieren und dem Stress der Tournee, die eine dreiwöchige Erholungszeit für die Lipizzaner bedeutet hätte.

Chronische Finanzprobleme
Die Spanische Hofreitschule war 2001 aus dem Landwirtschaftsministerium ausgegliedert worden, blieb aber ein Zuschussbetrieb. Aufgrund zunehmender Finanzprobleme wurde 2005 der Vertrag von Direktor Werner Pohl nicht mehr verlängert und die Leitung an Geschäftsführer Armin Aigner übertragen. Im Oktober 2007 wurde auch Aigners vorzeitiger Rückzug verkündet, allerdings versehen mit einer Positivbilanz: Nach einem Minus von 3,4 Mio. Euro 2004 und 3,9 Mio. Euro 2005 auf 3,9 Mio. Euro habe er im ersten Halbjahr 2007 für Plus von 195.000 Euro in Wien und Piber gesorgt. Die Aufgabe der Sanierung sei deshalb in wechselseitiger Zufriedenheit abgeschlossen worden, wurde nur wenige Monate vor Bekanntwerden der RH-Prüfergebnisse betont.

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