Geld

Kampagne erregt die Gemüter - und wird eingestellt

Teilen

Am 13. September übernimmt Niedermeyer die Elektrohandels-Kette Cosmos von der Bawag. Die neuen Eigentümer haben keine Freude mit der Fetish-Werbung der Kette.

Eine Werbekampagne der Elektrohandels-Kette Cosmos hat den Unmut der SPÖ-Frauenbewegung hervorgerufen. Die Inserate unter dem Titel „High-Tech-Fetish“ zeigen Frauen mit Kameras und Elektroartikeln in eindeutigen Posen.
Die SPÖ-Frauen beschweren sich über Sexismus. Sogar die „Bild“-Zeitung errregte sich auf fast einer Seite: „Darf man so in Österreich werben?“
Rudi Kobza von der Werbeagentur FCB Kobza nimmt es gelassen: „Das ist eine Neben-Kampagne von Cosmos für Szene-Medien, nicht fürs breite Publikum. Die Jungen finden es gut.“

Käufer irritiert
Etwas irritiert über die Aufregung sind hingegen die beiden Investoren Erhard Grossnigg und Paul Niederkofler. Sie treffen am 13. September mit Vertretern des Cosmos-Eigentümers Bawag zusammen und unterschreiben den Kaufvertrag für die Kette. Mit ihnen steigt der deutsche Fonds Nordwind ein.
Grossnigg, der auf die Sanierung maroder Firmen spezialisiert ist, hat vor Jahren bereits die Niedermeyer-Filialen übernommen. Sein Partner Niederkofler ist dort Geschäftsführer – und wird demnächst auch Cosmos leiten.

Übernahme der Schulden.
Statt eines Kaufpreises übernimmt die Grossnigg-Gruppe knapp 30 Millionen Schulden von Cosmos bei der Bawag. „Kein schlechter Deal für ein Unternehmen, das 2005 fünf Millionen Euro Verlust schrieb“, sagt ein Bawag-Verhandler. Trotzdem hat die Bank mit Cosmos über die Jahre unterm Strich runde 40 Millionen Euro verloren.
Gemeinsam kommen Niedermeyer und Cosmos jetzt auf knapp 600 Millionen Umsatz, 144 Filialen und über 1.800 Mitarbeiter. Den Abstand zum Marktführer MediaMarkt/Saturn kann Grossnigg deutlich verringern. MediaMarkt-Boss Gerhard Sandler bleibt mit 905 Millionen Umsatz aber deutlich die Nummer eins.
Der Markt reduziert sich auf zwei Big Player, die sich auf ein beinhartes Match vorbereiten.

Marke bleibt.
Vertrieb und Marketing von Cosmos (Großflächen-Anbieter) und Niedermeyer (Nahversorger) bleiben getrennt. „Wir behalten natürlich beide Marken“, betont Grossnigg. Einkauf und Verwaltung werden zusammengelegt. Durch das höhere Volumen sollen ähnlich gute Einkaufskonditionen wie bei MediaMarkt erzielt werden.
Vier Prozent vom Umsatz betrug der Verlust bei Cosmos zuletzt. Trotzdem glaubt man in der Grossnigg-Gruppe, dass die Sanierung rasch gelingt. Beim Autoteile-Händler Forstinger seien sogar zehn Prozent Verbesserungen geschafft worden.

Massiver Personalabbau.
Um die Kosten zu senken, werden die Sanierungs-Spezialisten aber auch massiv Personal abbauen. Cosmos beschäftigt umgerechnet auf Vollzeitkräfte 950 Mitarbeiter (mit Teilzeitbeschäftigten sind es über 1.300). Zwischen 100 und 150 werden gehen müssen, ist zu hören.
Die Service-Ausrichtung soll bei Cosmos – ähnlich wie bei MediaMarkt/Saturn – zurückgedreht werden. Also wird es wohl vor allem Fachberater treffen.
Die umstrittene Kampagne „High-Tech-Fetish“ werden die neuen Eigentümer bald abstellen.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.