Sex-Attacken im Job

#metoo: Nina Proll spaltet das Land

Teilen

Der Streit zwischen Schauspielerin Nina Proll und Feministinnen spaltet das Land.

Wann beginnt sexuelle Belästigung? Weltweit äußerten sich unzählige Frauen unter dem Hashtag „metoo“ zu ihren eigenen ­Erfahrungen. Auch in Österreich: Moderatorin Bianca Schwarzjirg schloss sich der Kampagne an. Managerin Marika Lichter erzählte in oe24.TV von ihren traumatischen Erlebnissen als junge Künstlerin.

Diese hitzige Debatte eskalierte letztlich, als Schauspielerin Nina Proll, 43, (Vorstadtweiber) via Facebook ihre ganz eigene Sicht auf die Dinge darlegte: „Warum bestehen eigentlich immer die Feministinnen darauf, dass Frauen Opfer sind? Das verstehe ich nicht“, so sie.

Streit

In 20 Jahren im Schauspielgeschäft sei sie noch nie von einem Mann ­sexuell belästigt worden: „Aber das liegt vermutlich daran, dass ich sexuelle Annäherungsversuche von Seiten eines Mannes grundsätzlich erfreulich finde und einen solchen erst mal als Kompliment und nicht als Belästigung verstehe.“

Zu ihrem Post setzte sie den Hashtag „notme“. Ihr (ironischer) Vorschlag: „Lasst uns Sex verbieten, dann sind wir alle Probleme los. (…) Am besten, wir verbieten Männer!“

Damit löste sie einen wahren Shitstorm aus: „Hirnlos und ignorant“ sei das, was sie formulierte: „Das ist verächtlich, Frau Proll kennt den Unterschied zwischen Flirts auf Augenhöhe und sexuellen Übergriffen nicht“, wurde geschimpft.

Rückzieher

Nun hat Proll abermals gepostet. Sie sei völlig missverstanden worden, schreibt sie: „Ich habe nicht von Frauen gesprochen, denen tatsächlich Gewalt widerfahren ist, sondern von Schauspielerinnen, die behaupten, sie hätten Unzumutbares ertragen müssen, um Karriere zu machen.

Neues Posting: "Das machte mich nachdenklich"

Die wichtigsten Passagen aus Nina-Prolls neuem FB-Beitrag: „Die Reaktionen auf meine letzten Postings haben mich doch sehr nachdenklich gemacht. (…) Weder habe ich Gewalt gegenüber anderen Frauen geleugnet noch verharmlost, noch habe ich Frauen vorgeschrieben, wie sie was zu empfinden haben und es tut mir leid, wenn das jemand so verstanden hat.

Ich habe lediglich MEINE Geschichte erzählt und dabei das Selbstbestimmungsrecht der Frauen unterstrichen. Ich bin der Meinung, dass heutzutage keine Frau sexuelle Übergriffe stillschweigend über sich ergehen lassen muss. Mehr Gesetze und Anklagen werden allerdings das Problem nicht lösen. Genauso wenig wie ein FB-Posting. Es wird uns nicht erspart bleiben, die direkte Konfrontation mit Männern zu suchen, wenn wir das Bewusstsein der Männer für Übergriffigkeit schärfen möchten.“

#metoo: Nina Proll spaltet das Land
© Facebook

Angelika Hager: "Nicht alle Frauen sind Opfer"

Diese Menschenjagd, die jetzt auf Nina Proll veranstaltet wird, finde ich völlig überhitzt, aus der Proportion geraten und beklemmend. Sie hat so wie alle anderen im Hashtag-Pulk das Recht, ihre Sicht der Dinge zu äußern. Daraus eine Respektlosigkeit für jene Frauen abzuleiten, deren Biografien Traumatisierendes und Demütigendes im Umgang mit dem anderen Geschlecht aufzuweisen haben, ist unzulässig. Leider ist Facebook inzwischen zu einer Art Bassena verkommen, die viele als ein Forum für ihren Selbstverwirklichungs-Notstand missbrauchen. Dieser undifferenzierte Meinungsfaschismus, der aus dieser Social-Media-Dynamik entsteht, bringt uns keinen Zentimeter weiter.

#metoo: Nina Proll spaltet das Land
© Rafaela Pröll

Man sollte sich vor dieser dort angeheizten Pauschalisierungs-Ideologie schnellstens befreien: Es sind nämlich nicht alle Männer Täter und nicht alle Frauen Opfer. Und ich habe als Frau und Feministin auch gar keine Lust, in letzteres Eck gedrängt zu werden. Aber natürlich müssen mithilfe des Gesetzes und unseres gesunden Menschenverstands all jene geschützt werden, die sich nicht zur Wehr setzen können.

 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.