Griechen-Wahl

Welt kann nur kurz aufatmen

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Keine Eu(ro)phorie - Spanien nächstes Opfer.

Die Feier ist schon wieder vorbei. Griechenland hat zwar eine Verschnaufpause bekommen, aber der Euro nicht: „Mit der Wahl ist nichts gelöst“, sagt Wirtschaftsexperte Stefan Schulmeister zu ÖSTERREICH (siehe Interview). Schon am Montag schnellten in Spanien und Italien die Renditen für Staatsanleihen nach oben, rutschten im Fall Spaniens erneut über die Sieben-Prozent-Marke – so hoch war sie noch nie seit Einführung des Euro. Damit wächst das Risiko, dass Spanien doch ganz unter den EU-Rettungsschirm muss. Bisher hat Brüssel bis zu 100 Milliarden für Spaniens Banken bereitgestellt.

Plus an Börsen nur Stroh­feuer, Kurse sacken ab
Geht es so weiter, kommt jetzt der verzögerte Kollaps, denn die EU-Rettungsschirme EFSF (440 Mrd.) und ESM (800 Mrd.) sind für umfangreiche Hilfen an Länder wie Spanien oder Italien zu klein. Auch das Hoch an den Aktienmärkten war nur ein Strohfeuer: Die Börsen, auch die in Wien, verzeichneten zwar Eröffnungsgewinne (1,8 %), im Handelsverlauf bröckelten die Kurse allerdings schon wieder. Ebenso sackte der Euro ab.

Die Finanzprobleme der Eurozone bleiben somit im Fokus, obwohl die Ratingagentur Fitch keine weiteren Abwertungen für die Eurozone in Aussicht stellt. Trotzdem wurde Europa auch beim G-20-Gipfel in Mexiko, der gestern begonnen hat, als Hauptrisikofaktor für die globale Wirtschaft bezeichnet.

G-20 am Traumstrand
Die 20 mächtigsten Staatschefs tagen seit gestern am Traumstrand von Los Cabos in Mexiko.

Mexiko
Pazifikküste, Urlaubskulisse: US-Präsident Obama, Russlands Putin, Chinas Hu Jintao, Frankreichs Hollande und Deutschlands Merkel beraten seit gestern mit 15 weiteren Staatschefs am G-20-Gipfel Weltfragen. Trotz positiver Griechen-Wahl bleibt Europa weiterhin Risikofaktor Nummer eins für die Weltwirtschaft. Hauptstreitpunkt: Obama drängt die EU zu Wachstumsprogrammen, Merkel setzt weiter auf eiserne Spardisziplin.

 

ÖSTERREICH: Ist die Euro-Krise jetzt endlich vorbei?
Stefan Schulmeister:
Mit dem Ausgang der Griechenland-Wahl haben EU und Euro zwar knapp die Kurve gekratzt, gelöst wurde dadurch aber nichts, es hätte bloß schlimmer kommen können.

ÖSTERREICH: Wo liegt nun das Euro-Problem?
Schulmeister:
Die Märkte haben das rasch gezeigt. Nach einem kurzen Zwischenhoch stiegen die Renditen für spanische und italienische Staatsanleihen rasant an. Wenn es der EU nicht gelingt, das Zinsproblem in den Griff zu bekommen, wird die Eurozone nicht überleben, auch der Euro nicht. Griechenland war bisher bloß der Sündenbock für alle Fehlentwicklungen in Europa, doch die Feier wird rasch vorbei sein.

ÖSTERREICH: Was schlagen Sie vor?
Schulmeister:
Europa braucht einen Staaten­finanzierungsfonds. Die Zinsen, die diverse Länder zu bezahlen haben, sind einfach zu hoch, nicht mehr zu bewältigen. Mit dem Währungsfonds könnte die dramatische Zinsentwicklung gestoppt werden.

ÖSTERREICH: Es gibt doch die Rettungsschirme und andere Systeme zur Stabilisierung der Eurozone …
Schulmeister:
Leider sperrt sich Deutschland beharrlich gegen alle Vorschläge. Berlin wird schon bald mächtig unter Druck kommen. Am Ende verlieren immer die Gläubiger, nicht die Schuldner.

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