"Camcording" wird immer mehr zu einem Problem der Filmwirtschaft. Der weltweite Schaden liegt bei 15 Milliarden Euro.
41 neue Gerichtsverfahren gegen Raubkopierer sind durch den VAP - Verein für Antipiraterie der Filmwirtschaft Österreichs für das Jahr 2006 registriert worden. Damit habe sich die Zahl "auf hohem Niveau eingependelt", teilten Vertreter des Vereins am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz in Wien mit. Österreichs Kino- und Videowirtschaft habe einen Verlust von 16,5 Mio. Euro hinnehmen müssen. Als neues Problem hierzulande habe sich das so genannte "Camcording" erwiesen.
Was ist "Camcording"?
Unter "Camcording" versteht der
VAP illegale Bild- oder Tonmitschnitte aus dem Kino, die anschließend auf
Internet-Tauschbörsen angeboten werden. Dieses Problem existiere in
Österreich faktisch erst seit einigen Monaten, so Generalsekretär Andreas
Manak. Vor allem Tonaufnahmen würden dabei gerne über fremdsprachige
Bildkopien aus Russland oder China gelegt. Weltweit zeitgleiche Filmstarts
sollen diesem Problem in Zukunft ein wenig abhelfen, erklärte Buena
Vista-Chef und VAP-Präsident Ferdinand Morawetz.
16,5 Mio. Euro Schaden
Die Kinos sollen somit auf jeden Fall die
erste Auswertungsstufe für Filme bleiben, kombinierte Filmstarts mit
DVD-Releases oder legalen Internet-Plattformen haben sich nach Angaben der
Filmfachverbände als Flop herausgestellt. In Österreich habe sich die
Kinowirtschaft 2006 zwar nach dem schwachen Jahr 2005 wieder erholt, die
hochgerechneten Verluste von 16,5 Millionen Euro sollten jedoch nicht
bagatellisiert werden, hieß es. Insgesamt verzeichnet die heimische Branche
(Kino- und Produktionsmarkt) einen Umsatz von rund 300 Mio. Euro pro Jahr.
Maßnahmen gegen Server-Piraterie
Um dem Problem der
Raubkopien Herr zu werden, sind für 2007 vor allem schärfere Maßnahmen gegen
Server-Piraterie sowie das "Camcording" vorgesehen. Dabei werde es nicht so
weit kommen, dass die Besucher ihre Handys vor dem Kinosaal abgeben müssten.
Jedoch seien Mitarbeiter in den Kinos angewiesen worden, auf "kriminelle
Handlungen" zu achten und "dezent präsent" zu sein. Und im Bereich des
illegalen Internet-Vertriebs sollen nicht die Downloader kriminalisiert
werden, sondern die Uploader. Man müsse verstehen, dass es sich da "um
mafiöse Strukturen" handle. "Da sitzen keine sympathischen Hacker mit Che
Guevara-Leiberl vor dem Computer."
Legale Angebote ausgeweitet
Dass legale Internet-Plattformen
derzeit einfach zu teuer und unpraktikabel sind, glauben die Herren vom VAP
nicht. Bei Angeboten wie in2movies.at (Filmkauf 6,99 Euro/Miete 2,99 Euro)
gebe es steigende Raten, auch die Entwicklung im Bereich Home Entertainment
gebe Anlass zu positiven Gefühlen für die Zukunft. Der Ausbau von legalen
Angeboten soll demnach 2007 forciert werden, aber man müsse auch verstehen,
dass Österreich "keine Insel der Seligen" sei. Gemeinsam mit der
Musikindustrie werde daher auch die Aktion "Ideen sind etwas wert" an den
österreichischen Schulen verstärkt.