Paris-Massaker

"Je Suis Charlie": Solidarität mit Opfern

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In ganz Europa gibt es Solidaritätsbekundungen für die Opfer.

Die aktuelle Ausgabe des französischen Satireblatts "Charlie Hebdo" ist vergriffen. Ob die Pariser Kultzeitschrift jemals wieder erscheint, scheint nach der blutigen Katastrophe in den Räumen der Redaktion jedoch fraglich. Allein acht Journalisten starben im Kugelhagel von kaltblütigen Terroristen. Unter den Opfern ist auch Redaktionsleiter Stephane Charbonnier (47) alias Charb.



Fast schwarze Seite Eins
Auf der Place de la Republique mitten in Paris, unweit des Tatorts, kamen am späten Mittwochabend spontan tausende Menschen zusammen. Es waren viele Spruchbänder und Plakate mit der Aufschrift "Nous sommes Charlie" (Wir sind Charlie) zu sehen. Die großen Medienhäuser wollen alles tun, damit "Charlie Hebdo" weiterleben kann. Mehrere Zeitungen druckten am Donnerstag eine fast schwarze Seite Eins. Die eher linke "Liberation" schreibt auf schwarzem Grund: "Nous sommes tous Charlie" (Wir sind alle Charlie). Die konservative Zeitung "Le Figaro" titelt: "La Liberte assassin" (Die ermordete Freiheit).

Trauer und Wut herrschen bei Österreichs Zeichnern. „Einer der Getöteten war mein Freund. Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen“, sagt Gustav Peichl alias Ironimus. „Wir lassen uns die Freiheit des Wortes nicht einschränken“, meint Karikaturist Gerhard Haderer.

In sozialen Netzwerken zeigten viele ihre Solidarität mit "Charlie Hebdo". Redakteure der ORF-"Zeit im Bild" und des TV-Senders Puls4 ließen sich ebenso wie Mitarbeiter der Agence France Presse demonstartiv mit "Je suis Charlie"-Postern ablichten.

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Das Gebäude des Axel-Springer-Verlags in Berlin; Foto: Reuters

3,5 Millionen Tweets
Auf Twitter verbreitete sich der Hashtag #JeSuisCharlie (Ich bin Charlie) rasend schnell. Der Hashtag sei bereits in mehr als 3,5 Millionen Twitter-Nachrichten verwendet worden, teilte das Online-Portal am Donnerstag mit.

648.700 Fotos auf Instagram
Im sozialen Internetnetzwerk Instagram wurden am Donnerstagnachmittag rund 648.700 Fotos mit dem Stichwort #JeSuisCharlie geteilt.

Kritik an "Charlie Hebdo"
Aber es gibt trotz aller Empörung auch Kritik an "Charlie Hebdo". In der britischen "Financial Times" schreibt Chefredakteur Tony Barber über die "Unverantwortlichkeit" des Satireblatts. Zwar sei Frankreich das Land von Voltaire, doch bei "Charlie Hebdo" seien zu häufig unverantwortliche redaktionelle Entscheidungen getroffen worden. Auch Cohn-Bendit spricht von einem "radikalen, antiklerikalen Blatt", das längst nicht nur Freunde hatte.

Das Magazin wollte sich nie den Mund verbieten lassen. Unzählige Prozesse hatte das Blatt etwa mit der katholischen Kirche ausgetragen. 2006 druckte "Charlie Hebdo" die hochumstrittenen dänischen Mohammed-Karikaturen ab und legte selbst nach. Bereits im November 2011 waren nach der Veröffentlichung einer "Scharia"-Sonderausgabe mit einem "Chefredakteur Mohammed" die Redaktionsräume in Flammen aufgegangen.

Redaktionsleiter Charb sagte einmal im Interview: "Ich ziehe es vor, mit erhobenem Haupt zu sterben, als auf den Knien zu leben." In der Ausgabe vom Dienstag ist ein Cartoon, auf dem ein islamistischer Terrorist mit einer umgehängten Kalaschnikow auf dem Rücken zu sehen ist, der sagt: "Noch immer kein Attentat in Frankreich, aber man darf sich ja bis Ende Jänner was wünschen."

Solidaritäts-Kundgebungen in ganz Europa
Die Tat löste international Abscheu aus, in ganz Europa solidarisierten sich Zehntausende in den Städten mit dem Magazin. In Paris versammelten sich auf dem Platz der Republik mehr als 35.000 Menschen. In Lyon kamen laut Polizei bis zu 15.000 Menschen zusammen, ebenso im südfranzösischen Toulouse. In beiden Städten riefen Menschen "Charlie", in Toulouse wurden Stifte als Zeichen für die Meinungs-und Pressefreiheit hochgehalten.

Tausende Twitter-Nutzer haben sich nach dem blutigen Anschlag auf die Satire-Zeitung "Charlie Hebdo" mit den Opfern solidarisiert. Unter dem Hashtag #JeSuisCharlie (Ich bin Charlie) verurteilten sie in dem Kurzbotschaftendienst die Attacke.

Demo in Wien
Auch vor der französischen Botschaft in Wien hatten sich Mittwochabend Hunderte Menschen versammelt, um den Opfern zu gedenken. Mit Kerzen, Plakaten mit der Aufschrift "Je Suis Charlie" und einzelnen Ausgaben des Satiremagazins in den Händen signalisierten die Demonstranten Solidarität.

Reden wurden keine gehalten, da die Kundgebung von den Veranstaltern, die im Internet dazu aufgerufen hatten, als "stilles Gedenken" organisiert wurde. Alles verlief friedlich, die Polizei war vor Ort und am Gehsteig vor der Botschaft brannten zahlreiche Kerzen zum Gedenken an die Toten. Nach Angaben der Polizei versammelten sich etwa 300 Menschen zu der Kundgebung am Schwarzenbergplatz.

Blutbad in Pariser Redaktion

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