Trotz geringer Wasserführung

Verbund-Chef: 2011 zufriedenstellend

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Mehr Umsatz, weniger Gewinn: Trockenheit kostete 120 Mio. Euro.

"Wenn wir berücksichtigen, dass uns die schlechtere Wasserführung etwa 120 Millionen gekostet hat, dann war das Jahr 2011 in der Produktion und im operativen Ergebnis ein durchaus sehr zufriedenstellendes", zog Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber heute, Mittwoch, eine positive Bilanz über das vergangenen Geschäftsjahr des börsenotierten Stromkonzerns.

Dass der Verbund sein operatives Ergebnis um 20,0 Prozent auf 1.001,6 Mio. Euro steigern konnte, lag an der Aufwertung verschiedener abgeschriebener Kraftwerke im 3. Quartal. "Auf der anderen Seite haben wir auch im thermischen Bereich Wertberichtigungen im operativen Ergebnis durchgeführt, die per Saldo einen positiven Effekt von etwa 200 Millionen hatten", berichtete Anzengruber. Gedrückt wurde das Ergebnis durch die Tatsache, dass 2011 ein sehr trockenes Jahr war. "Der langjährige durchschnitt der Wasserführung wurde um 11 Prozent unterschritten. Ein Prozent weniger Wasserführung im Vergleich zum 30-jährigen Durchschnitt kostet uns in etwa 12 Millionen Euro am Gewinn."  2010 sei die Wasserführung um ein Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt gelegen.

Auch der Strompreis an den Börsen wirke sich auf den Verbund stark aus. "Ein Euro höherer Strompreis bedeutet 25 Millionen mehr Gewinn bzw. ein Euro weniger bedeutet das Gleiche mit einem anderen Vorzeichen." Das energiewirtschaftliche Umfeld des vergangenen Jahres sei sehr volatil gewesen. Die Erdbeben- und Atomkatastrophe in Japan habe in Deutschland zur Entscheidung zum "Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg" aus der Atomenergie geführt. Dass in einem ersten Schritt sieben Atomkraftwerke vom Netz genommen wurden, habe kurzfristig an den Börsen einen Preisanstieg hervorgerufen, der aber ab Mitte des Jahres durch die makroökonomische Entwicklung mehr als kompensiert worden sei. Die Preise seien somit wieder unter das Niveau vor Fukushima gefallen.

Die Stromaufbringung des Verbund ist 2011 um 15,6 Prozent gestiegen, um 8,667 TWh. Dabei ging die Wasserkraftproduktion um 9,3 Prozent zurück (-2,492 TWh). Im Wärmekraftwerks-Bereich gab es einen Zuwachs um gut 27 Prozent. Das sei aber insbesondere darauf zurückzuführen, dass der Verbund in Folge der Restrukturierung in Frankreich die dortigen Gaskraftwerke nun zur Gänze in seinem Portfolio habe, sagte Anzengruber. Außerdem sei das neue Kraftwerk Mellach in Betrieb genommen worden. Im Wind- und Solarbereich sei die Produktion um etwa 13,5 Prozent gesteigert worden. Entscheidend für den Gesamtzuwachs von rund 15 Prozent sei aber der Fremdbezug gewesen, der um 40,5 Prozent gestiegen sei.

 Der Umsatz des Verbund stieg 2011 um 16,9 Prozent auf 3,865 Mrd. Euro. Das Konzernergebnis fiel mit 352,6 Mio. Euro um 12 Prozent geringer aus als im Vorjahr. Der Wechselkurs der türkischen Lira zum Euro habe sich im vergangenen Jahr um etwa 20 Prozent verschlechtert, was die Projektfinanzierung, die Fremdwährungsverbindlichkeiten in der Türkei verteuert habe.

 Der operative Cash-Flow stieg um 6,6 Prozent auf 830 Mio. Euro. "Das zeigt die Cash-Generierungskraft dieses Unternehmens." Damit habe man das ambitionierte Investitionsprogramm von 600 bis 700 Mio. Euro pro Jahr finanzieren können "und darüber hinaus ist es zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder gelungen, einen positiven Freien Cash-Flow zu erwirtschaften", so der Verbund-Chef. Die Nettoverschuldung wurde von 96,8 Prozent auf 81,9 Prozent gesenkt. "Damit haben wir in etwa den gleichen Verschuldungsgrad wie vor fünf Jahren", trotz der Akquisitionen in der Vergangenheit. Das gebe dem Unternehmen auch entsprechende Spielräume für die weitere Expansion.

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