Damit hat niemand gerechnet

TU Graz überrascht mit Erkenntnis zu E-Auto-Batterien

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Die heimischen Forscher haben bei den Akkus für reine Stromer eine überraschende Entdeckung gemacht. 

Brände von Elektroautos sind zwar selten, doch wenn sie passieren, sorgen sie stets für Schlagzeilen. Das liegt auch daran, dass die großen Batterien, wenn sie einmal Feuer gefangen haben,  nur sehr schwer zu löschen sind , und sich auch Tage nach dem ersten Brand erneut entzünden können. Im Alltag herrscht auch oft die Meinung vor, dass von älteren Batterien ein erhöhtes Sicherheitsrisiko ausgehe. Ob das tatsächlich so ist, haben sich heimische Forscher angesehen. Und das Ergebnis fällt ziemlich überraschend aus.

Crashtests für verschiedene Szenarien 

Im Rahmen des COMET-Projekts „SafeBattery“ hat ein Team der TU Graz in den vergangenen vier Jahren das Verhalten von Lithium-basierten Batterien von Elektroautos bei Crashbelastungen untersucht. „Die Performance neuer Batteriezellen ist weitgehend bekannt, daher beschäftigten wir uns mit dem gesamten Lebenszyklus“, erklärt Projektleiter Christian Ellersdorfer vom Institut für Fahrzeugsicherheit. Gemeinsam mit Zulieferern und Herstellern wie AVL, Audi oder Daimler wurden Szenarien beforscht, die eine Batterie im Laufe ihres Lebens erleben kann: etwa Vibrationen und starke Beschleunigungen durch Parkrempler, schwere Unfälle und das ständige Laden und Entladen der Batterien.

TU Graz überrascht mit Erkenntnis zu E-Auto-Batterien
© Lunghammer – TU Graz
× TU Graz überrascht mit Erkenntnis zu E-Auto-Batterien
Projektleiter Christian Ellersdorfer mit Kollegen Christian Trummer bei der Batterien-Crashanlage des Battery Safety Center Graz.

Batterien werden im Alter sicherer

Mithilfe von Crashtests, Simulationsmodellen und Berechnungsverfahren konnten die Forschenden feststellen, dass Vibrationen und Beschleunigungen das Verhalten von Batterien kaum beeinflussen. Deutlichere mechanische und elektrische Veränderungen zeigten sich allerdings durch das ständige Laden und Entladen der Batterie Derart gealterte Batteriezellen besitzen bei mechanischer Belastung eine höhere Steifigkeit. „Die Veränderungen bedeuten aber nicht zwingend, dass Batterien mit dem Alter gefährlicher werden. Im Gegenteil: Die Summe der Einflüsse macht sie über die Zeit sicherer, weil sie auch elektrische Energie verlieren“, so Ellersdorfer. Die Untersuchungen von Ellersdorfer et al zeigen, dass Zellen mit stark-reduziertem Kapazitätsgehalt nach einem internen Kurzschluss einen abgeschwächten Verlauf des so genannten Thermal Runaways haben. Durch das reduzierte Energiepotential von gealterten Batterien sinkt also die Wahrscheinlichkeit von unfallverursachten Batteriebränden. Dass die Akkus im Alter also sicherer werden, damit hat wohl kaum jemand gerechnet.

Nutzen für Autoindustrie

Dank der Forschungsergebnisse wüssten die Hersteller jetzt, was sie einer Batteriezelle zutrauen können. Das ermögliche materialsparende Designs und mehr Effizienz, wie Ellersdorfer erklärt: „Bislang wurde die Batterie so verbaut, dass Deformationen bei jedem erdenklichen Szenario ausgeschlossen werden konnten. Jetzt können die Hersteller den Bauraum besser nutzen. Und Sicherheits-Checks einer neuen Zelle besitzen Gültigkeit für die gesamte Lebensdauer der Batterie.“

Zweites Leben für E-Auto-Batterien

In der Zeitleiste eines Batterielebens geht das SafeBattery-Konsortium jetzt einen Schritt weiter: Im jüngst gestarteten COMET-Projekt SafeLIB werden die Veränderungen in E-Batterien gemeinsam mit weiteren Partnern (LIT Law LAB, Infineon, Fronius, Mercedes) noch genauer beleuchtet, um daraus Sicherheitsfaktoren für die Nachnutzung ableiten zu können. „Für E-Autos sind gebrauchte Batterien mit einer Leistungskapazität von 80 Prozent nicht mehr geeignet, sehr wohl aber für stationäre Energiespeicher oder für Werkzeugmaschinen. Dafür ermitteln wir erstmals allgemeingültige Messgrößen im Bereich der Sicherheit“, beschreibt Ellersdorfer das Vorhaben. 

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