Gewaltschutzzentrum verzeichnete zuletzt signifikanten Anstieg - Steigerung spiegelt sich noch nicht in Polizei-Statistik wider.
Wien. Das Gewaltschutzzentrum Salzburg hat zuletzt einen Zuwachs bei den gemeldeten Fällen von häuslicher Gewalt verzeichnet. "Seit zwei Wochen stellen wir einen signifikanten Anstieg von Selbstmelderinnen fest", erklärte Geschäftsführerin Renee Mader am Dienstag am Rande einer Pressekonferenz. Auch die Zahl der einstweiligen Verfügungen durch die Gerichte sei dementsprechend gestiegen.
Während sich im Vergleichszeitraum des Vorjahres acht Personen von selbst beim Gewaltschutzzentrum gemeldet hätten - also nicht von Polizei zugewiesen worden sind -, seien es in den vergangenen 14 Tagen bereits 48 Personen gewesen. Insgesamt wurden laut Mader von Jahresbeginn bis zum 4. Juni heuer bereits 705 Personen aufgenommen, im Vergleichszeitraum 2019 waren es 560 Personen gewesen. Betroffen sind Frauen, Kinder, Jugendliche - und in deutlich geringerem Ausmaß auch Männer.
"Das entspricht unserer Prognose, dass zuerst die äußere Krise als bewältigt empfunden werden muss, damit die Betroffenen Schritte gegen Beziehungsgewalt einleiten", sagte Mader. Während in den ersten Tagen und Wochen der Corona-Epidemie die Menschen noch damit beschäftigt waren, ihren Alltag zu organisieren, habe sich die Situation für viele nun stabilisiert.
"Mit Abflauen der Krise ist auch die Bereitschaft von Betroffenen gestiegen, Fälle von Gewalt zu melden", sagte Mader. Dies sei nicht nur Instrumenten wie Betretungs- und Annäherungsverbot, einstweiliger Verfügung und strafrechtlichen Sanktionen geschuldet, sondern auch einem gestiegenen Bewusstsein in der Öffentlichkeit. "Es gibt das klare Signal an die Täter, dass auch häusliche Gewalt kriminelles Unrecht ist."
Bei der Salzburger Polizei konnte man am Dienstag den Anstieg an häuslicher Gewalt allerdings nicht mit Zahlen untermauern. "Das spiegelt sich in den Anzeigen derzeit nicht wider", sagte eine Sprecherin der Landespolizeidirektion zur APA.