Kritische Reaktionen in Rom: ''Niederlanden sind legales Steuerparadies''
Rom. Italien reagiert kritisch auf den niederländischen Premier Mark Rutte, der in einem Interview mit "7", dem Wochenmagazin der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" betont hatte, dass die Italiener die nächste Krise allein bewältigen müssten. Vize-Industrieminister Stefano Buffagni bezeichnete die Niederlande daraufhin als "legales Steuerparadies".
"Die Niederlanden sind sparsam, aber nicht mit eigenem Geld. Das ist die Wahrheit. Die Lage muss sich in Europa ändern. Die Niederlanden führen die Liste der legalen Steueroasen an, die Italien jährlich bis zu acht Milliarden Euro an Steuergeldern entziehen", kritisierte Buffagni, Spitzenpolitiker der Regierungspartei Fünf Sterne. Mehrere italienische Unternehmen, darunter Fiat Chrysler und Campari, haben aus Steuergründen ihren Sitz in die Niederlanden verlegt.
Auch der italienische Premier Giuseppe Conte reagierte auf Ruttes Worte. "Italien wird es allein schaffen", versicherte der Regierungschef im Gespräch mit Journalisten am Donnerstag in Rom.
Rutte lobte die Stützungsmaßnahmen die Italien ergriffen habe, um die Produktivität und die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu steigern. "Das ist ein guter Start und ich hoffe, dass es so weitergeht. Denn es ist entscheidend, dass Italien das nächste Mal in der Lage ist, allein auf eine Krise zu reagieren", so Rutte.
Die Niederlanden gehören zu den "Sparsamen Vier" genannten EU-Ländern. Österreich, Schweden, Dänemark und die Niederlande stemmen sich gegen den EU-Wiederaufbauplan, der Zuschüsse an von der Coronakrise besonders betroffene Länder vorsieht. Die Sparsamen Vier wollen die Krise lieber mit Krediten lösen.