VW haut auf die Pauke: Zwölf neue Modelle sollen kommen. Darunter das Ein-Liter-Auto.
Mit einer erneuten Modelloffensive will Europas größter Autobauer Volkswagen in den nächsten Jahren Absatz und Gewinne kräftig steigern. VW-Chef Martin Winterkorn kündigte auf der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA in Frankfurt bis 2010 zwölf neue Konzernautos an. Dies seien ganz neue Produkte, zumeist in Segmenten, in denen VW bisher noch nicht vertreten sei.
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Vorbild Toyota
Ein Beispiel nimmt sich der VW-Konzern vor allem
am japansichen Konkurrenten Toyota. "Toyota hat seinen Absatzvorsprung
auf Gebieten geschafft, wo wir in den vergangenen Jahren nichts gemacht haben",
sagte Winterkorn zur FTD. Durch Pick-ups, Geländewagen und Familienvans sei
der große Abstand entstanden. "Dort werden wir nachholen."
Winterkorn will Europas größten Autobauer in den nächsten Jahren auf
Augenhöhe mit Toyota bringen.
Das Ein-Liter-Auto kommt
Doch nicht nur ein VW-Pick-up steht
ganz oben auf der Liste. Volkswagen will am Ende dieses Jahrzehnts ein Auto
anbieten, das auf 100 Kilometern nur einen Liter Benzin verbraucht. "Wir
wollen das Ein-Liter-Auto 2010 auf den Markt bringen", sagte
VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech. Unter welcher Marke das Fahrzeug
laufen soll, sei noch offen.
Stadt-Auto für 10.000 Euro
Wichtigste IAA-Neuheit bei VW
ist die Studie "Up!" eines neuen kleinen Stadtwagens für deutlich
unter 10.000 Euro, der in den Metropolen Europas ein "Trendsetter"
werden und in anderen Versionen VW auch in Schwellenländern Marktanteile
erobern soll. " Zudem stellte VW den neuen Tiguan vor, einen kompakten
Geländewagen (SUV) der in diesem Herbst in den Handel kommt.
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Winterkorn bekräftigte seine Erwartung, in diesem Jahr über sechs Mio. Autos zu verkaufen. Angesichts der glänzenden Zahlen, die der Konzern im ersten Halbjahr vorgelegt hat, soll das Ergebnis vor Steuern nun bereits in diesem Jahr 5,1 Mrd. Euro erreichen - das war bisher das Ziel für 2008.
Kein Sparprogramm
Auf der Kostenseite müsse VW "einen
weiteren großen Schritt" machen. Ein neues Sparprogramm sei aber
nicht erforderlich. Bis August 2007 hat der Konzern weltweit 4,07 Mio. Autos
ausgeliefert, ein Plus gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 8,4 Prozent.
Einen neuen Verkaufsrekord habe die Marke Volkswagen erreicht mit 2,4 Mio.
Autos und einem Plus von 8,3 Prozent.
10% mehr Absatz
VW will in den nächsten Jahren Absatz und
Produktivität um jährlich zehn Prozent steigern. Es gehe allerdings nicht
allein um höheres Volumen. "Unser Ziel ist profitables Wachstum",
sagte Winterkorn. Die Beschäftigten müssten dabei mitgenommen werden,
betonte der VW-Chef zu den jüngsten Diskussionen um Äußerungen des
Vorstandsvorsitzenden von VW-Großaktionär Porsche Wendelin Wiedeking über
Mitbestimmung und Arbeitnehmerrechte bei VW. Winterkorn sagte, man könne die
Beschäftigten nur dann dazu bringen, die Optimierung von Arbeitsprozessen
und Erhöhung der Effizienz mitzutragen, wenn man ihnen klar mache, dass ihre
Arbeitsplätze nicht verloren gehen. "Wir diskutieren unseren
Haustarif nicht", betonte Winterkorn.
Porsche hält 31 Prozent
Porsche hält knapp 31 Prozent an VW
und ist damit größter Aktionär. Zusätzlich hat Porsche nach den Worten von
Wiedeking Optionen, "um unseren Anteil ordentlich aufzustocken".
Entschieden werde darüber aber erst, wenn der Europäische Gerichtshof sein
Urteil über das VW-Gesetz gefällt habe. Das Gesetz begrenzt die Stimmrechte
unabhängig von der Höhe des Aktienbesitzes auf 20 Prozent. "Wir
gehen davon aus, dass das Gesetz fallen wird", sagte Wiedeking. "Dann
ist der Weg frei".