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Metallerlohnrunde gestartet

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Die Arbeitgeber wollen weitere Flexibilisierungen bei der Arbeitszeit und dem Lohnabschluss. Für die Gewerkschaft bleibt die Stärkung der Kaufkraft vorrangiges Ziel.

Der Startschuss für die heurige Herbstlohnrunde ist gefallen: Erstmals nach dem Rücktritt von Rudolf Nürnberger als Chef der Metallergewerkschaft hat sein Nachfolger Erich Foglar den Arbeitgebern das Forderungspaket der Arbeitnehmer übergeben.

Feilschen um Prozente
Gefordert wird wie in den vergangenen Jahren eine Erhöhung der Ist- und der Kollektivvertragslöhne und -gehälter ohne Angaben von Prozenten. Gemeinsam mit den Industrieangestellten wird insgesamt für rund 180.000 Beschäftigte verhandelt.

Im Anschluss an die Übergabe folgt das traditionelle Wirtschaftsgespräch zur aktuellen Konjunktur und zur Situation der Unternehmen. Das echte Feilschen um Prozente folgt am kommenden Dienstag. Der Abschluss der Metaller hat traditionell Signalwirkung für alle weiteren Kollektivvertragsrunden.

Industrie will ein neues Lohnmodell
Die Industrie will heuer über ein neues Lohn- und Gehaltsmodell mit einer an die Inflationsrate gebundenen Lohnautomatik plus einer gewinnabhängigen Einmalzahlung verhandeln. Die Gewerkschaft lehnt das ab, sie will auf Grund der guten Unternehmensgewinne heuer eine ordentliche Lohn- und Gehaltserhöhung durchsetzen. Für die Arbeitnehmer steht die Absicherung des Lebensstandards und der Kaufkraft im Vordergrund.

Flexibilisierung und Gewinnbeteiligung
Man könne in der heutigen Zeit, wo nicht einmal mehr Branchenkonjunkturen wirklich stattfinden, sondern es einzelnen Unternehmen der gleichen Branche durchaus gut und anderen schlecht geht, nicht alle Unternehmen über einen Kamm scheren, so Arbeitgeber-Chefverhandler und Leitz-Boss Hermann Haslauer. Deshalb suche die Industrie nach Lösungen, die es ermögliche, mehr Verantwortung in die Betriebe zu verlagern. Die Frage der Flexibilisierung und eine ergebnisorientierte Entlohnung, sowie eine mögliche Gewinnbeteiligung seien daher wesentliche Diskussionspunkte.

3,1 Prozent vom Vorjahr eher Obergrenze
Einig sind sich die Wirtschaftsforscher, dass die Unternehmen heuer gut verdient haben. Trotzdem halten sie einen Dreier vor dem Komma für eher unwahrscheinlich. Die Inflation ist heuer niedriger, so Helmut Hofer vom Institut für höhere Studien (IHS). Die Frage sei auch, ob die Konjunktur anhalte. "2,9 Prozent ist wahrscheinlicher als 3,1 Prozent", so Hofer.

3,1 Prozent wie der Vorjahresabschluss ist für Alois Guger vom Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) "eher die Obergrenze". Die Inflationsrate liege um gut einem halben Prozentpunkt unter dem Vorjahr. Unternehmensgewinne seien zwar gut, die Entwicklung aber zwiespältig. Die Forderung der Industrie, einen Teil des Lohns als Prämie auszuzahlen, sei ein Ansatz, problematisch sei es aber, eine transparente Formel für die Gewinnermittlung zu finden.

Metallergewerkschaft und Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) verhandeln auch heuer wieder gemeinsam. Die Arbeitnehmer werden von Erich Foglar und Karl Proyer vertreten. Auf Arbeitgeberseite verhandeln Hermann Haslauer und Christoph Hinteregger. Der neue Kollektivvertrag soll mit 1. November in Kraft treten. Im Vorjahr hatte man sich auf eine Erhöhung der Ist- und KV-Löhne und Gehälter um 3,1 Prozent geeinigt.

Handel startet am 19. Oktober
Die Kollektivvertragsrunde für 500.000 Angestellte im Handel und in verwandten Berufen startet am 19. Oktober. Handels-Verhandler in der Gewerkschaft der Privatangestellten, Manfred Wolf, wünscht sich eine "deutliche reale Erhöhung der Bezüge".

Um den Lebensstandard von Teilzeitbeschäftigten abzusichern, sollen vor allem niedrige Einkommen stärker angehoben werden. Für Teilzeitbeschäftigte fordert die Gewerkschaft eine zusammenhängende Mindestarbeitzeit von 4 Stunden täglich, außerdem soll bei regelmäßig geleisteter Mehrarbeit über einen Zeitraum von einem Jahr der Dienstvertrag entsprechend angepasst werden. Im Vorjahr einigten sich die Sozialpartner im Handel auf eine Erhöhung der Kollektivvertragslöhne um 2,65 Prozent bei Beibehaltung der Überzahlungen.

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