Lifestyle

Vom besten Anzug zum besten Objekt

Teilen

Weltpremiere für Design-Star Helmut Lang als Künstler in Hannover.

Vor vier Jahren verkaufte Star-Designer Helmut Lang seine Firma komplett an Prada, 2005 zog er sich aus dem Modezirkus zurück. Jetzt wartet der einflussreichste Modeschöpfer der 90er Jahre mit seiner ersten Kunst-Einzelausstellung in einem Museum auf. Die Weltpremiere geht ausgerechnet in Hannover über die Bühne, das sich mit dem Projekt "Hannover goes Fashion" für zwei Monate in eine Kunst- und Modemetropole verwandeln will.

Reduktion und Revolution
Der gebürtige Österreicher Lang zettelte als Meister der Reduktion eine Revolution auf dem Laufsteg an - einen Gegenpart bildet die "Leigh Bowery"-Schau im Kunstverein Hannover. Bowery (1961-1994) inszenierte sich zunächst in der Londoner Clubszene mit seinen opulenten Kostümen selbst als schrilles lebendes Kunstwerk.

"Alles gleich schwer"
"Alles gleich schwer" lautet der Titel von Helmut Langs Schau in der Kestnergesellschaft. Seine Zeit als Modemacher ist hier nur noch eine verblassende Erinnerung: Auf die Wände sind unscharfe Filme von früheren Defilees projiziert. Wer mehr erkennen will, muss hinter eine verspiegelte Glaswand treten, und findet sich selbst auf dem Laufsteg wieder.

"Es geht um dich"
Es geht eigentlich um dich, lautet Langs Botschaft. Identität im Wandel ist ein großes Thema für den in New York und auf Long Island lebenden 52-Jährigen: Von hölzernen Adlern, die einst in seinem New Yorker Geschäft standen, hat er Flügel und Klauen abgeschnitten und sie mit Teer bearbeitet.

Freigeist und Querdenker
Wie in seinen Kollektionen sind Materialien entscheidend: Er baut einen Maibaum aus Abwasserrohren, schafft aus geschichtetem Architektenpapier Ersatzhäute oder bessert eine ramponierte Discokugel mit Stofffetzen aus. "Er war immer ein Freigeist und Querdenker, das ist er auch in der Kunst", sagt Kurator Frank-Thorsten Moll, der den medienscheuen Modestar in dessen New Yorker Atelier als "sehr entspannt und zugänglich" erlebte. Lang sei immer auf der Suche nach dem bestmöglichen Ding, erklärt Moll. "Früher war das der bestmögliche Anzug, heute das bestmögliche Objekt."

Foto:(c)absolut.com

Termine
Termin: bis 2. November. Ort: Kestnergesellschaft Hannover. Katalog: erscheint zu Ausstellungsbeginn. Die Schau ist Teil des Gemeinschaftsprojekts "Hannover Goes Fashion". Unter diesem Motto präsentieren ab 31. August zehn Museen und Kulturinstitutionen Ausstellungen zum Thema Kunst und Kultur in der Mode.

Mehr Info unter:
http://www.kestnergesellschaft.de, http://www.kunstverein-hannover.de

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.