Während Massakers

Bataclan-Attentäter spielten Xylophon

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Ein Geheim-Bericht zeigt, wie eiskalt die Attentäter vorgegangen sind.

Drei Tage nach der Festnahme des mutmaßlichen Mittäters der Pariser Anschläge, Salah Abdeslam , haben die belgischen Ermittler einen weiteren Komplizen identifiziert. Wie die Staatsanwaltschaft am Montag mitteilte, wird nach dem 24-jährigen Najim Laachraoui gefahndet, der bisher unter dem falschen Namen Soufiane Kayal bekannt gewesen sei. Trotz der Ermittlungserfolge sei die Polizei aber "noch weit" vom Abschluss der Ermittlungen entfernt, sagte Generalstaatsanwalt Frederic van Leeuw.

Nachlesen: So lief die Verhaftung von Salah Abdeslam

Die Fingerabdrücke des flüchtigen Laachraoui, der 2013 nach Syrien gereist war, wurden nach Angaben der belgischen Staatsanwaltschaft in einem Haus in Auvelais bei Namur im Süden Belgiens und in einer Wohnung im Brüsseler Stadtteil Schaerbeek gefunden. Beide waren von den Paris-Attentätern genutzt worden. Nach Angaben aus französischen Ermittlerkreisen wurden auch an Sprengstoffen der Attentate vom 13. November DNA-Spuren Laachraouis gefunden.

An österreichischer Grenze kontrolliert

Am 9. September war Laachraoui zudem unter dem falschen Namen Kayal zusammen mit Abdeslam in einem Auto an der österreichisch-ungarischen Grenze kontrolliert worden. Der dritte Mitfahrer, der Algerier Mohamed Belkaid, war am vergangenen Dienstag bei einer Razzia im Brüsseler Vorort Forest erschossen worden.

Abdeslam, der seit den Anschlägen als einer der Mittäter gesucht wurde, war am Freitag in Brüssel gefasst worden. Er ist der Bruder eines der Selbstmordattentäter und soll drei der Attentäter zum Pariser Fußballstadion Stade de France gefahren haben. Nach Angaben des Pariser Staatsanwalts François Molins wollte er sich dort ursprünglich auch selbst in die Luft sprengen.

Die Ermittler verdächtigen Belkaid und Laachraoui, am Abend der Anschläge telefonisch mit den Attentätern in Kontakt gestanden zu haben. Demnach besteht die "hohe Wahrscheinlichkeit", dass Belkaid die SMS empfing, in der die Attentäter vom Konzertsaal Bataclan schrieben, dass sie nun beginnen würden. Der mutmaßliche Drahtzieher Abdelhami Abaaoud rief zudem eine belgische Nummer an, die womöglich Laachraoui gehörte.

Attentäter spielten Xylophon
Wie eiskalt die Attentäter vorgingen, zeigt ein Bericht des französischen Innenministeriums, der der "New York Times" vorliegt. Die drei bewaffneten Terroristen, die ein Massaker im Bataclan anrichteten, gingen währenddessen auf die Bühne und spielten Xylophon. Vor dem Stade de France trugen die Terroristen Trainingsanzüge des FC Bayern München, um unter den anderen Fußball-Fans nicht aufzufallen.

"Wir haben nicht wenige Puzzleteile und in letzter Zeit haben viele Puzzleteile ihren Platz gefunden, aber ich bin noch weit davon entfernt, wir sind noch weit davon entfernt, das Puzzle fertiggestellt zu haben", sagte Generalstaatsanwalt van Leeuw bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Molins.

Hoffen auf weitere Erklärungen

Er hoffe darauf, dass Abdeslam den Ermittlern weitere "Erklärungen" liefern werde, sagte van Leeuw. Die Beamten wollen seinen Angaben zufolge unter anderem herausfinden, was Abdeslam nach seiner Flucht aus Paris genau gemacht hat.

Belgische und französische Beamte haben inzwischen ein gemeinsames Ermittlungsteam gebildet, wie Molins mitteilte. Der Pariser Staatsanwalt äußerte sich auch zu der Ankündigung von Abdeslams Anwalt Sven Mary, ihn wegen Bruchs des Ermittlungsgeheimnisses zu verklagen. "Ich bin in dieser Frage sehr gelassen", sagte Molins, der am Samstag über die ersten Befragungen Abdeslams durch belgische Ermittler berichtet hatte.

Abdeslams Anwalt will auch die Auslieferung seines Mandanten an Frankreich verhindern. Präsident Francois Hollande, der sich am Montag mit Angehörigen von Anschlagsopfern treffen wollte, hatte gefordert, Abdeslam "so schnell wie möglich" auszuliefern.

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