Bryan Johnson, ein Unternehmer aus den USA mit einem geschätzten Vermögen in Millionenhöhe (über 100 Millionen US-Dollar, umgerechnet etwa 92 Millionen Euro), will nicht weniger als den Tod besiegen.
Seine Methoden: modernste Technik, ein extrem disziplinierter Lebensstil und jetzt auch eine selbst entwickelte Glaubensrichtung. Was zunächst absurd klingt, verfolgt ein klares Ziel – den Erhalt des menschlichen Lebens in Zeiten rasanter Fortschritte bei künstlicher Intelligenz.
„Unser Körper ist Gott“
Bryan Johnson ist 47 Jahre alt und stammt aus Utah (USA). Er hat sein Geld mit Technologie-Start-ups und Investitionen verdient. In den letzten Jahren wurde er besonders durch sein Projekt „Blueprint“ bekannt.
Dabei handelt es sich um ein umfassendes Selbstexperiment, mit dem Johnson versucht, seinen biologischen Alterungsprozess umzukehren. Dafür gibt er jährlich mehrere Millionen US-Dollar (mehrere Millionen Euro) für Bluttests, Nahrungsergänzungsmittel, medizinische Behandlungen und wissenschaftliche Auswertungen aus. Er dokumentiert sein Leben auf sozialen Medien und hat eine große Fangemeinde, die sich ebenfalls für ein längeres Leben interessiert – manche nennen ihn den bekanntesten „Langlebigkeits-Influencer“ der Welt.
Darum eine neue Religion
Bei einer Veranstaltung in Berkeley, Kalifornien (USA), sprach Johnson über seine größte Sorge: eine Zukunft, in der künstliche Intelligenz klüger ist als der Mensch – und wir nicht mehr mitkommen. Er sieht uns kurz vor einem Wendepunkt, an dem die Entwicklung der Technik außer Kontrolle geraten könnte. Um das zu verhindern, brauche es eine neue Denkweise. Für ihn ist klar: Nur eine Religion kann Menschen dazu bringen, gemeinsam zu handeln. Anders als traditionelle Religionen beruft sich „Don’t Die“ nicht auf einen Schöpfergott. Stattdessen steht der Körper im Mittelpunkt. Johnson sagt: „Das Leben ist das Ziel. Unser Körper ist Gott.“
Die „Don’t Die“-Bewegung ist keine klassische Glaubensgemeinschaft. Es gibt keine Kirchen, keine Predigten, keine heiligen Schriften – zumindest bisher nicht. Es handelt sich vielmehr um eine Gemeinschaft, die sich regelmäßig trifft, ein Ritual durchführt und sich gegenseitig bei der „Pflege“ des Körpers unterstützt. Ähnlich wie bei Selbsthilfegruppen wie den Anonymen Alkoholikern treffen sich kleine Gruppen wöchentlich, sprechen über ihre Gewohnheiten und reflektieren, wie sie ihren Körper besser behandeln können. Diese Idee ist eng verbunden mit Johnsons persönlichem Lebensstil, bei dem Datenanalyse, künstliche Intelligenz und strikte Routinen eine zentrale Rolle spielen.
Diese Rolle spielt KI dabei
Für Bryan Johnson ist künstliche Intelligenz nicht nur ein Werkzeug, sondern eine Art „neuer Berater“. Er lässt seinen Alltag von Algorithmen steuern – vom Essensplan bis zum Trainingszeitpunkt. Die Hoffnung:
Maschinen könnten eines Tages besser wissen, was ein Mensch braucht, als er selbst. Daher ist es für Johnson so wichtig, dass KI mit bestimmten Werten programmiert wird – etwa mit dem klaren Ziel, menschliches Leben zu bewahren. Seine Religion soll dabei helfen, eine breite Bewegung zu schaffen, die dieses Ziel verfolgt.
Johnsons Motivation und Vergangenheit
Johnson war früher Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, besser bekannt als Mormonen. Er ist später ausgetreten, doch die Idee von Gemeinschaft und Orientierung scheint ihn weiter zu beschäftigen. Jetzt will er etwas Neues schaffen – offen für alle, unabhängig davon, ob jemand einer bestehenden Religion angehört oder nicht. „Man kann Christ sein und das machen. Man kann Muslim sein und das machen. ‚Don’t Die‘ ist ein Ja, und …“, sagt er.
Johnson sagt, dass wir als Menschheit nur dann eine Chance hätten, langfristig zu überleben, wenn wir künstliche Intelligenz in den Dienst des Lebens stellen. Und das gehe nur, wenn viele Menschen zusammenarbeiten – mit einer klaren Idee davon, was ihnen wichtig ist. Für ihn ist das nicht Geld, Macht oder Besitz, sondern das Leben selbst. Er will, dass „Don’t Die“ in den nächsten 18 Monaten zur „einflussreichsten Idee der Welt“ wird. Ob das klappt, ist fraglich. Doch die Diskussion über das Zusammenspiel von Technik, Gesundheit und Sinnsuche hat er auf jeden Fall neu entfacht.