Opfer erzählen über ihre Angst

Silikon-Skandal: "Wir hatten Gift im Busen"

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Offiziell sind es bei uns nur 8 Frauen, die das Giftsilikon in sich tragen.

Weihnachten verbrachte Ibolya Oberrauter (37) in Angst. Lange fühlte sie sich vom Silikon-Skandal nicht betroffen, bis sie zu den Weihnachtsfeiertagen einen Blick in ihren Implantatpass riskierte. Als sie „Poly Implant Prothese“ las, kam das böse Erwachen. „Seither hatte ich das Gefühl, einen Feind im Körper zu tragen“, so die Betroffene. Ihr Traum von Körbchen 75 B wurde zum Horror.

300.000 Betroffene
Die französische Firma löste einen noch nie dagewesenen Skandal aus. Sie füllte in die Kissen gefährliches Industriesilikon, das zum Füllen von Matratzen verwendet wird. 300.000 Frauen in 65 Ländern tragen die Giftkissen in sich. In Frankreich erkrankten 20 Opfer an Krebs. Alle trugen eine tickende Bombe in sich.
Nicht allen Opfern wurde so schnell geholfen wie der Wienerin. Am Montag wurden die Implantate vom Wiener Beauty-Arzt Thomas Aigner kostenlos entfernt. Er initiierte die einmalige Aktion für alle betroffenen Frauen in der Privatklinik Währing.

Jahrelanger Betrug
Auch wenn die Wienerin jetzt wieder lachen kann, fragt sie sich: Wie konnte der größte Gesundheitsskandal passieren?

Der Firmenschef Jean-Claude Mas (72) – er wird mittlerweile per Interpol gesucht – erschlich sich über zehn Jahre durch Betrug die Genehmigungen. Offenbar fälschte er jahrelang Bescheinigungen, dass das korrekte Silikon verwendet wurde.

In Frankreich fiel der große Pfusch erst auf, als die Ärzte immer mehr Frauen mit geplatzten Implantaten operieren mussten und das Giftsilikon entdeckten.

Opfer: "Ich ging vor Angst durch die Hölle"

ÖSTERREICH: Frau Oberrauter, warum haben Sie sich zu einer Brustvergrößerung entschlossen?
Ibolya Oberrauter: Meine Brust war sehr knabenhaft, ich hatte eigentlich überhaupt keinen Busen. Das war ein großer psychischer Druck für mich, weil ich als junges Mädchen von den Burschen immer gehänselt wurde. Sätze wie „Wo hast’ deinen Busen vergessen? Im Nachtkastl?“ hörte ich öfter. Vor zehn Jahren erfüllte ich mir den Traum.

ÖSTERREICH: Wo haben Sie die Busen-OP machen lassen?
Oberrauter: Da ich in Ungarn geboren bin und weil es dort auch billiger ist, in meiner Heimat. Es war ein sehr alter Arzt, der mir die Implantate eingesetzt hat.

ÖSTERREICH: Wie haben Sie erfahren, dass Sie die gefährlichen PIP-Implantate im Busen haben?
Oberrauter: Als ich die Meldung zum ersten Mal im Radio hörte, fühlte ich mich nicht angesprochen. Dann steigerten sich die Medienberichte und ich schaute zur Sicherheit in meinen Pass. Als ich den Hersteller las, hatte ich einen Schock. Ich bekam Gänsehaut.

ÖSTERREICH: Wie groß war die Angst?
Oberrauter: Die Angst steigerte sich von Tag zu Tag. Ich ging durch die Hölle, weil man immer mehr das Gefühl hat, einen Feind im Körper zu tragen. Zum Glück wurde mir durch Dr. Thomas Aigner sehr schnell geholfen. Vor fünf Tagen wurden die Giftimplantate gegen neue getauscht.

ÖSTERREICH: Wie fühlen Sie sich jetzt?
Oberrauter: Die Erleichterung ist groß, ich fühle mich gerettet. Ich kann wieder lachen. Jetzt habe ich das Gefühl, Designer-Implantate statt Billig-Silikon in mir zu tragen.

Interview: Ida Metzger
 

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