Geld

Milch wird teurer - Bauern kriegen keinen Cent

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Milch wird in den Supermärkten - schon wieder - teurer, aber die Bauern bekommen trotzdem nicht mehr Geld.

Der Diskonter Hofer hat bereits vergangene Woche die Preise für Milch und Butter angehobe. Die Handelskette Spar zieht kommenden Montag nach, sagte Sprecherin Nicole Berkmann. Für einen Liter Spar-Vollmilch müssen die Konsumenten dann 85 statt bisher 79 Cent bezahlen, Spar-Butter wird 1,19 Euro kosten und damit um 10 Cent mehr. Laut SN soll auch Mitbewerber Rewe (Billa) folgen.

Lieferboykott hat nichts gebracht
Doch obwohl die Konsumenten tiefer in die Tasche greifen müssen, bekommen die Bauern von den Molkereien nicht mehr für ihre Milch. Der Lieferboykott der heimischen Milchbauern Anfang des Monats hat nicht, wie gewünscht, dazu geführt, dass die Milchbauern einen höheren Preis von den Milchverarbeitern bekommen. Laut "Salzburger Nachrichten" hat die Salzburger Käserei Woerle den Auszahlungspreis für die Bauern bereits unmittelbar nach dem Ende des Streiks gesenkt. Vor zwei Wochen folgte auch die Alpenmilch Salzburg und nahm den Preis rückwirkend per 1. Juni um 3 bis 4 Cent zurück. Adolf Marksteiner von der Landwirtschaftskammer Österreich sieht das "sehr problematisch". Man müsse unbedingt vermeiden, dass Preissenkungen rückwirkend durchgeführt werden.

"Preise dürfen nicht gesenkt werden"
Mit 1. Juli wird auch die Großmolkerei Berglandmilch mit Sitz in Pasching bei Linz den Erzeugerpreis um 1,8 Cent auf rund 38 Cent netto senken, schreiben die "Salzburger Nachrichten". Laut Marksteiner ein "verkraftbarer Rückgang". Marksteiner gibt zu bedenken: "Alles wird teurer nur die Milchprodukte dürfen nicht teurer werden." Sein Appell lautet: "Die Preise müssen möglichst gleich bleiben und dürfen nicht leichtfertig gesenkt werden."

Der Streik der Bauern Anfang Juni habe vor allem in Salzburg zu enormen Lieferausfällen geführt, sagte Marksteiner. An manchen Tagen seien 60 Prozent weniger Milch geliefert worden. Nun seien es gerade die Salzburger Molkereien Woerle und Alpenmilch, die die Preise am abruptesten senken. Diese hätten Angst, dass, wenn sie den Verkaufspreis nicht senken, sie am Markt nicht mithalten können und "rausfliegen".

"Molkereien nicht auf unserer Seite"
Die IG Milch, Initiator des Lieferboykotts, ist über die momentane Situation naturgemäß nicht glücklich. "Die Molkereien stehen nicht auf unserer Seite", sagte IG Milch-Obmann Ewald Grünzweil zur APA. Auf dem sogenannten "Milch-Gipfel", wo Spitzenvertreter von Handel, Landwirtschaft und Industrie diskutierten, hätten die entsprechenden Vertreter zugesichert, dass es keine Bauernmilchpreissenkungen mehr gibt. Jetzt sei Bauernbund-Präsident Fritz Grillitsch auf Tauchstation gegangen. IG Milch-Obmann-Stellvertreter Ernst Halbmayr sprach von einem Ergebnis, das "noch nicht zufriedenstellend" ist. Er fordert eine Lösung auf politischer Ebene, nämlich das Mengensteuersystem sowie die Bildung von Erzeugergemeinschaften. Halbmayr: "Das ist ein Prozess, der noch lange dauern wird."

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