Österreich erzielte in dem Test ein Top-Ergebnis. Doch nicht alle Länder erfüllen das hohe Niveau der meisten Stationen (wenige negative Ausreißer gab es auch bei uns) unseres Landes.
Testverfahren
Die Tester waren zwischen 16. April und 10. Mai 2009 vor Ort in 18 europäischen Ländern unterwegs. Jeder Rastplatz wurde an verschiedenen Tagen einmal tagsüber und einmal in der Nacht begutachtet. Basis des Tests ist eine umfangreiche Checkliste, die in die vier Kategorien sanitäre Anlagen (30 Prozent), Verkehr und Parken (Gewichtung 25 Prozent), Außenanlage (25 Prozent) und persönliche Sicherheit (20 Prozent) unterteilt ist. Jede dieser Kategorien hat zahlreiche Unterpunkte. Insgesamt mussten rund 70 Prüfkriterien pro Test bewertet werden. Jeder Test wurde daneben fotografisch dokumentiert. Für alle Testkriterien wurden in beiden Tests unabhängig voneinander Bewertungspunkte vergeben und danach zum jeweiligen Einzelergebnis summiert. Die erreichte Punktezahl drückt sich in fünf Notenschritten aus: Im positiven Bereich "sehr gut", "gut" und "ausreichend", im negativen Bereich "mangelhaft" und "sehr mangelhaft".
Heimisches Ergebnis erfreulich - Platz 1 und 2 erreicht
Aus österreichischer Sicht ist das Ergebnis sehr erfreulich. Sowohl Platz zwei als auch Platz eins gehen an Österreich. Der Rastplatz Gaishorn (Nord) an der Pyhrn Autobahn (A9) zwischen Treglwang und Trieben (Steiermark) ist sensationeller Europasieger. Die neue, sehr gepflegte und großzügige Anlage mit herrlicher Aussicht auf die Berge verbuchte fast 100 Prozent der Bewertungspunkte und das Prädikat "sehr gut". "So muss ein Rastplatz aussehen, dort kann man sich wirklich sehr gut entspannen", bestätigt der ÖAMTC-Experte. Der Rastplatz Gaishorn ist eindeutig beschildert und markiert, ausgestattet mit sauberen Picknicktischen, Klettergarten zum Austoben für Kinder, gepflegten Toiletten samt beheizbarem Wickeltisch sowie Duschen, Notrufen und Videoüberwachung - und ist in der Nacht bestens beleuchtet. Alles ist auch für Behinderte problemlos zu erreichen. "Die Sanitäranlagen für behinderten Personen sind mit dem Euro-WC-Schlüssel zu öffnen", informiert Matzke. "So ist sichergestellt, dass die Spezialtoiletten von den Menschen benützt werden, die diese auch tatsächlich brauchen."
Mit Lanschütz an der Tauern Autobahn (A10) geht auch Platz zwei im internationalen Vergleich an Österreich. Beide werden von den Testern als vorbildlich für ganz Europa eingestuft. Weitere drei heimische Rastplätze (Herzogberg, Hinterbrühl und Schallaburg) wurden ebenfalls mit "sehr gut" bewertet. "Dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr. Im Zuge eines Verbesserungsprogramms der ASFINAG wurden diese fünf Probanden bereits einer Kompletterneuerung unterzogen. Weitere fünf "alte" Rastplätze konnten da nicht mithalten.
Negativer Ausreißer
Die weiteren in Österreich getesteten Rastplätze: Enns (Süd) und Pinkafeld (West) an der Süd Autobahn (A2), beide mit der Note "mangelhaft", Glannegg Ost (Tauern Autobahn, A10) und Fischamend Ost (Ost Autobahn, A4) beide mit "ausreichend" eingestuft. Die Note gut wurde in Österreich bei diesem Test nicht vergeben.
Holland und Belgien glänzen zwar mit schönen sauberen Grünanlagen, dafür fehlen mancherorts die Toiletten, was insgesamt für ein schlechtes Abschneiden sorgte. "Der Besuch eines WC ist schließlich ein wesentlicher Grund, warum man einen Parkplatz ansteuert", sagt der ÖAMTC-Experte.
Manche Länder bieten im Test ein sehr uneinheitliches Bild, besonders Deutschland, Norwegen und Dänemark. Der Testverlierer Castagnolasca liegt in Italien an der A 12 (Livorno - Genua) zwischen Carrodano und Deiva Marina. Auf dem kleinen, sehr lauten Parkplatz direkt neben der Autobahn gibt es weder Toiletten noch Picknicktische, dafür aber reichlich Müll in den Grünflächen. Im Gegensatz dazu findet man mit Val di Sona bei Peschiera südlich des Gardasees eine tolle italienische Anlage mit Spitzennote "sehr gut". Überraschend weit hinten im Mittelfeld liegt Deutschland, wo 20 Rastplätze getestet wurden. Das liegt nicht an den schmucken Außenanlagen, sondern daran, dass beim Test jede zweite Toilette verschmutzt war. Viele Behindertentoiletten sind nicht behindertengerecht ausgeführt. Mancherorts ist auch die Beleuchtung mangelhaft und - falls vorhanden - konnten deshalb die Notrufsäulen im Dunkeln nur schwer gefunden werden.
Die Norweger punkten mit ihrer Behindertenfreundlichkeit und ihren sanitären Anlagen, allerdings lässt die Sauberkeit mancherorts zu wünschen übrig. Picknicken lässt sich im Norden aber gut, auch in Dänemark, wo man stets eine große Anzahl von Picknicktischen in gepflegten und sauberen Grünflächen vorfindet. Notrufe oder Videokameras gibt es in beiden Ländern nicht. Schwedens Rastplätze sind im Ländervergleich am behindertengerechtesten ausgeführt. Hier kann die Schweiz noch dazulernen, die sich sonst überwiegend positiv präsentiert.
Den Ländern Frankreich, Österreich, Schweiz, Schweden, Ungarn und Kroatien wird ein gutes Zeugnis für den Erholungswert auf den Rastplätzen ausgestellt. Frankreich punktet wegen seiner großzügigen Außenanlagen mit viel Grün, Picknicktischen sowie Fitness- und Spielgeräten. "Als Superplus verfügen alle Anlagen über einen Notruf. Die manchmal mangelnde Hygiene der Toiletten führte allerdings bei einigen Anlagen zur Abwertung", sagt der ÖAMTC-Experte.
Fast nichts gab es auf den getesteten ungarischen Rastplätzen zu beanstanden. Die Anlagen überzeugten in fast allen Punkten. Besser schnitt nur noch Kroatien ab, das augenscheinlich hohe Bemühungen setzt, den Anforderungen des zunehmenden Tourismus durch entsprechende Infrastrukturmaßnahmen gerecht zu werden. (OTS)