Die Arbeitswelt ist im Umbruch und auch die Gesellschaft verändert sich rasant. Das wirkt sich auf vielen Ebenen aus. Es braucht gute Strategien, um alle Chancen zu nützen.
Technologischer Wandel, Globalisierung, eine alternde Gesellschaft ... diese Entwicklungen wirken sich auch auf die niederösterreichische Arbeitswelt aus. Traditionelle Arbeitsplätze gehen verloren, wenn Routine-Tätigkeiten von der IT und innovativen Technologien übernommen werden. Doch jeder Wandel birgt auch Chancen: Neue Berufe entwickeln sich, neue Produkte werden gebraucht und durch neue Exportchancen werden hoch qualifizierte und gut bezahlte Arbeitsplätze kreiert.
Die derzeitige Pensionierungswelle der geburtenstarken Jahrgänge bedeutet, dass Arbeitskräfte knapp werden und gleichzeitig immer mehr ältere Menschen im ländlichen Raum dezentral versorgt werden müssen. Um allerdings Dienstleistungen und Waren für Ältere bereitstellen zu können, werden wiederum zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. – Alle diese Veränderungen bedeuten Umbruch auf verschiedenen Ebenen und in unterschiedliche Richtungen.
Damit Niederösterreich auf alle Herausforderungen angemessen reagieren kann, braucht es kluge Maßnahmen und eine Strategie. Schließlich soll das Land als Arbeits- und Lebensmittelpunkt für alle Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher attraktiv bleiben. Ein vorrangiges Ziel ist dabei, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten, die den Menschen helfen sich laufend an Veränderungen anzupassen und damit ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Auch Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder mit Behinderung sowie benachteiligte Jugendliche sollen aktiv in den Arbeitsmarkt integriert werden.
Da die Wirtschaft bereits zwei Rezessionsjahre hinter sich hat, ist auch bei den Unternehmen die Nachfrage nach Arbeitskräften niedrig. Im Jahr 2024 waren in Niederösterreich im Durchschnitt 44.380 Personen arbeitslos gemeldet, die Arbeitslosenquote lag mit 6,3 Prozent unter dem österreichischen Durchschnitt. Besonders betroffene Branchen sind die wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen, Beherbergung und Gastronomie sowie der Handel. Immer mehr offene Stellen gibt es hingegen im Bereich Verkehr und Lagerei. Ein besonderes Augenmerk legt das Land auf die Langzeitarbeitslosigkeit. Betroffene können oft aus gesundheitlichen Gründen schwer vermittelt werden oder sie sind älter als 55 Jahre. Ihre Anzahl ist im ersten Halbjahr 2025 um 39 Prozent gegenüber dem Vorjahr angestiegen.
Hilfe für Arbeitssuchende, die es besonders schwer haben
Eine Anlaufstelle für sie ist die MAG Menschen und Arbeit GmbH. Mit dem Projekt „Jobchance“ richtet sie sich an Personen über 50 Jahre, die schon länger auf Jobsuche sind oder aufgrund gesundheitlicher Probleme schwer Arbeit finden. Auch Wiedereinsteiger aller Altersgruppen sind angesprochen. Die MAG Menschen und Arbeit GmbH stellt diese Jobsuchenden für maximal fünf Monate an und überlässt sie zu günstigen Konditionen einer Gemeinde oder gemeinnützigen Organisation in Niederösterreich. Beide Seiten können dadurch unter geförderten Bedingungen herausfinden, ob sie das Arbeitsverhältnis nach Ablauf der fünf Monate weiterführen wollen. Die Arbeitsuchenden erhalten während dieser Zeit sozialpädagogische Beratung und Betreuung sowie Förderung zu möglichen Weiterbildungsmaßnahmen.
Immer mehr junge Menschen haben trotz abgeschlossener Berufsausbildung kaum Berufserfahrung oder eine brüchige Berufskarriere. Ihnen hilft das Projekt Job.Start dabei, ihre ersten Schritte ins Berufsleben zu machen. Es richtet sich an Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher bis 30 Jahre, die als arbeitssuchend beim AMS gemeldet sind. Auch sie werden für maximal fünf Monate bei der MAG Menschen und Arbeit GmbH angestellt und zu günstigen Konditionen an einen Betrieb, eine Gemeinde oder gemeinnützige Organisation überlassen. Diese können ihre neuen Teammitglieder unkompliziert kennenlernen, um sie idealerweise nach Ablauf der fünf Monate dauerhaft einzustellen.
Menschen mit Behinderung können am Projekt 0>Handicap teilnehmen. Für sie kann die Überlassungsdauer auf bis zu ein Jahr ausgedehnt werden. Ihre Entlohnung erfolgt laut Kollektivvertrag, den Arbeitgebern wird nur eine Pauschale von 550 Euro im Monat verrechnet. Das Projekt Neuro.Match begleitet neurodivergente Menschen in den niederösterreichischen Arbeitsmarkt. Denn Menschen, die vom Autismus-Spektrum, ADHS oder Legasthenie betroffen sind haben besondere Stärken, die zum Beispiel in der IT-Branche, in Forschung und Entwicklung oder auch in der Logistik und Lagerhaltung dringend gebraucht werden.
Sozialhilfebudget: Unterstützung für alle, die sie brauchen
Arbeit und ein regelmäßiges Einkommen zu haben, deckt nicht nur die Lebenshaltungskosten, sondern ist auch wichtig für die persönliche Lebenszufriedenheit. Es ist aber kein Garant mehr dafür, nicht in die soziale Bedürftigkeit abzurutschen. Denn vieles ist inzwischen deutlich teurer geworden. Der Verbraucherpreisindex ist ab 2021 sprunghaft in die Höhe geschossen: Der Preis für Nahrungsmittel stieg österreichweit um 35,7 Prozent, für Wohnen und Energie gar um 46 Prozent. Wer vorher gerade noch alle Rechnungen begleichen konnte, gilt heute vielleicht schon als „Working Poor”.
In Österreich galten im Vorjahr laut Eurostat 14,3 Prozent als armutsgefährdet, 120.000 davon sogar trotz Vollzeitarbeit. – Im Vergleich zu Bulgarien und Kroatien wenig, im Vergleich zu Tschechien und Belgien viel. 3,7 Prozent der österreichischen Bevölkerung können sich bereits nicht mehr alle Ausgaben des täglichen Lebens leisten.
Nicht nur sie sind auf Unterstützung angewiesen. Niederösterreichs Sozialhilfebudget umfasste im Jahr 2024 mehr als 1,5 Milliarden Euro. Die Hälfte der Kosten fließt in die Hilfen für alte Menschen. Dazu gehören die stationäre Pflege, ambulante Dienste wie Essen auf Rädern und das Notruftelefon, sowie die 24-Stunden-Betreuung. Auch Menschen mit Behinderung oder psychischen Beeinträchtigungen erhalten viel Unterstützung. Die klassische Sozialhilfe, die den Lebensunterhalt und den Wohnbedarf sichern soll, nimmt hingegen nur vier Prozent des Sozialhilfebudgets in Anspruch.