'Bald' 90.000 in Österreich angesteckt.
Wien. Weltweit gibt es mehr als eine Million bestätigter Coronavirus-Fälle. Dies teilte die US-Universität Johns Hopkins am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) in Baltimore mit. In Deutschland kletterte die Zahl der Coronavirus-Toten auf über 1.000. In Österreich bremste sich die Zunahme der Infektionen ein, am Donnerstagabend waren über 11.000 Personen infiziert, mehr als 160 starben.
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1.002.159 Menschen haben sich weltweit mit dem Coronavirus angesteckt, hieß es von der Johns-Hopkins-Universität. 51.485 Menschen sind an der durch das Virus ausgelösten Krankheit (Covid-19) gestorben, 208.630 sind genesen. Fast ein Viertel der weltweiten Fälle wurde demnach in den USA verbucht (234.462), gefolgt von Italien (115.242), Spanien (110.238) und Deutschland (84.264). Das Epizentrum der Krankheit, China, lag mit 82.432 Infektionen nur noch an fünfter Stelle.
Die meisten Toten wurden in Italien (13.915) gezählt, gefolgt von Spanien (10.096), den USA (5.648) und Frankreich (4.514). Die französischen Behörden selbst gaben die Zahl der Toten am Donnerstagabend mit fast 5.400 an, weil mindestens 884 Todesfälle in Seniorenheimen hinzugerechnet wurden. In Deutschland stieg die Zahl der Toten innerhalb eines Tages von 856 auf 1.001, jene der Infektionen von 72.600 auf 79.400.
92.190 Testungen in Österreich
In Österreich wurden bis Donnerstagvormittag 92.190 Testungen auf das Coronavirus durchgeführt, weit mehr als bisher bekannt. Viele kleine Labors seien noch nicht mit der Schnittstelle verbunden, die direkt Daten ins Epidemiologische Meldesystem (EMS) einspeist, erläuterte Anschober bei der Pressekonferenz den enormen Anstieg zur bisherigen Gesamtzahl vom Vortag (55.863). Die tägliche Zuwachsrate bei den Infektionen mit aktuell 5,66 Prozent bezeichnete Anschober als "gutes Signal". Die Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) äußerte am Donnerstag die Erwartung, dass sich bald ein Prozent der heimischen Bevölkerung (rund 90.000) angesteckt haben wird.
Anlass zur Sorge gab aber die Zahl der Personen in Krankenhauspflege. Bereits am Donnerstagvormittag lagen 1.057 Menschen lagen in Spitälern, 227 davon auf Intensivstationen. Das Land Steiermark gab am Abend den Tod von drei weiteren Personen bekannt. Mit 38 Toten verzeichnet die Steiermark damit die größte Opferzahl aller Bundesländer, die Gesamtzahl der Toten stieg auf mehr als 160.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) korrigierte am späten Nachmittag die Angaben zur Infektionskette in Ischgl von einer Pressekonferenz am Vormittag. Demnach habe es einen Eingabefehler gegeben. Die angeblich erste diagnostizierte Corona-Patientin in Ischgl war demnach erst am 5. März und nicht wie zunächst verlautbart am 5. Februar im Tiroler Skiort im Paznaun gewesen. Der "erste gesicherte Corona-Fall" in Tirol betrifft damit laut Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) eine einheimische Kellnerin.
Verwirrung um Patient Null
Zuvor war irrtümlich angegeben worden, dass eine Kellnerin aus der Schweiz bereits am 5. Februar die sogenannte Patientin Null gewesen sei. Das Land Tirol widersprach jedoch auch den neuen Angaben Anschobers. Es könnte fachlich und wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden, auf welchen Zeitpunkt die Coronaerkrankung bei der Frau zurückgeht, teilte das Land Tirol am Abend in einer Aussendung mit. "Von wochenlangen Erkältungssymptomen unhinterfragt auf eine Coronainfektion seit dem 8. Februar zu schließen, ist für das Land Tirol daher reine Mutmaßung", richtete man dem Bund aus
Von bisher 1.161 ausgewerteten Stichprobentests auf das Coronavirus unter Personen in Schlüsselberufen waren sechs positiv, das entspricht 0,52 Prozent. Die Checks wurden am Samstag und am Montag in Pflegeheimen, Krankenhäusern und Supermärkten durchgeführt, hieß es am Nachmittag aus dem Bundeskanzleramt. So will man dem Anteil der "asymptomatisch" Infizierten bei Schlüsselkräften auf die Spur kommen. Insgesamt wurden Proben von etwa 1.500 Personen gewonnen, eine wissenschaftliche Auswertung folgt.
Im Zusammenhang mit den geplanten Schutzmaßnahmen für Corona-Risikogruppen erläuterte Anschober, dass die Identifikation durch die Krankenkassen erfolge. "Diese Daten erarbeiten wir auf Basis der Medikamentierung", sagte der Gesundheitsminister. Für die Risikogruppe gelte ein verpflichtendes Home Office oder bezahlte Dienstfreistellung. Der Kreis der Betroffenen soll bis zum Wochenende bekannt sein, die Umsetzung der Maßnahme erwartet Anschober nächste Woche.
Keine Delogierung bei Jobverlust
Wer aufgrund der Corona-Krise von Kurzarbeit oder Jobverlust betroffen ist und deshalb die Miete nicht mehr bezahlen kann, muss keine Delogierung oder Vertragskündigung befürchten. Das wurde aus dem dritten Corona-Paket bekannt, das am Freitag vom Nationalrat verabschiedet werden soll. Konsumentenschützern begrüßten dies grundsätzlich, forderten jedoch Nachbesserungen. Vermieterverbände üben Kritik und sehen ihre Existenz gefährdet. SPÖ-Wohnbausprecherin Ruth Becher kündigte einen Entschließungsantrag an.
Während der Politstreit über die Öffnung der Bundesgärten in Wien weiterging und Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) mit einer StVO-Novelle die temporäre Sperrung von Straßen für Fußgänger ermöglichen will, gingen der Tiroler Polizei mehrere "Extremsportler" ins Netz. In Kitzbühel fasste sie ein Skitouren gehendes Ehepaar, in St. Anton und St. Christoph am Arlberg zwei Paragleiter. Sie wurden jeweils nach der Covid-19-Verordnung angezeigt.
Das Wiener Landesgericht für Strafsachen verhängte indes über einen positiv auf SARS-CoV-2 getesteten "Corona-Spucker" die U-Haft. Der 30-Jährige hatte kurz vor Mitternacht in einem Spital in Richtung mehrerer Security-Mitarbeiter gespuckt. Nun wird gegen den 30-Jährigen, der mehrere kleine Vorstrafen aufweist, wegen vorsätzlicher Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten (Paragraf 178 StGB) ermittelt. Ihm drohen im Fall einer Anklage bis zu drei Jahre Haft.