Coronavirus

Warum Beatmungsgeräte jetzt in der Kritik stehen

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Die Todesrate bei beatmeten Corona-Patienten ist erschreckend hoch. Ärzte sehen das Intubieren mittlerweile kritisch und greifen zu Alternativen.

Während sich die Coronavirus-Krise in den USA weiter verschärft, schockiert Ärzte und Pfleger dort zunehmend die Unberechenbarkeit des Krankheitsverlaufs. Der Gesundheitszustand von Patienten verschlechtere sich mitunter rasant und völlig überraschend, berichten Krankenschwestern und Mediziner in New York, dem Zentrum des Virusausbruchs in den USA.

Gerade noch fühlten sich die Patienten gut und sähen auch so aus, erzählt Krankenschwester Diana Torres. Dann drehe sie sich um und die Patienten seien nicht mehr ansprechbar. "Ich bin paranoid, habe Angst, ihr Zimmer zu verlassen." Ein Notarzt sagt, manche Patienten würden fröhlich plaudernd eingeliefert und nur Stunden später  nach Luft ringen und an ein Beatmungsgerät angeschlossen.
 

Nun sehen viele Experten aber auch ein Problem an den Beatmungsgeräten. Verschiedene Studien hinterfragen zurzeit die Effektivität der Geräte für Coronavirus-Patienten. Sie deuten an, dass mehr beatmete Patienten sterben als überleben. So zeigt ein Bericht aus London, dass nur rund ein Drittel von 1.053 intubierten Patienten lebend das Spital verlassen haben. Ein ähnliches, wenn auch dramatischeres Bild zeichnete sich während einer Studie in Wuhan ab. Dort haben nur drei von 22 Menschen, die am Beatmungsgerät hingen, überlebt. Und auch in Seattle kam man zu einem ähnlichen Schluss. Hier wurden 18 intubierte Patienten begleitet. Dort überlebte zumindest die Hälfte die Dauer der Beobachtung, allerdings mussten drei von ihnen weiterhin künstlich beatmet werden.

Patienten zu intubieren ist stets risikoreich. Schon zu Beginn, wenn der Schlauch eingeführt wird, kann man die Lunge zusätzlich schädigen. Auch Keime können dadurch in den Körper geraten.

In der von der Pandemie besonders getroffenen US-Metropole New York sollen laut Ärzten sogar bis zu 80 Prozent der Patienten am Beatmungsgerät sterben. Deshalb setzt man hier nun auf Behandlungsalternativen. Unterschiedliche Liegepositionen sollen dabei getestet werden. Die Experten meinen, dass auf dem Bauch liegen dabei hilft, mehrere Teile der Lunge besser zu durchlüften. Anstatt zu intubieren, greifen die Ärzte nun auf Sauerstoffzufuhr durch Nasenschläuche zurück. "Wenn wir es schaffen, dass sich der Zustand von Patienten verbessert, ohne dass wir sie intubieren müssen, haben sie eine höhere Chance zu genesen – vermuten wir", erzählt der Notfallmediziner Joseph Habboushe der Nachrichtenagentur "Associated Press".

Welche Schuld Beatmungsgeräte nun tatsächlich an dem Tod der Corona-Patienten haben, ist noch unerforscht. Die bisher beobachteten Fälle reichen nicht aus, um konkrete Aussagen treffen zu können.

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