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Schlammschlacht zwischen VW und Porsche

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Der Sportwagenhersteller will der Zwangsheirat mit Europas größtem Autobauer nicht zustimmen. VW legte deshalb die Gespräche auf Eis. Es kommt zu einem Machtkampf zwischen Piech und der Porsche-Familie.

Eine Liebesheirat sieht anders aus. Bevor das Programm für die Hochzeit von Europas größtem Autobauer Volkswagen (VW) mit der kleinen Sportwagenschmiede Porsche steht, eskaliert der Streit über den Ehevertrag zur Schlammschlacht. Vorläufiger Höhepunkt: Volkswagen legt am Sonntag überraschend die Gespräche über eine Verschmelzung der beiden Autobauer bereits nach knapp einer Woche auf Eis. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh ist der Kragen geplatzt. Hinter vorgehaltener Hand heißt es in Wolfsburg, die Gesprächspartner von Porsche ließen "kein nachhaltiges Interesse an einer Lösung mit VW erkennen".

Ärger bei Osterloh
"Wir sind nicht diejenigen, die um Gespräche gebeten haben. Und wir lassen es nicht zu, dass Volkswagen und einzelne Personen unseres Unternehmens in Misskredit gebracht werden, weil es bei Porsche keine Linie gibt", lässt Osterloh seinen Ärger in Richtung Stuttgart raus. Die Familie Porsche müsse endlich Tacheles reden. "Wenn man dann wieder auf Volkswagen zugeht, dann muss klar sein, worüber wir überhaupt sprechen wollen. Verkauf, Fusion oder etwas ganz anderes." VW habe keinerlei Druck.

Die Porsche-Führung verkenne die derzeitige Lage total. Es sei eine "Dolchstoßlegende", dass VW Porsche "fertigmachen" wolle. Vielmehr sei die Familie Porsche nach Niedersachsen gekommen und habe gebeten, eine Übernahme des Sportwagenbauers durch Volkswagen zu prüfen. Die finanzielle Situation in Stuttgart sei "äußerst brenzlig".

Porsche schweigt eisern
Nach dem Stopp der Gespräche liegt der Ball nun bei Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche. Denn zu welchen Konditionen die Auto-Ehe geschlossen werden soll, liegt am Ende in den Händen der Porsche-Eigentümerfamilien Porsche und Piech. Ein gewichtiges Wort hat auch der zweite VW-Großaktionär Niedersachsen mitzureden. Während sich der mächtige Patriarch Ferdinand Piech bereits klar positioniert hat, hat sein Cousin und Porsche- Familienoberhaupt Wolfgang Porsche bisher eisern geschwiegen.

Piech hatte vor wenigen Tagen durchblicken lassen, dass er eine Übernahme von Porsche durch VW und die anschließende Integration des Sportwagenbauers in den Konzernverbund favorisiert. Ob er sich damit auch beim Porsche-Stamm durchsetzten kann, oder ob es dem stark angeschlagenen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking gelingt, das Steuer doch noch herumzureißen, könnte sich bereits am Montag zeigen.

Entscheidende Sitzung
Dann tagt in Weissach der Porsche-Aufsichtsrat, dem auch der engste Familienkreis angehört. Alles hänge nun von dieser Sitzung ab, heißt es in Stuttgart. Das Treffen dürfte kein leichtes werden: Angeblich haben die öffentlichen Äußerungen Piechs zur Zukunft des Autoimperiums auch für Krach zwischen den beiden Familienstämmen gesorgt. Es werde mit einer Aussprache gerechnet, hieß es in Stuttgart. Piech hatte zuletzt betont: "Wir sind in Grundsatzfragen nicht auseinander."

Für den bereits angezählten Wiedeking wird die Luft immer dünner. Auch am Wochenende gab es wieder Rückendeckung für VW-Chef Martin Winterkorn als Kopf des neuen Konzerns. Mit dem Rücken zur Wand stehend bastelt Wiedeking dem Vernehmen nach dennoch weiter an einer Lösung des massiven Schuldenproblems der Stuttgarter. Er sei auf der Suche nach arabischen Investoren, hieß es in Medienberichten. Diese könnten demnach an Porsches umfangreichen Optionen auf VW-Aktien interessiert sein. Porsche hält derzeit knapp 51 Prozent an VW und hat dem Vernehmen nach Optionen auf weitere bis zu 24 Prozent. Mit dem Verkaufserlös wolle Wiedeking den Milliarden-Schuldenberg abtragen, hieß es.

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