Irreführung

Immer mehr Schummel-Lebensmittel

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Viele Produkte halten nicht, was ein schneller Blick auf die Packung verspricht.

Käse ohne Milch, Pizza ohne echten Schinken, Fertigprodukte mit verwirrender Etikettierung: Wer im Supermarkt einkauft, wird leicht in die Irre geführt. Viele Produkte halten nicht, was ein schneller Blick auf die Verpackung verspricht - abseits von klassischen Nahrungsmitteln orten Konsumentenexperten der Arbeiterkammer vor allem bei Convenience-Produkten versteckte Fallen. "Man muss sich wirklich informieren und darf sich nicht auf das Verlassen, was vorne draufsteht", warnt Ernährungswissenschafterin Sabine Bisovsky, die sich mit der APA und der AK bei einem gemeinsamen Einkaufsbummel auf die Suche nach den Tricks der Herstellern gemacht hat.

Der Teufel steckt im Detail: Was Schokosoße heißt, beinhaltet mitunter nur Kakaopulver. Ein Hühnerfleisch-Aufstrich besteht vor allem aus Fett sowie Öl und nur zu 24 Prozent aus Fleisch. In Fertig-Marinade findet man trotz der Aufschrift "jetzt zehn Prozent mehr Kräuter" Petersilie, Schnittlauch und Co. nur zu einem Gesamtanteil von einem Prozent - Geschmacksverstärker und Aromen dominieren die Zutatenliste.

Vorsicht bei weiterverarbeiteten Nahrungsmitteln und Getränken
Der Lokalaugenschein zeigt deutlich, dass weniger bei "klassischen" Waren wie Gebäck, Milchprodukten oder Wurstwaren getrickst wird, sondern vor allem bei weiterverarbeiten Nahrungsmitteln. Genau schauen sollte man auch in der Getränkeabteilung, in der sich in manchen Saft nur zwölf Prozent Fruchtanteil finden. Getrickst wird auch bei den Inhaltsstoffen: Wo Kiwi draufsteht ist manchmal vor allem Apfelsaft drin, in Spaghetti mit Schinken-Soße vor allem Speck.

Auf die Packung darf man sich laut Bisovsky auf keinen Fall verlassen: Fitness-Cerealien mit gesundem Vollkorngetreide auf der Packung bestehen manchmal zu einem Viertel aus Zucker, gleiches gilt für viele Müsliriegel, warnt sie. "Das ist eigentlich eine Süßigkeit".

Zutatenliste genau lesen!
Behelfen können sich Konsumenten nur mit einem genauen Blick auf die Zutatenliste bzw. die Reihenfolge der Inhaltsstoffe: "Was als erstes angeführt wird, ist mengenmäßig am meisten enthalten", erklärt die Ernährungsexpertin. Das Lebensmittelgesetz schreibt vor, dass die Reihenfolge den Anteil der Zutaten widerspiegelt. Wenn nach Getreide an zweiter Stelle Zucker steht, ist das eindeutig zu viel, mahnt Bisovsky. Was nach Salz oder Aromastoffen aufgelistet wird, ist hingegen nur mehr minimal enthalten - auch wenn ein Fertignudel-Packung beispielsweise durch einen großer Korb mit Gemüse etwas anderes suggeriert.

Mit dieser Grundregel lässt sich auch Analogkäse und Schummelschinken leicht entlarven: Beim Käse muss Milch an erster Stelle angeführt werden, bei Schinken Fleisch. Positiv sieht Bisovsky Imitat-Produkte trotz Argumenten wie einer geringeren Wahrscheinlichkeit für Allergien oder einem geringeren Fettanteil nicht. "Beim Käse ist es sicher nicht gut, weil Milch eine wichtige Kalziumquelle ist", so die Expertin. "Bei Schinkenimitaten kauft man relativ viel Wasser für teures Geld."

Die Agrarmarkt Austria Marketing GesmbH (AMA) veröffentlichte am Dienstag ein Auflistung der Unterschiede zwischen "echten" Nahrungsmitteln und Imitaten: Analog-Käse bestehen demnach vor allem aus Pflanzenfett wie Palm-Öl und Aromen, es fehlen wichtige Nährstoffe. Das gilt auch für "Schlagobers-Imitate" auf Pflanzenfettbasis.

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