Coronavirus

Inzwischen mehr als 150.000 Corona-Todesopfer in Europa

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In Österreich Lage weiter stabil - Blutplasma-Behandlung an Uniklinik Graz: Erste geheilte Patienten gemeldet.

Wien/europaweit. In Europa sind bisher bereits mehr als 150.000 Menschen nach einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus gestorben. Laut einer auf amtlichen Daten basierenden Zählung der Nachrichtenagentur AFP lag die Zahl der Todesopfer am Donnerstagmorgen bei 150.138 bei insgesamt gut 1,64 Millionen nachgewiesenen Infektionen. In Österreich ist die Lage weiterhin stabil.
 
Zudem konnten die ersten Patienten, die mit Blutplasma von Covid-19-Genesenen behandelt worden sind, das LKH-Uniklinikum Graz kürzlich gesund verlassen. Es handle sich derzeit um einen experimentellen Therapieansatz für "ganz ausgewählte Patienten", und es könne zu allergischen Reaktionen oder Schädigungen der ohnehin angegriffenen Lunge kommen, berichtete der Grazer Infektiologie Robert Krause.
 
Bei den gängigen PCR-Tests auf das neuartige Coronavirus werde unterdessen am Donnerstag die 300.000-Grenze überschritten, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), der zudem ein eigenes Antikörper-Testprogramm ankündigte.
 

Sorgenkind Russland

Russland meldete eine neue Höchstzahl der Neuinfektionen - binnen 24 Stunden wurden 11.231 neue Fälle diagnostiziert. Die russischen Behörden erklären die seit einer Woche stark steigenden Infektionszahlen mit einer Zunahme der Tests. Dadurch würden nun auch viele symptomfreie Fälle nachgewiesen. Die Zahl der offiziell angegebenen Corona-Todesopfer ist mit insgesamt 1625 in Russland im internationalen Vergleich sehr niedrig.
 
Die wegen der Corona-Pandemie verhängten Ausgangsbeschränkungen in Moskau werden nun auch um knapp drei Wochen bis Ende Mai verlängert. "Es ist noch zu früh, um Restaurants, Theater und Sportstätten zu öffnen", erklärte Bürgermeister Sergej Sobjanin am Donnerstag auf seiner Website. Für den öffentlichen Nahverkehr in Moskau werde eine Masken- und Handschuhpflicht eingeführt.
 
Präsident Wladimir Putin hatte die Gouverneure der Regionen am Mittwoch aufgefordert, Pläne zu einer Lockerung der Corona-Maßnahmen zu entwerfen. Gleichzeitig mahnte er zur Vorsicht: "Der Preis selbst des kleinsten Fehlers ist die Sicherheit, das Leben und die Gesundheit unseres Volkes."
 
Während die italienischen Regionen die Regierung in Rom zu einer weiteren Lockerung der Maßnahmen drängen, sind am Donnerstag 274 Todesopfer in den vergangenen 24 Stunden gemeldet worden. Die Zahl der Toten stieg seit Beginn der Pandemie in Italien am 20. Februar auf insgesamt 29.958. Am Dienstag waren noch 369 Todesopfer in 24 Stunden registriert worden.
 
Italien ist zur Verschärfung der Vorsichtsmaßnahmen entschlossen, sollten die Epidemiezahlen im Land wieder in die Höhe schnellen, sagte Zivilschutzchef Angelo Borrelli vor dem Parlament am Freitag. "Mit dem richtigen Verhalten seitens der Bürger hoffen wir jedoch, dass die Vorsichtsmaßnahmen aufs Minimum reduziert oder ganz abgeschafft werden", so Borrelli.
 
Frankreich will ab dem 11. Mai die strengen Ausgangsbeschränkungen im Kampf gegen das Coronavirus schrittweise lockern. "Dies ist eine neue Etappe im Kampf gegen die Epidemie, es ist eine gute Nachricht für Frankreich, für das französische Volk", sagte Frankreichs Premier Edouard Philippe am Donnerstag nach einer Regierungssitzung unter Vorsitz von Präsident Emmanuel Macron. Künftig sollen die Departements je nach Verbreitung des Virus in grüne und rote Zonen eingeteilt werden. In den grünen Departements soll es weitgehendere Lockerungsmaßnahmen geben.
 
Schweden, das einen Sonderweg bei der Bekämpfung der Pandemie ging, meldete am Donnerstag 99 weitere Todesopfer durch das Coronavirus binnen 24 Stunden. Damit stieg die Zahl der Corona-Toten auf 3.040. Insgesamt wurden bisher mehr als 24.000 Infektionen nachgewiesen.
 
Das skandinavische Land hat als Reaktion auf die Corona-Pandemie deutlich weniger Restriktionen verhängt als die meisten anderen europäischen Länder. So gelten keine Ausgangsbeschränkungen und neben Restaurants, Bars und Cafés sind auch Läden sowie die meisten Schulen weiterhin geöffnet. Der schwedische Sonderweg ist allerdings im Land nicht unumstritten. Auch aus dem Ausland gibt es Kritik.
 

Österreich als Vorbild

In Österreich gab es 68 Neuinfektionen in den vergangenen 24 Stunden, ein Anstieg um 0,4 Prozent auf 15.652. Aktiv an Covid-19 erkrankt sind aktuell 1.445. Deutlich zurückgegangen ist die Anzahl der Spitalspatienten, um 58 Personen auf 360, davon 92 auf Intensivstationen. Die Gesamtlage stelle sich weiterhin stabil dar, stellte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) fest. 609 Patienten seien bisher an bzw. mit Covid-19 gestorben.
 
Die Zahl der Neuinfektionen in Wien ist in den vergangenen 24 Stunden auffällig gestiegen: Seit Mittwochfrüh zählte der medizinische Krisenstab der Stadt 42 Erkrankte. Damit haben sich bis dato 2.654 Personen nachweislich infiziert. Die Zunahme erklärte die Sprecherin des Krisenstabes auf APA-Nachfrage: "In einigen Fällen waren es Kontaktpersonen von aktuell Erkrankten, die mittels Contact Tracing gefunden wurden. Zusätzlich gibt es auch einige tatsächlich neue Fälle. Man muss sich anschauen, warum das so ist oder ob es sich um einen statistischen Ausreißer handelt." Ein Milizsoldat in der Steiermark wurde ebenfalls positiv getestet. Mehrere andere Soldaten müssen nun getestet werden, in häusliche Quarantäne oder wieder nach Hause zur weiteren Beobachtung,
 
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) tauschte sich am Donnerstag mit Amtskollegen aus Ländern aus, die wie Österreich "sehr rasch und erfolgreich auf das Coronavirus" reagiert haben. Ein Thema war das schrittweise Öffnen der Grenzen "zwischen all den Ländern, die gut durch diese Krise gekommen sind und niedrige Neuinfiziertenzahlen haben", berichtete Kurz. Österreich habe das Interesse, die Grenzkontrollen etwa zu Deutschland und Tschechien herunterzufahren. "Ich hoffe auch, dass wir zu einer Lösung mit unseren Nachbarn kommen, dort wo es sicher ist." Touristen aus nicht sicheren Ländern sollen nicht nach Österreich einreisen können.
 

WHO: Schock-Prognose für Afrika

In Afrika könnte die Pandemie dramatische Folgen haben. Sollte Covid-19 in Afrika kontrolliert werden, könnten nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis zu 190.000 Menschen im ersten Jahr der Pandemie sterben. Zudem könnten sich bis zu 26 Prozent der rund eine Milliarde Bewohner mit Covid-19 infizieren, sagte die Afrika-Leiterin der WHO, Matshidiso Moeti, am Donnerstag in einer Online-Pressekonferenz.
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