Coronavirus

Kommt ein 2. Lockdown? Kurz hält Video-Ansprache an die Nation

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Auf Facebook beantwortet Sebastian Kurz fünf der häufigsten Fragen zur Corona-Krise - unter anderem, wie es um einen zweiten Lockdown steht.

Angesichts täglich neuer Corona-Rekordzahlen hat Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) Sonntag eindringlich an die Österreicher appelliert, "zusammenzuhalten, um die Ansteckungszahlen niedrig zu halten". Es "liegt an uns allen", den zweiten Lockdown zu verhindern - indem soziale Kontakte reduziert, auf Feiern, große private Zusammenkünfte und Partys verzichtet wird, sagte er in einem langen via Facebook verbreiteten Video mit dem Titel "Die Lage in Österreich ist ernst".  Kurz sprach darin auch die merkbare "Corona-Müdigkeit" an, die zu immer mehr Verschwörungstheorien führe, bis hin zu offenen Aufrufen, Maßnahmen nicht einzuhalten.
 

Die fünf häufigsten Fragen zur Corona-Pandemie

Wir haben kein Problem mit unseren intensivmedizinischen Kapazitäten. Ist das alles nicht total übertrieben?
 
Kurz: "Wir haben derzeit kein Problem mit unseren intensivmedizinischen Kapazitäten. Von den 2.500 Intensivbetten, die wir in Österreich haben, sind knapp 1.000 für Coronapatienten reserviert. Und von denen sind derzeit knapp 120 belegt. Das Problem, die große Herausforderung bei diesem Virus ist allerdings das exponentielle Wachstum. Wir haben derzeit in Österreich rund 1.000 bis 1.500 Neuinfektionen pro Tag. Diese Zahl verdoppelt sich innerhalb von drei Wochen. Wenn es uns nicht gelingt, das Wachstum einzubremsen, dann haben wir im Dezember täglich Neuinfizierten-Zahlen von rund 6.000. Das ist alles andere als unrealistisch. Mit Beginn der Grippewelle stoßen wir dann auch schrittweise an unsere intensivmedizinischen Kapazitäten. Unser großes Ziel muss sein, das zu verhindern. Alle, die sagen, wir haben derzeit kein Problem auf der Intensivmedizin, die haben vollkommen recht. Aber damit das auch so bleibt, müssen wir gemeinsam das exponentielle Wachstum abflachen und bremsen. Das exponentielle Wachstum hört nicht von alleine auf."
 
Kommt ein zweiter Lockdown?
 
Kurz: "Es ist wohl die Frage, die die Österreicher derzeit am meisten beschäftigt "und die auch ich derzeit am meisten gestellt bekomme", so Kurz. Seit Wochen gibt es Spekulation über einen zweiten Lockdown – befeuert am vergangenen Samstag von einem ZiB-Bericht mit konkretem Zeitplan. Sebastian Kurz beantwortet die Frage mit einem emotionalen Appell: "Es liegt an uns allen. In einigen Ländern Europas ist der Status quo bereits, dass es lockdownähnliche Zustände gibt. Abgeriegelte Städte, geschlossene Schulen und Restaurants – und in einigen Teilen wird sogar mit Ausgangssperren gearbeitet. Die gute Nachricht ist: Wenn wir alle einen Beitrag leisten und soziale Kontakte reduzieren, dann können wir einen zweiten Lockdown in Österreich verhindern. Wir wissen, dass die Masse der Ansteckungen im privaten Bereich stattfindet. Und das bedeutet, wenn wir alle auf Feiern, auf private Zusammenkünfte in großen Gruppen, auf Partys verzichten, dann können wir das Wachstum bremsen und so die Schulen, die Wirtschaft und auch Teile des sozialen und gesellschaftlichen Lebens offenhalten."
 
 
Schaden die Einschränkungen unserer Wirtschaft?
 
Kurz: "Ja, natürlich, jede einzelne Einschränkung schadet der Wirtschaft. Wenn wir auf Events, Partys und Veranstaltungen verzichten, dann schadet das den Veranstaltern, der Gastronomie, den Kulturschaffenden und vielen anderen Branchen. Die Wahrheit ist aber auch, wenn es einen zweiten Lockdown gibt, dann ist der volkswirtschaftliche Schaden noch einmal wesentlich größer und deutlich mehr Arbeitsplätze sind bedroht. Wir müssen daher die betroffenen Branchen wirtschaftlich bestmöglich unterstützen, aber alles unternehmen, dass es nicht zu einem gesamtwirtschaftlichen Flächenbrand wird." Aus den Erfahrungen der letzten Monaten könne man laut Kurz sagen: "Je höher die Infektionszahlen sind, desto höher der wirtschaftliche Schaden in einem Land. Wir sind in weiten Teilen Österreichs stark vom Tourismus abhängig." Da gelte, "je höher die Infektionszahlen, je mehr Reisewarnungen, desto weniger Gäste und desto höher der Schaden. Das kostet unzählige Arbeitsplätze." Daher müsse man "zusammenhalten, die Ansteckungszahlen niedrig halten und so den Schaden für Wirtschaft und Beschäftigung abzufedern."
 
Wir Junge können eine Erkrankung gut überstehen. Warum können wir nicht ältere Menschen mehr einschränken und normal unser Leben leben?
 
Kurz: "Ganz ehrlich, uns Jungen macht dieses Virus kaum etwas aus", sagte vor einigen Wochen ein Student zu Bundeskanzler Sebastian Kurz. Könne man nicht einfach die Alten wegsperren. Kurz: "In dieser Frage bin ich ganz klar: So eine Gesellschaft wollen wir nicht sein. Ältere Personen und Risikogruppen haben sich verdient, dass wir auf sie Rücksicht nehmen, dass wir verantwortungsvoll handeln und so einen Beitrag leisten, dass jeder Mensch in Österreich sicher sein Leben führen kann." Selbst, wenn man diese Ansicht nicht habe, stellte Kurz klar, "dann gilt noch immer eines: Das Wegsperren der älteren Menschen, das würde gar nicht funktionieren. Denken Sie zum Beispiel an die Pflegeheime. Ältere Menschen müssen dort versorgt werden. Es muss dort gekocht, geputzt und gepflegt werden. Wenn viele Menschen in unserer Gesellschaft infiziert sind, dann bedeutet dies natürlich auch, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das in die Heime einschleppen und ältere Menschen sich dort infizieren." Darüber hinaus wohne laut dem Kanzler die Mehrheit der älteren Menschen ja nicht in Pflegeheimen, "sondern mitten in unserer Gesellschaft, oftmals auch in die Familienverbände integriert." Klarer Auftrag für den Kanzler: "Vulnerable Gruppe und insbesondere ältere Menschen bestmöglich zu schützen." Kurz: "Das muss unser Ziel sein."
 
Wann ist die Pandemie endlich vorbei?
 
Kurz: "Die schwierigste Frage, die man als Regierungschef in Tagen wie diesen immer wieder gestellt bekommt", gesteht der Bundeskanzler in seiner Videobotschaft ein. "Die Herausforderung bei Pandemien ist, dass sich ein Ende nicht gut vorhersagen lässt", gesteht er ein. Kurz: "Ich bleibe aus heutiger Sicht aber bei meiner Einschätzung, die ich im Sommer getroffen habe: Ein wirklicher Durchbruch kann erst erzielt werden, wenn es einen Impfstoff gibt." Aus heutiger Sicht sei realistisch, "dass wir diesen bis zum Sommer nächsten Jahres haben sollten."
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