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Wechselt Wrabetz seine Mannschaft aus?

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Der Sparkurs bleibe "nicht ganz ohne Auswirkungen" auf ORF-Programme.

Drei Jahre nach seiner Wahl zum ORF-Generaldirektor denkt Alexander Wrabetz nicht an ein vorzeitiges Ende seiner Amtszeit. Trotz Finanzdruck, "teilweise unerfreulicher Quotenentwicklung" und den jüngsten Diskussionen um seine Person will Wrabetz Österreichs größten Medienkonzern noch mindestens zweieinhalb Jahre führen. Ob auch sein Direktorium unangetastet bleibt, darauf legte sich Wrabetz nicht fest. In seinem Sparvorhaben sieht sich Wrabetz auf Schiene, wobei er einräumte, dass dies "trotz aller Bemühungen nicht ganz ohne Auswirkungen auf das Programm bleiben" kann. Ein großes Herbst-Event à la Starmania sei daher für heuer nicht geplant, sehr wohl aber diverse Programm-Innovationen, insbesondere in ORF 1.

Wechsel der Mannschaft
"Unerfreulich", so Wrabetz, seien für ihn die aktuellen Quoten. Im Juli lag der Marktanteil beider ORF-Programme - "trotz überlegener Marktführerschaft" - in den Kabel- und Satellitenhaushalten bei nur 34 Prozent. "In Deutschland würde man bei diesen Zahlen in Jubelschreie ausbrechen - ich bin damit nicht zufrieden. Die Performance sollte teilweise besser sein", das werde auch mit den dafür verantwortlichen Fernseh-Direktoren, Programmverantwortlichen und Planungszuständigen erörtert. Auf die Frage, ob Wrabetz in dem Zusammenhang an einen Austausch einzelner Direktoren denkt, meinte er: "Man muss sehen, ob das Problem temporäre Ursachen hat oder ob es auch strukturelle und strategische Fragen gibt, wo wir uns besser aufstellen müssen. Bevor man über personelle Fragen nachdenkt, müssen die Strategien und Strukturen geklärt sein."

Quote
An der Abwärtsbewegung der Quoten trage aber nicht zuletzt der durch die Digitalisierung veränderte Fernsehmarkt Schuld. So sei die durchschnittlich in KaSat-Haushalten empfangbare Anzahl an Sendern von 56 im Jahr 2007 auf derzeit 88 gestiegen, erklärte Wrabetz. Jahrelang galten 40 Prozent Marktanteil als Mindestflughöhe für die beiden ORF-TV-Sender. Eine neue Schmerzgrenze will der ORF-Chef nicht ausrufen, er hält es aber angesichts der europäischen Entwicklung für realistisch, dass sich der Marktanteil "mittelfristig zwischen 30 und 35 Prozent einpendeln" werde.

Sparen bei Events
Dass der Sparstift auch im ORF-Programm zu sehen sein wird, ist laut Wrabetz nicht ganz zu vermeiden. Dennoch werde man trotz aller Sparnotwendigkeiten eine Reihe von neuen Programmangeboten wie die Gedankenleser-Show "Der Mentalist" oder den Ski-Promi-Event "Das Rennen" anbieten. Ein großes Herbst-Event nach dem Vorbild von "Starmania" oder "Dancing Stars" werde es aber nicht geben. Damit das Publikum vom Spardruck des Senders aber so wenig wie möglich mitbekommt, soll Verzichtbares ersetzt werden. Mittelfristig soll etwa die Formel 1 gegen österreichisches Programm eingetauscht werden. Der Spartensender ORF Sport Plus, den Informationsdirektor Elmar Oberhauser aus Kostengründen für nicht mehr tragbar erklärte, werde "aus heutiger Sicht erhalten bleiben, fraglich ist nur, in welchem Umfang."

Zukunft
Auf dem Chefsessel des öffentlich-rechtlichen Senders sieh sich ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz auch in einem Jahr noch. Der anstehenden Gesetzesnovelle, von der es ursprünglich hieß, sie könnte einen Wechsel in der ORF-Geschäftsführung und eine Umwälzung der Strukturen mit sich bringen, sieht Wrabetz gelassen entgegen.

Gesetzesänderungen
Für gravierende Gesetzesänderungen sieht Wrabetz derzeit auch keine Veranlassung. Im Rahmen des EU-Verfahrens seien die Bedenken der Kommission gegen das Finanzierungssystem des ORF ausgeräumt worden. Auch "die Form des Auftrages, den wir für ORF 1 und ORF 2 haben, wurde als hinreichend bestimmt anerkannt". In seinem Sparvorhaben sowie den Umstrukturierungen sieht sich der ORF-Chef auf Kurs. Trotz Konjunkturkrise, die auch am ORF und vor allem den Werbeeinnahmen des Senders nicht unbemerkt vorübergeht, will Wrabetz "mit entsprechenden Maßnahmen versuchen, so nah wie möglich an das für 2009 geplante Minus von 29 Millionen Euro zu kommen". Ohne Maßnahmen käme der Konzern auf ein Jahres-EGT von minus 53 Mio. Euro.

Mitarbeiter-Abbau
Mit dem Handshake-Programm, das Ende August abgeschlossen wird, habe der ORF "volumenmäßig erreicht, was wir wollten. Viele Führungskräfte gehen, wodurch Neustrukturierungen möglich werden." Allein in der Generaldirektion werden vier Hauptabteilungsleiterpositionen eingespart und die Strukturen gestrafft. Die Geschäftsführung rechnete ursprünglich mit rund 190 Mitarbeitern, die sich per Handshake aus dem Unternehmen verabschieden - "nach jetzigem Stand werden wir bei über 150 liegen". Das Ziel, bis 2011 etwa 440 Mitarbeiter abzubauen "werden wir erreichen". Bis zum Juni 2009 wurde der Mitarbeiterstand gegenüber Dezember 2007 laut Wrabetz bereits um 174 Vollzeitäquivalente gesenkt.

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