Lauch-Geige und Co.

Wiener "Gemüse-Orchester" knackt Guinness-Weltrekord

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Seit fast drei Jahrzehnten begeistert ein außergewöhnliches Ensemble aus Wien mit einem einzigartigen Konzept: Musik auf selbstgebauten Instrumenten aus frischem Gemüse. 

Das "Vegetable Orchestra" nutzt Karotten, Sellerie und Auberginen, um einzigartige Klänge zu erschaffen. Die Musikrichtung? "Gemüse-Stil." Ein tiefgehender Blick in eine Band, die ihr Publikum mit erfrischenden Sounds und einer besonderen Botschaft fesselt.

Das

Das "Vegetable-Orchestra" ist bereits in hunderten Venues quer durch Europa aufgetreten.

© YouTube/vegetableorchestra

Musik aus dem Supermarkt

Die elf Musikerinnen und Musiker, die das Orchester bilden, bereiten sich auf ihre Auftritte auf eine ganz spezielle Weise vor: Sie höhlen Karotten aus, schneiden Auberginen zurecht, schälen Zwiebeln und stapeln das frische Gemüse auf der Bühne. Jedes Konzert beginnt mit dem Bau der Instrumente, die dann auf spektakuläre Weise zum Leben erweckt werden. In ihrer 27-jährigen Geschichte haben sie bereits 344 Konzerte gegeben – ein Rekord für ein Orchester, das ausschließlich mit Gemüse musiziert.

Niemand in der Band erinnert sich genau, wer die Idee im Februar 1998 hatte, doch alle stammen aus Genres wie Elektronik, Rock, Punk und Klassik. 

Niemand in der Band erinnert sich genau, wer die Idee im Februar 1998 hatte, doch alle stammen aus Genres wie Elektronik, Rock, Punk und Klassik. 

© YouTube/vegetableorchestra

"Wir glauben, dass wir Klänge erzeugen können, die mit herkömmlichen Instrumenten nicht ohne Weiteres möglich wären. Man kann den Unterschied hören. Manchmal klingt es nach Tieren, manchmal sind es ganz abstrakte Sounds", erklärt die Gruppe.

Die Musikerinnen und Musiker sind davon überzeugt, dass alles um uns herum einen klanglichen Wert besitzt. "Man kann aus fast allem Musik machen. Jedes Objekt hat eine eigene akustische Qualität und bietet eine faszinierende Klangwelt." So kann selbst ein Supermarkt zum musikalischen Ideenlieferanten werden.

Von Aphex Twin bis John Cage

Die Mitglieder der Gruppe stammen aus den unterschiedlichsten musikalischen Richtungen: Elektronische Musik, Rock, Punk und Klassik prägen ihren Hintergrund. Inspiriert wurden sie unter anderem von Aphex Twin sowie John Cage, dem Komponisten des berühmten stummen Stücks "4'33"". Seit der Gründung im Februar 1998 erforschen sie immer wieder neue Klänge und entwickeln innovative Instrumente.

Die Gruppe ist davon überzeugt, dass alles um uns herum einen klanglichen Wert besitzt. 

Die Gruppe ist davon überzeugt, dass alles um uns herum einen klanglichen Wert besitzt. 

© YouTube/vegetableorchestra

Zu ihren Klassikern gehören die "Karottenflöte", das "Gurkenfon", perkussive Auberginen sowie eine "Lauch-Geige". Alle Gemüse-Instrumente werden frisch am Tag des Konzerts gekauft und direkt auf der Bühne präpariert. Die Zuschauer erleben live mit, wie sich die Klänge durch das Brechen und Austrocknen der Instrumente unter den heißen Scheinwerfern verändern.

Gemüseklänge mit kurzer Lebensdauer

"Manchmal sind die Veränderungen der Klänge während des Spiels genau das, was das Stück ausmacht", erklärt die Gruppe. "Melodieinstrumente wie die Karottenflöte oder die Radirimba [eine Marimba aus Rettichen] sollten jedoch zumindest für die Dauer eines Songs konstant bleiben."

Da die Instrumente nur für eine kurze Zeit spielbar sind, gibt es nach dem Konzert ein kulinarisches Highlight: Ein Koch verwandelt die übrig gebliebenen Gemüseteile in eine wärmende Suppe für das Publikum. Der restliche Bioabfall wird entweder verteilt oder nachhaltig entsorgt.

Ein eigenes Notensystem für Karotten und Gurken

Trotz der ungewöhnlichen Instrumente nimmt das Orchester seine Musik sehr ernst. Für das Schreiben ihrer Kompositionen haben die Mitglieder ein eigenes Notationssystem entwickelt. "Die Aufzeichnungen reichen von klassischen Rhythmusmustern über grafische Notationen bis hin zu abstrakten Zeichnungen oder Comics", erklären sie. "Da es anfangs keine Vorlage gab, wie man solche Musik aufschreiben könnte, haben wir einfach experimentiert, bis wir unseren eigenen Weg gefunden haben."

Ein Konzert für offene Ohren

Das Vegetable Orchestra lädt sein Publikum dazu ein, Musik neu zu erleben und mit offenen Ohren auf ihre Konzerte zu kommen. "Wir spielen am liebsten an Orten mit einem aufgeschlossenen Publikum, einer konzentrierten Atmosphäre und einem guten Soundsystem", sagt die Gruppe. Ihre Musik funktioniert an vielen Orten – kein Wunder, dass sie bereits in hunderten Venues quer durch Europa aufgetreten sind.

Eine Frage bleibt allerdings tabu: Ob die Musikerinnen und Musiker Vegetarier oder Veganer sind. "Nein, sind wir nicht. Bitte fragt nicht noch einmal", stellt die Band klar. "Diese Frage haben wir bereits drei Millionen Mal gehört."

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