Was bisher nur theoretisch denkbar war, wurde nun Wirklichkeit: Der britische Elektroflitzer McMurtry Spéirling hat gezeigt, dass ein Auto tatsächlich kopfüber fahren kann – und das sogar aus dem Stillstand heraus.
Möglich wird das durch eine innovative Technik, die das Fahrzeug buchstäblich an die Decke "saugt". Die Vorführung fand in Großbritannien statt und sorgte in Fachkreisen für viel Staunen.
Am Firmensitz von McMurtry Automotive im südwestenglischen Gloucestershire (Großbritannien) wurde ein spezieller Aufbau installiert: eine drehbare Plattform, die das Fahrzeug in die Kopfüber-Position bringt. Der Fahrer und Mitgründer von McMurtry, Thomas Yates, steuerte das Auto auf die Plattform, die sich dann vollständig drehte.

Der McMurtry Spéirling – das Elektroauto, das sich an die Decke „klebt“
Sobald das Fahrzeug um 180 Grad gedreht war, hielt sich der Spéirling mithilfe eines Lüftersystems an der "Decke" – ohne zusätzliche Stütze. Der sogenannte „Downforce-on-Demand“-Ventilator erzeugte dabei einen Unterdruck unter dem Wagenboden, der stärker war als die Schwerkraft. Damit war es möglich, das Auto auch kopfüber kontrolliert zu bewegen.
Technischer Hintergrund: So funktioniert das ganze
Im Gegensatz zu herkömmlichen Sport- und Rennwagen, die nur bei hoher Geschwindigkeit durch ihre Form Abtrieb erzeugen, kann der Spéirling diesen Effekt auch im Stand erzeugen. Das ist vor allem dem eingebauten Lüftersystem zu verdanken. Es ermöglicht dem Fahrzeug, unabhängig von der Fahrgeschwindigkeit eine Haftkraft zu erzeugen, die das Auto sicher auf den Untergrund (oder eben an die Decke) drückt.

ine spezielle Plattform drehte das Fahrzeug auf den Kopf.
Diese Technik erlaubt es auch, dass das Fahrzeug innerhalb von nur 1,5 Sekunden von 0 auf 96 km/h beschleunigt (60 mph), eine Viertelmeile in etwa 8 Sekunden zurücklegt und Kurven mit einer Kraft von über dem Dreifachen des eigenen Gewichts durchfährt (über 3g).
Noch mehr Rekorde
Am selben Tag wurde auch bekannt gegeben, dass der McMurtry Spéirling den Streckenrekord auf der berühmten Teststrecke von Top Gear (Großbritannien) um 3,1 Sekunden unterboten hat. Der bisherige Rekord wurde 2004 von einem Renault R24 mit Zehnzylinder-Motor aufgestellt – einem Formel-1-Wagen.

Thomas Yates während der historischen Fahrt kopfüber – möglich durch Lüftertechnologie
Zuvor hatte der Spéirling bereits die Bestzeit beim Bergrennen des Goodwood Festival of Speed (Großbritannien) sowie beim Corkscrew Hillclimb auf der Rennstrecke Laguna Seca (Kalifornien, USA) aufgestellt.
Eine Hommage in Schwarz
Für diesen besonderen Anlass wurde eine spezielle Lackierung verwendet: Eine schwarze Tarnoptik mit stilisierten Falken auf matt schwarzem Grund. Die Motive greifen das Logo des Unternehmens auf – einen Wanderfalken, das schnellste Tier der Welt. Auch unter dem Heckflügel finden sich Designelemente, die extra für die Ansicht von unten gestaltet wurden.
Ausblick: Kleinserie ab 2026
Das für die Demonstration verwendete Fahrzeug ist ein Prototyp mit dem Namen Spéirling PURE VP1 (Validation Prototype 1). Es ist eine Weiterentwicklung des Modells, das den Goodwood-Rekord aufgestellt hat. In Serie gehen soll der Wagen ab dem Jahr 2026. Geplant sind 100 Fahrzeuge.

Das Herzstück des Erfolgs: Der Downforce-on-Demand™ Lüfter unter dem Wagen.
Das Serienmodell soll über eine größere Batterie verfügen (100 kWh), was längere Fahrten auf der Rennstrecke erlaubt – unter anderem rund 20 Minuten im Tempo vergleichbar mit Fahrzeugen der GT3-Klasse. Die verbauten Zellen stammen vom Typ P50B Molicel 21700, die für hohe Leistungsabgabe und hohe Energiedichte bekannt sind.
Auch wenn der Versuch riskant klingt: Das Fahrzeug entspricht in seinem Aufbau den Sicherheitsstandards der sogenannten LMP1-Klasse, also den schnellsten Fahrzeugen bei Langstreckenrennen wie den 24 Stunden von Le Mans (Frankreich). Der künstlich erzeugte Abtrieb spielt auch eine Sicherheitsrolle: Selbst bei plötzlichen Fahrfehlern oder einem Dreher bleibt das Fahrzeug durch die starke Haftung oft stabil und kann schnell abgebremst werden – häufig noch auf der Strecke selbst.
Gegründet wurde das Unternehmen McMurtry Automotive im Jahr 2016 vom Ingenieur und Unternehmer Sir David McMurtry, der im Dezember verstarb. Er war einer der erfolgreichsten Unternehmer Großbritanniens. Heute führt Thomas Yates die Firma weiter. Das Team besteht aus einer kleinen Gruppe kreativer Ingenieure mit klarer Mission: extreme Fahrfreude mit einfacher Technik zu verbinden.
McMurtry möchte mit dem Spéirling PURE Fahrzeugen entwickeln, die auch Nicht-Profis an ihre fahrerischen Grenzen bringen können – auf abgesperrten Strecken. Ziel ist es, das legendäre Konzept des „Fan Cars“ – also Fahrzeuge mit Unterdruck-Technik – wieder aufleben zu lassen und die Vorteile kleiner, leichter Autos zu zeigen. Die Firma hat sich außerdem vorgenommen, mit innovativer Technik langfristig zu einem der bekanntesten Automobilhersteller weltweit zu werden – mit britischer Technik und dem Fokus auf puren Fahrspaß.