Afghanistan-Einsatz

Kritik an Ausrüstung deutscher Soldaten

Teilen

Nach dem tödlichem Angriff auf die deutsche Bundeswehr in Afghanistan.

Nach dem tödlichen Angriff auf die deutsche Bundeswehr in Afghanistan rücken Mängel bei Ausrüstung und Ausbildung der Soldaten ins Zentrum der Kritik. Der scheidende Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe, machte am Dienstag auf das Fehlen von Fluggerät aufmerksam. Sein Nachfolger Hellmut Königshaus forderte den Einsatz von schweren Kampfpanzern und Mörsergranaten am Standort Kunduz.

Drei Soldaten getötet
Dort waren am Karfreitag drei Bundeswehrsoldaten getötet worden. Voraussichtlich am Freitag soll eine Trauerfeier stattfinden, zu der auch Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg erwartet wird. Die Ehrung findet in der Kaserne der Luftlandebrigade 31 in Seedorf bei Zeven statt, der die drei Soldaten angehörten, wie ein Bundeswehrsprecher mitteilte. Der Bundeswehrverband zeigte sich tief erschüttert über den Tod der Soldaten.

Zu den Ausrüstungsmängeln sagte Robbe im WDR: "Es fehlt insbesondere an Transportflugzeugen, an Hubschraubern." Das hänge auch mit Lieferschwierigkeiten der Industrie zusammen. Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold nannte im NDR das Fehlen von Kampfhubschraubern ein "markantes Defizit". Kampfhubschrauber können in kritischen Situationen sehr schnell am Einsatzort sein, um den Soldaten am Boden beizustehen.

Kritik an Panzern
Der neue Wehrbeauftragte des Bundestages, Königshaus, verlangte im "Tagesspiegel", die Bundeswehr sollte einige der Leopard-2-Kampfpanzer nach Kunduz schaffen, die in Deutschland in Depots stehen. Der Leopard 2 sei besser gegen Minen geschützt als leichtere Panzer wie der "Marder" oder Patrouillenfahrzeuge wie der "Dingo" und habe zudem eine abschreckende Wirkung gegen Taliban-Angriffe. "Wer in das Kanonenrohr eines Leopard 2 schaut, überlegt sich zweimal, ob er eine deutsche Patrouille angreift", meinte Königshaus. Er tritt sein Amt als Robbes Nachfolger am 1. Mai an.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Ruprecht Polenz, sagte im ZDF-Morgenmagazin, er gehe grundsätzlich davon aus, dass die Bundeswehr-Soldaten im Einsatz gut ausgebildet und gut ausgerüstet seien: "Und ich finde, die Politik ist auch gut beraten, wenn sie sich jetzt nicht hier als Ersatz-Feldherr aufspielt, sondern sich auf das Urteil und natürlich auch auf die Forderungen der Militärs verlässt." Ihm sei nicht bekannt, dass konkrete Forderungen der Bundeswehr nach Ausrüstung bisher nicht berücksichtigt worden seien.

Mängel bei Ausbildung
Der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, kritisierte allerdings in der "Sächsischen Zeitung" scharf, dass nötige Ausrüstung "immer zu spät, halbherzig und inkonsequent" zur Verfügung gestellt werde.

Robbe kritisierte in der "Bild"-Zeitung zudem Mängel bei der Ausbildung der Soldaten. Die von dem Vorfall betroffenen Fallschirmjäger aus Seedorf hätten in der Ausbildung nicht genügend Fahrzeuge der Typen "Dingo" und "Fennek" gehabt, sagte Robbe. Deswegen hätten sie wichtige Gefechtssituationen nicht ausreichend trainieren können. Bei dem schweren Gefecht am Karfreitag kam es demnach zu einer solchen Situation, in der Bundeswehrsoldaten unter Beschuss ihre Fahrzeuge vom Typ "Dingo" verlassen mussten.

Laut Linke "Scheindebatte"
Die Linke sprach von einer "Scheindebatte" über Ausbildung und Ausrüstung der Bundeswehr. Sie solle vom Versagen der bisherigen Afghanistan-Politik der Bundesregierungen seit 2001 ablenken, erklärte der Abgeordnete Paul Schäfer.

Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin forderte "eine unabhängige Evaluierung des Einsatzes, die schnelle und zügige Behebung der Defizite im zivilen Bereich und einen konkreten Abzugsplan".

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.