Coronavirus

Faktencheck: Sind Israels Spitäler voll mit Geimpften?

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Einem Bericht zufolge  80 Prozent der Patienten mit schweren Coronaverläufen geimpft sein. 

Regelmäßig werden von maßnahmenkritischen Stimmen Zahlen ins Rampenlicht gerückt, die gegen die Effektivität von Impfungen zu sprechen scheinen. Auch derzeit berufen sich einige Beiträge in sozialen Medien  und impfskeptische Medienberichten auf eine Aussage eines israelischen Arztes, den sie fälschlicherweise als Leiter des "Ichilov-Krankenhauses" in Tel Aviv bezeichnen. Demnach sollen 80 Prozent der Patienten mit schweren Coronaverläufen geimpft sein.

Einschätzung: Einige Angaben zur Quelle sind falsch, es handelt sich um eine Einschätzung eines Arztes im Tel Aviv Sourasky Medical Center. Im ganzen Land stellen Menschen mit vollständigem Immunschutz die Minderheit an Hospitalisierungen. Generell spricht ein großer Anteil geimpfter Patienten bei einer hohen Impfquote nicht gegen die Effektivität der Impfung. Diese ist durch Daten aus Israel klar belegbar.

Überprüfung

Bei der genannten Quelle für die Aussage gibt es einige Ungereimtheiten. Der Leiter des als Ichilov-Krankenhaus bezeichneten Tel Aviv Sourasky Medical Center heißt nicht Yaakov Jerris. Unter der Schreibweise Jacob Giris findet sich ein Arzt, der aber lediglich Leiter einer Abteilung für Interne Medizin des Krankenhauses ist.

APA-Faktencheck kontaktierte Giris, um ihn zu seinen in einem TV-Interview getätigten Aussagen zu befragen. Giris schildert, dass er in dem Krankenhaus, in dem er arbeitet, seit der Omikron-Welle eine veränderte Situation vorfände. Als die Deltavariante dominierte, sei die Sterberate zehnmal höher gewesen und es hätte sich bei Hospitalisierungen fast ausschließlich um Ungeimpfte gehandelt.

Nun würden Geimpfte den Großteil der Hospitalisierungen ausmachen. Das klinische Erscheinungsbild der Erkrankung sei nun aber weniger schwer. Die Patienten litten sehr oft an Nebenerkrankungen und wären auch ohne der Corona-Erkrankung einem hohen Sterberisiko ausgesetzt.

Die israelischen Daten zu Corona-Infektionen bestätigen Giris Einschätzung aus dem Krankenhaus in Tel Aviv nicht. Tatsächlich waren mit Stand vom Donnerstag insgesamt nur etwa gleich viele Geimpfte schwer an Corona erkrankt wie Menschen ohne Impfung. Zählt man allerdings Menschen ohne gültigen Immunschutz zu letzteren dazu, so sind in dieser Gruppe mehr schwere Erkrankungen zu finden als unter Geimpften.

Hospitalisierte meistens nicht immunisiert 

Noch klarer werden die Zahlen, wenn man die Erkrankten je 100.000 Einwohnern ansieht. Nachdem in Israel mehr als 80 Prozent aller Über-40-Jährigen vollständig geimpft sind, wird bei einer derartigen Aufschlüsselung deutlich, dass Ungeimpfte und Menschen ohne gültigen Immunschutz ein deutlich höheres Risiko haben, schwer an Corona zu erkranken. Wären 100 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, würden auch 100 Prozent der Hospitalisierungen durch Geimpfte erfolgen.

Dies ist einer der Gründe, warum in manchen Krankenhäusern in einigen Fällen in absoluten Zahlen mehr Geimpfte zu verzeichnen sind als Ungeimpfte. Weitere Gründe könnten auslaufende Immunisierungen sein bzw. dass Risikogruppen zuerst geimpft worden sind. Die Aussagekraft der absoluten Zahlen an Patienten in Krankenhäusern und die nachgewiesene Wirksamkeit von Impfungen wurde bereits in vergangenen Faktenchecks behandelt. Auch die WHO weist darauf hin, dass Impfdurchbrüche nicht gegen die Effektivität der Impfungen sprechen.
 

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