Elektive Operationen finden nicht statt ++ Angespannte Lage in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland
Die Coronavirus-Situation in Österreich spitzt sich weiter zu. Besonders im Osten Österreich ist die Lage auf den Intensivstationen kritisch. Fast alle Bundesländer - mit Ausnahme des Westens - verschieben bereits Eingriffe. Elektive, also nicht dringende Operationen finden nicht statt. So stark zurückgefahren wie in der ersten Welle und im ersten Lockdown vor einem Jahr wird jedoch noch nicht, ergab ein Rundruf in den neun Bundesländern.
Ost-West-Gefälle
Besonders schwierig ist die Lage in der Bundeshauptstadt, hier liegen im März so viele Covid-19-Patienten auf Intensivstationen wie noch nie seit Beginn der Pandemie. In den städtischen Spitälern wurde bereits in der Vorwoche damit begonnen worden, nicht dringende, planbare Operationen an Ordens- oder Privatspitäler auszulagern. Wo dies nicht möglich ist, werden Termine verschoben. Außerdem werden mehr verfügbare Betten geschaffen.
In Niederösterreich stellt sich die Situation bei den noch zur Verfügung stehenden freien Intensivbettenkapazitäten laut Landesgesundheitsagentur "angespannt" dar. Um sicherzustellen, dass die zur Aufrechterhaltung der Notfallversorgung erforderlichen Intensivbettenkapazitäten verfügbar sind, werden einzelne nicht dringliche Operationen verschoben. Die notwendigen Personalressourcen seien vorhanden, hieß es.
Im Burgenland werden derzeit zahlreiche Operationen, die nicht dringend erforderlich sind, verschoben. Sowohl in den vier Spitälern der KRAGES (Burgenländische Krankenanstalten-GmbH) als auch im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt will man die Kapazitäten für schwere Covid-19-Fälle sowie Notfälle und akute OPs freihalten. Die Lage auf den Intensivstationen ist im Burgenland ernst, Betten und Personal geraten laut den Krankenhausbetreibern zunehmend an ihre Grenzen. Die KRAGES gab im APA-Gespräch an, schon in Kontakt mit anderen Bundesländern zu sein, um die Möglichkeiten einer Überstellung von Patienten auszuloten.
"Es gibt immer wieder die Situation, wo elektive Eingriffe verschoben werden", sagte Kärntens Intensivkoordinator Rudolf Likar zur APA. Jeder dringliche Eingriff werde gemacht, geplante Eingriffe müssten immer wieder verschoben werden, um genügend Intensivbetten für Akutfälle zu haben - aktuell passiere das "vereinzelt". Likar: "Es gibt immer wieder Tage, wo wir an die Grenzen kommen, dann werden für den nächsten Tag geplante Operationen hintangestellt." Aktuell gibt es in Kärnten 16 Corona-Intensivpatienten in den Spitälern. Zwei oder drei Patienten aus anderen Bundesländern könnte man nach Likars Einschätzung momentan aufnehmen.
In den Salzburger Landeskliniken (SALK) sind mit Stand 3. März 145 Operationen abgesagt oder verschoben worden, sagte der SALK-Sprecher. "Einige wenige sind seitdem noch dazugekommen." Zum Vergleich: In der ersten Welle vor einem Jahr seien es knapp über 1.000 Operationen gewesen. Zugleich wurde die seit Dezember geltende Kooperation mit drei Salzburger Privatkliniken bis Ende Mai verlängert. Dadurch habe man bisher 173 Operationen extern durchführen können. Zuletzt wurden im Bundesland 22 Patienten auf der Intensivstation betreut, die aktuelle Krisenstufe sei damit fast ausgereizt. "Werden es jetzt noch mehr, müssen wir bald andere Bereiche schließen." In der letzten Ausbaustufe gebe es in Salzburg Platz für maximal 49 Intensivpatienten. Zudem hätten sich die Spitalsträger im Land am Mittwoch darauf geeinigt, dass Intensivpatienten nicht mehr nur im Uniklinikum oder im Krankenhaus Schwarzach, sondern auch in anderen Spitälern aufgenommen werden können.
Operationen verschoben
In der Steiermark war am Mittwoch seitens der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft KAGes die Verschiebung von nicht unbedingt notwendigen Operationen ausgerufen worden, um Intensivbetten für Corona-Patienten frei zu halten. Im Schnitt seien 90 Prozent aller Intensivbetten in den KAGes-Häusern belegt - mit oder ohne Pandemie. Da mit steigenden Zahlen bei den schweren Covid-19-Infektionen zu rechnen sei, müsse man vorsorgen. "Wir liegen noch deutlich hinter dem Herbst, haben also keine Panik, aber wir bereiten uns vor", sagte ein Sprecher. Gut 50 Corona-Intensivpatienten würden derzeit in der Steiermark versorgt.
In Oberösterreich werden ab Montag die Bettenkapazitäten für Covid-19-Patienten aufgestockt, im Gegenzug kann es wieder zu Verschiebungen von Operationen kommen. Die Situation sei noch nicht so schlimm wie im November und Dezember des Vorjahres, aber man beginne bereits mit den Intensivbetten zu "haushalten", sagte die Konzernsprecherin der Oö. Gesundheitsholding, Jutta Oberweger. Man werde einige Eingriffe, die nicht dringlich sind und bei denen man von vorneherein wisse, dass der Patient längere Zeit ein Intensivbett brauche, verschieben. Auf den oö. Intensivstationen stehen ab Montag für Corona-Kranke statt 75 Einheiten 103 zur Verfügung, auf den Normalstationen wird ab 29. März die Anzahl der Corona-Betten von 300 auf 400 erhöht. Aktuell liegen im Bundesland 211 Personen auf Normal- und 56 auf Intensivstationen in Spitälern.
Situation stabil in Vorarlberg und Tirol
In Tirol war die Lage in den Spitälern stabil. Geplante Operationen würden derzeit nur "minimal verschoben", die Gründe dafür hätten aber nichts mit Corona zu tun, sagte Johannes Schwamberger, Sprecher der tirol kliniken zur APA. Die diesbezügliche Situation sei bei weitem nicht so "wie in anderen Phasen" der Pandemie. "Derzeit reichen die Kapazitäten", fasste er zusammen. Zwar gab es einen Anstieg der Corona-Patienten auf den Normalstationen, auf den Intensivstationen blieb die Auslastung aber im Rahmen. Es gebe in diesem Bereich ein starkes "Ost-West-Gefälle", sagte er.
In Vorarlberg standen laut Krankenhausbetriebsgesellschaft am Donnerstag gesamt 52 Intensivbetten zur Verfügung. 25 davon waren belegt, davon nur eins mit einem Covid-Patienten. Es waren also noch 27 Intensivbetten für alle Patientengruppen frei.