25 Jahre im Exil

Ex-Diktator nach Haiti zurückgekehrt

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Duvalier hatte politische Gegner gefoltert und getötet.

Der frühere haitianische Diktator Jean-Claude "Baby Doc" Duvalier ist nach fast 25 Jahren im Exil überraschend in seine Heimat zurückgekehrt. Duvalier landete am Sonntagnachmittag (Ortszeit) an Bord einer Air-France-Maschine in Port-au-Prince und wurde am Flughafen von Anhängern begrüßt. Duvalier, der von seiner Frau Veronique begleitet wurde, trug einen dunklen Anzug und Krawatte.

Später zeigte sich Duvalier auf einem Balkon des Hotels Karibe und winkte Anhängern und Journalisten zu. Er sagte lediglich "morgen, morgen" - offensichtlich eine Anspielung auf eine Pressekonferenz. Ein Mitarbeiter sagte, Duvalier sei froh, wieder zu Hause zu sein. Er sei nach dem langen Flug müde und werde am Montag (Ortszeit) eine Pressekonferenz geben.

Volksaufstand
Duvalier war 1986 bei einem Volksaufstand außer Landes gejagt worden und lebte zuletzt in Paris. Berichte über spontane Proteste nach Duvaliers Rückkehr gab es zunächst nicht. Die meisten Haitianer wussten in den ersten Stunden nicht, dass der frühere Diktator wieder zurückgekehrt ist. Bei seinem Amtsantritt im Jahr 1971, nach dem Tod seines Vaters Francois ("Papa Doc"), war Jean-Claude Duvalier mit 19 Jahren der jüngste Präsident weltweit.

Image aufpoliert
Viele Haitianer hatten bei Duvaliers Sturz vor Freude getanzt und gehofft, er werde niemals mehr zurückkehren. Eine Hand voll Anhänger hatte sich aber für seine Rückkehr eingesetzt und eine Stiftung gegründet, um das Image des einstigen Tyrannen aufzupolieren und seine Partei wiederzubeleben.

Ministerpräsident Jean-Max Bellerive erklärte, falls Duvalier in irgendwelche politische Aktivitäten verwickelt sei, wisse er nichts davon. "Er ist ein Haitianer und es steht ihm als solchem frei, nach Hause zurückzukehren", sagte er. Im Herbst 2007 hatte Präsident Rene Preval erklärt, Duvalier könnte nach Haiti zurückkehren, müsste sich dann aber vor der Justiz für den Tod von Tausenden Menschen und der Veruntreuung von Millionen Dollars verantworten.

Gefürchtet
Jean-Claude und sein Vater, Francois "Papa Doc" Duvalier, hatten politische Gegner gefoltert und getötet. Sie herrschten in einer Atmosphäre von Furcht und Unterdrückung, ihr wichtigstes Machtmittel war die gefürchtete Geheimpolizei Tonton Macoute. "Baby Doc" und sein Clan sollen den bitterarmen Karibikstaat um viele Millionen Dollar betrogen haben.

Duvaliers Rückkehr kommt zu einer Zeit, in der Haiti noch immer mit den Folgen des verheerenden Erdbebens vor fast genau einem Jahr zu kämpfen hat und auch die politische Situation nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahl vom 28. November unklar ist. Drei Kandidaten streiten sich um den Einzug in die Stichwahl.

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