Abstand halten, keinen Kontakt haben – was vor Infektionen schützen soll, kann Menschen auch krank machen.
Eine neue Studie aus Deutschland beschäftigt sich mit der Frage, wie die Coronavirus-Einschränkungen uns Menschen verändern. Die Diplom-Psychologin Prof. Dr. Michaela Pfundmair (35) von der Hochschule des Bundes hat dazu erste wissenschaftliche Antworten aus ihrer bisher unveröffentlichten Studie.
Die Forscherin sagt gegenüber "Bild": "Wir haben bereits in einer frühen Phase der Corona-Maßnahmen empirische Daten von 533 Menschen in Deutschland erhoben und sie gefragt, wie es ihnen mit der sozialen Distanzierung geht." Die Corona-Maßnahmen umfassten nur noch Kontakt zu Personen ihres eigenen Haushalts haben, nur in dringenden Fällen (Einkaufen, Sport, Arztbesuche) die Wohnung verlassen und dabei mit maximal einer weiteren Person unterwegs sein, und auch das nur mit mindestens 1,50 Meter Abstand.
Pfundmair und ihr Team fragten sich, ob soziale Selbstisolation ähnliche Effekte auf Menschen hat, wie ein unfreiwilliger sozialer Ausschluss. Das wären Effekte, wie sie beim Menschen im schlimmsten Fall zum Beispiel durch Mobbing zu beobachten sind. Die Wissenschaftler fanden tatsächlich diese Merkmale. "Sogar mit ähnlich hohen Effekt-Stärken", sagt sie.
Die Menschen, die sich an die Corona-Einschränkungen hielten, hatten ein geringeres Selbstwertgefühl, weniger Gefühle von Kontrolle und weniger das Gefühl einer sinnvollen Daseinsberechtigung. "Wichtige psychologische Grundbedürfnisse des Menschen werden bei sozialem Ausschluss entzogen", so Pfundmair.
Je jünger die untersuchten Personen waren, desto schlechter ging es ihnen. Und Frauen ging es mit den Maßnahmen schlechter als Männern. "Diesen beiden Gruppen fiel es auch schwerer, die Maßnahmen aufrechtzuerhalten", so die Forscherin.