Karten-Debakel

Apple feuert Top-Manager

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Weil der neue Kartendienst fehlerhaft ist, müssen Top-Manager gehen.

Nach dem misslungenen Start des ersten eigenen Kartendienstes von Apple geht der zuständige Spitzenmanager. Scott Forstall, bisher als Chef der iOS-Softwareplattform für iPhone und iPad eine der zentralen Figuren bei Apple, werde das Unternehmen im kommenden Jahr verlassen, teilte der Konzern nach US-Börsenschluss am Montag mit.

Mit dem Führungsumbau solle die Zusammenarbeit zwischen den Bereichen Hardware, Software und Dienste verbessert werden. Auch der Chef der Apple Stores, John Browett, verlässt Apple nach nur wenigen Monaten. Nach einem Nachfolger werde bereits gesucht.

Neuer Chef Tim Cook ordnet die Führungsriege neu

Apple-Gründer Steve Jobs umgab sich gern mit Weltklasse-Leuten. Er selbst war stark genug, die Egos seiner Topmanager im Zaum zu halten. Nach seinem Tod vor gut einem Jahr soll es durchaus zu Konflikten gekommen sein. Der neue Chef Tim Cook spricht jetzt ein Machtwort und ordnet die Führungsriege neu. Die wichtigsten Figuren beim wertvollsten Unternehmen der Welt auf einen Blick:

Tim Cook:
Jobs holte den Computermanager 1998 zu Apple und vertraute ihm die Führung des operativen Geschäfts an. Der Südstaatler mit der weichen Stimme ordnete die Produktions- und Vertriebskette radikal neu und machte Apple zu einer effizienten Geldmaschine, die Jobs' kühne Visionen umsetzen kann. Im August 2011 übernahm der heute 51-jährige Cook permanent die Konzernführung. Er setzte eigene Akzente: Apple ist merklich offener in der Kommunikation geworden, auch was die Arbeitsbedingungen bei seinen chinesischen Zulieferern angeht. Mit dem Umbau der Chefetage zeigt, Cook, dass er auch hart durchgreifen kann.

Jonathan "Jony" Ive:
Der britische Designer stieß schon Anfang der 90er Jahre zu Apple. Doch erst als Jobs 1997 wieder die Führung übernahm, blühte Ive voll auf. Seine Abteilung bekam größere Räume in einem Hochsicherheitstrakt des Hauptquartiers und die Lizenz zum Experimentieren. Aus Ives Labor stammen Innovationen wie die aktuellen Notebooks aus einem Stück Aluminium sowie das schlichte Design von iPhone, iPad und Mac. Viele Beobachter sehen am ehesten Ive als Jobs-Nachfolger, was die Zukunftsvisionen angeht. Mit seiner neuen Rolle als Verantwortlicher für das Design von Geräten und jetzt auch der Software kommt der 45-Jährige dieser Führungsrolle näher.

Eddy Cue: Der Manager wird seinem Ruf als "Feuerwehrmann" für brenzlige Angelegenheiten gerecht. Der Chef der iTunes-Plattform musste bereits den schlecht gestarteten Speicherdienst MobileMe retten - und machte die funktionierende iCloud daraus. Nun soll er die misslungenen Apple-Karten fit machen und den oft kritisierten persönlichen Assistenten Siri verbessern. Schon 2011 bekam Cue die Führung des gesamten Bereichs Internet-Software und Dienste übertragen. Damit ist er Chef über den iTunes Store, den App Store und den Büchershop iBooks. Mit dem Online-Speicher iCloud zeichnet er für einen Schlüssel-Bereich für die Zukunft von Apple verantwortlich.

Phil Schiller: Der "Senior Vice President" für Marketing übernimmt stets die Präsentation der neuen Geräte - vom iPhone 5 bis zum iPad mini. Alle neuen erfolgreichen Produkte von Apple sind unter Schillers Regie vermarktet worden. Auch nach über einem Jahr auf dem Chefposten tritt Tim Cook bei Produktvorstellungen weiterhin in den Hintergrund und überlässt die Präsentation Schiller.

Scott Forstall: Der Stanford-Absolvent hat praktisch sein gesamtes Berufsleben mit Jobs zusammengearbeitet, erst bei dessen Firma Next und dann bei Apple. Forstall zählte zu den Architekten des Computer-Betriebssystems OS X, das Apples Macs antreibt, und entwickelte daraus auch federführend die iOS-Software, mit der die iPhones und iPads laufen. Das machte ihn zur logischen Besetzung für den iOS-Chefposten. Allerdings soll es laut US-Medienberichten Spannungen zwischen Ive und Forstall gegeben haben, dem auch Ambitionen für den Chefposten nachgesagt wurden. Jetzt scheint Forstall diesen Kampf verloren zu haben.
 

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