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"Standort Wien schon ruiniert"

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Die aktuelle Schwäche der AUA gefährde den Standort Wien, sagt Niki Lauda im ÖSTERREICH-Interview.

ÖSTERREICH: Die Spritpreisexplosion bringt die Luftfahrt in massive Turbulenzen. Wie manövrieren Sie Ihre Airline NIKI durch die Krise?

Niki Lauda: Durch das Low-Cost-Konzept und eine schlanke Organisation bin ich von vornherein besser aufgestellt als alteingesessene Airlines, deren Strukturen nicht den heutigen Herausforderungen entsprechen. Es ist enorm wichtig, schnell reagieren zu können,

ÖSTERREICH: Wie denn?

Lauda: Wir haben soeben zehn neue Embraer-190-Flieger bestellt, die ersten beiden kommen im Mai und Juni 2009. Bei drei täglichen Innsbruck-Flügen spare ich mit der Embraer pro Tag drei Tonnen Sprit. Sie fliegt 20 % billiger als der kleinste Airbus und ist ideal für den Aufbau neuer Strecken. Natürlich hilft mir auch, dass es die SkyEurope in Österreich praktisch nicht mehr gibt und die AUA mit anderen Problemen beschäftigt ist.

ÖSTERREICH: Wie sehen Sie die Partnersuche der AUA?

Lauda: Am meisten ärgert mich, dass es immer heißt, wenn die Lufthansa oder ein anderer bei der AUA einsteige, sei der Standort Wien in Gefahr. Der ist doch jetzt schon ruiniert durch die Schwäche der AUA. Die Chicago-Flüge sind eingestellt, New York ist reduziert, auch auf der Kurzstrecke werden sie einiges streichen müssen. Wenn die AUA nicht fliegt, weil sie nicht kann, ist der Standort mehr gefährdet.

ÖSTERREICH: Die Passagierzahl am Flughafen steigt aber.

Lauda: Das Wachstum kommt ausschließlich von den Low-Cost-Airlines.

ÖSTERREICH: Bei der AUA ist also Eile geboten?

Lauda: Ja, aber zuerst muss mal ein Privatisierungsauftrag her. Jetzt lässt die ÖIAG als Hauptaktionärin wieder teure Gutachten produzieren, wo vorher schon klar ist, was drinsteht. Dass die AUA nur mit fremder Hilfe wieder hochkommen kann, weiß jeder. Solche Gutachten werden nur zur Überzeugung der Politiker erstellt. Dass die ÖIAG das zulässt, ist die größte Frechheit angesichts der wirklichen Problematik der AUA, wo es auch um Arbeitsplätze geht.

ÖSTERREICH: Denken Sie, dass Jobs auf dem Spiel stehen?

Lauda: Da redet kein Mensch drüber, weil sich keiner traut – aber da die AUA drei Boeing 767 stilllegt, ist das logisch. Wenn es weniger zu fliegen gibt, müssen Arbeitsplätze dran glauben. Jeder Tag, an dem nur herumgeredet wird statt zu handeln, gefährdet Jobs.

ÖSTERREICH: Zuletzt kamen auch chinesische oder jordanische Airlines ins Gespräch als mögliche AUA-Partner. Ist das realistisch?

Lauda: Völliger Blödsinn. Die Unternehmenskulturen wären viel zu verschieden, das würde nie funktionieren.

ÖSTERREICH: Zurück zu NIKI. Werden Sie auch heuer positiv fliegen?

Lauda: Eindeutig ja. Im ersten Halbjahr liegen wir rund 1,2 Mio. Euro über Budget. Die Auslastung ist gut, beim Spritpreis sind wir abgesichert, da passiert nichts.

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