Geld

Jeder Österreicher spendet 60 Euro

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Laut neuestem Bericht spenden 81 Prozent der Österreicher. Allein in diesem Jahr wurden 400 Millionen Euro gespendet, vor allem an Kinder.

In Österreich flattern gerade im Advent den Haushalten Spendenaufrufe von rund 1.000 Organisationen ins Haus. Laut Prognosen des Österreichischen Instituts für Spendenwesen (ÖIS) 2006 sollen die Österreicher allein heuer insgesamt 400 Millionen Euro gespendet haben (2004 waren es "nur" 270 Millionen Euro). In Europa rangiert Österreich bei den Spenden an fünfter Stelle.

Bedenkt man, dass in Österreich 6,5 Millionen Erwachsene leben, heißt das, dass jeder Österreicher über 18 im Schnitt 61,50 Euro für karitative Zwecke hergibt - bei 2,2 Millionen Familien ergibt das einen Schnitt von 181 Euro pro Familie.

Spenden vor allem für Kinder
Gegeben wird in erster Linie für Kinder: Knapp die Hälfte der Spender hatte im Jahr 2004 dafür eine offene Brieftasche. Dahinter rangieren Katastrophen im Inland: 2004 gab jeder Vierte für nationale Krisen, 1996 waren es nur zwölf Prozent. Internationale Anliegen haben im Gegenzug an Akzeptanz verloren: Hatte im Jahr 2000 noch ein Viertel dafür gespendet, waren es 2004 nur noch 14 Prozent. Behinderten-Projekte (22 Prozent) lagen im Jahr 2004 als Spendenziel an dritter Stelle.

Caritas Platz 1
Ein besonderes Kennzeichen des österreichischen Spendenmarktes: Mehr als die Hälfte des gesamten Aufkommens verteilt sich auf einige wenige Organisationen. Allein an die 25 größten Institutionen gingen 2005 rund 260 Millionen Euro.

Davon verbuchte die Caritas auf Platz eins rund 61 Millionen und das Rote Kreuz an zweiter Stelle rund 50 Millionen Euro. Dahinter rangieren SOS-Kinderdörfer (30 Mio.) und die Dreikönigsaktion (15 Mio.). "Licht ins Dunkel" lukrierte im Vergleich dazu etwas mehr als zehn Millionen Euro, Greenpeace 8,5 und der WWF 3,7 Millionen Euro. Einen starken Aufwärtstrend erlebte Ärzte ohne Grenzen, dessen Spendenvolumen sich von 2003 bis 2005 fast verdoppelt hat (auf 11,7 Millionen Euro).

50.000 Euro an "Natascha Kampusch-Foundation"
An die "Natascha Kampusch-Foundation" wurden bis Ende November 2006 bereits 50.000 Euro überwiesen. Auch in österreichischen Kirchen wird fleißig gespendet: In 3.000 Pfarrgemeinden gaben Gläubige laut Schätzungen bei Gottesdienstkollekten und am Opferstock heuer rund 50 Millionen Euro.

Hochwasser brachte Spendenrekord
Am spendenfreudigsten zeigten sich die Österreicher bisher nach dem Hochwasser im Sommer 2002. In den ersten vier Tagen nach der Katastrophe gingen alleine über die ORF-Soforthilfe 7,4 Millionen Euro ein, insgesamt wurde ein noch nie da gewesener Betrag von 73 Millionen Euro für die Opfer gegeben.

Auch im "Krisenjahr 2005" zeigten sich die Österreicher besonders wohltätig: 54 Millionen Euro gingen an die Tsunami-Hilfe in Südostasien nach der Katastrophe vom 26. Dezember 2004, sechs Millionen an die Bürgerkriegsregion in Darfur und fünf Millionen Euro an die Erdbebenopfer in Pakistan.

4,3 Euro pro Kopf spendeten die Österreicher für die Tsunamihilfe laut einer Zwischenerhebung des "International Committee on Fundraising Organizations" (ICFO) vom Februar 2005. Besonders locker saßen die Geldbeutel der Schweizer (23 Euro) und der Norweger (15,9 Euro). US-Amerikaner gaben pro Kopf 1,9 Euro.

Österreich rangiert an 5. Stelle
Spendenkaiser sind laut einer Studie des "European Social Survey" (ESS) von 2002/2003 die Nord-Europäer: 45 Prozent der Niederländer geben regelmäßig Geld für wohltätige Zwecke. Dahinter liegen die Schweden (44 Prozent) und die Norweger (41 Prozent). Österreich rangiert laut diesem Vergleich unter 20 Ländern an fünfter Stelle mit 37 Prozent Beteiligung. Etwas über dem Durchschnitt (ein Viertel Spendenbeteiligung) haben sich die Deutschen (ein Drittel) platziert. Am Ende der Skala rangieren Griechenland (neun Prozent) und Ungarn (sechs).

So spenden die Österreicher
Die gebräuchlichste Form sind Erlagschein und Banküberweisung. Bei einer Befragung im Jahr 2000 gaben über 40 Prozent an, diese Wege zu nutzen. Auch die Beliebtheit von Daueraufträgen und Einziehungsermächtigungen hat stark zugenommen: 1996 spendeten drei Prozent auf diese Weise, 2004 war es jeder Fünfte. Als Grund dafür sehen die Autoren des Spendenberichts das vermehrte Auftreten von "Keilerei" auf Einkaufsstraßen und in Innenstädten. Onlinespenden war 2004 hingegen noch wenig verbreitet: Nur vier Prozent gaben an, im Internet Geld zu geben.

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