Die Auftragseingänge sind eingebrochen. Man hofft auf die Kurzarbeit.
Der Abschwung in der heimischen Industrie hat sich gegen Jahresende 2008 deutlich beschleunigt. Österreichs Industriekonjunktur befindet sich offensichtlich im freien Fall. Die Wirtschaftskammer fordert die Regierung auf, "rasch" Maßnahmen zur Bekämpfung der Krise in Angriff zu nehmen.
Konjunkturprogramm gefordert
Die Industrie fordert ein mehrere
Punkte umfassendes Konjunkturprogramm. Dazu zählt die praktikable Umsetzung
von Kurzarbeitsmöglichkeiten, staatliche Garantien für
Unternehmensfinanzierungen, das Einhalten von Zusagen zur Forschungs-und
Entwicklungs-Finanzierung, die Schaffung von Investitionsanreizen und
verstärkte Infrastruktur-Investitionen.
Verhandlungen über Kurzarbeit
Die derzeitigen Gespräche,
hinsichtlich der Kurzarbeit eine neue Sozialpartner-Vereinbarung
abzuschließen verlaufen sehr schleppend. Die Unternehmen warten aber schon
ungeduldig darauf. In der Metall-Industrie ist hinsichtlich flexibler
Arbeitszeitmodelle noch keine einzige zur Umsetzung notwendige Vereinbarung
auf Betriebsebene zustande gekommen.
Angst vor Einbruch
Im November ist die Zahl der Industriearbeiter
um 4.200 oder 1,7 Prozent zurückgegangen. Bei den Angestellten gab es noch
ein Plus von 2,6 Prozent, in Summe ein leichtes Plus von 0,2 Prozent.
Fremdpersonal wurde mit 4.200 bereits um kräftige 19,6 Prozent abgebaut. Im
vierten Quartal dürfte sich in Summe gerade noch ein knappes Halten der
Beschäftigten ausgehen.
Rahmen-Kollektiv für Kurzarbeit gefordert
Die
Kurzarbeitsanträge werden weiter steigen, erwartet Manfred Engelmann von der
Wirtschaftskammer. Bis Ende März könnten zu den bisher 146 Betrieben weitere
60 mit über 15.000 Beschäftigten dazukommen. Damit wären in Summe rund
45.000 Beschäftigte von Kurzarbeit betroffen. Viele Betriebe würden sich
jetzt überlegen, ob sie von Kurzarbeit Gebrauch machen oder gleich
Mitarbeiter abbauen. Für viele Unternehmen seien die Kurzarbeitsregelungen
nicht attraktiv genug. Wünschenswert wäre - ähnlich wie in Schweden - ein
Rahmen-Kollektivvertrag, der Arbeitszeit- und Gehaltskürzungen erlaubt,
dessen konkrete Umsetzung aber erst auf Betriebs- oder Branchenebene erfolgt.
Sollte es zu keiner schnellen Verbesserung der Unternehmensfinanzierung kommen, sei es nicht ausgeschlossen, dass es zu einer Verlagerung von Tochterbetrieben ausländischer Unternehmen ins Ausland kommt, warnte Engelmann.
Kein Anstieg der Insolvenzen erwartet
Einen signifikanten Anstieg
von Insolvenzen rechnet Engelmann nicht. Pleite gehen könnten am ehesten
Unternehmen, die bereits in guten Zeiten Probleme gehabt hätten.
Einbruch bei Aufträgen
Die Auftragseingänge sind laut
Wirtschaftskammer im November 2008 - den letzten zur Verfügung stehenden
Daten - im Jahresvergleich bereits um 21,9 Prozent eingebrochen. Im Oktober
waren es 9,9 Prozent, im September 6,1 Prozent. Im gesamten vierten Quartal
müsse mit einem Rückgang von 18 Prozent gerechnet werden, so Engelmann. Die
Dezember-Daten werden erst Ende März erscheinen.