Microsoft

Still und heimlich startet Vista

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Neue Windows-Version zunächst nur für Firmen, Privatkunden müssen noch bis Ende Jänner warten. Experten erwarten keine raschen Umstellungen.

Jahrelang hat der weltgrößte Softwarekonzern diesen Event hinausgeschoben, nun ist es endlich so weit: Heute, Donnerstag, wird Microsoft in New York mit viel Tamtam die neuen Versionen seines Betriebssystems Windows und seiner Bürosoftware Office vorstellen. Das US-Unternehmen hofft, mit "Windows Vista" und "Office 2007" seine marktbeherrschende Stellung gegen immer rührigere Konkurrenten festigen zu können, die ihre Software oftmals gratis anbieten. Kaufen können die neuen Microsoft-Programme zunächst nur Firmenkunden. Interessierte Verbraucher müssen sich noch bis Ende Jänner gedulden.

Windows und Office als Zugpferd
Für Microsoft steht bei der neuen Produktoffensive viel auf dem Spiel. Denn obwohl der Konzern in den vergangenen Jahren unter anderem mit der Videospielkonsole Xbox und dem digitalen Musikspieler Zune in immer neue Felder vorgestoßen ist, macht er sein Hauptgeschäft nach wie vor mit dem Betriebssystem Windows, gefolgt von der Bürosoftware Office. Windows ist weltweit auf mehr als 90 Prozent aller Rechner installiert, häufig zusammen mit Office, das aus den Komponenten Word für die Textverarbeitung, Outlook für E-Mails, Excel für Tabellen und Powerpoint für Präsentationen besteht.

Die Konkurrenz schläft nicht
Die Vormachtstellung von Microsoft ist allerdings nicht mehr völlig ungefährdet. So rückt etwa der kalifornische Suchmaschinenbetreiber Google dem Konkurrenten aus Redmond im US-Bundesstaat Washington zunehmend zu Leibe - indem er etwa im Internet gratis Programme für Textverarbeitung und Tabellen anbietet. Zugleich wird das Betriebssystem Linux, das in offener Zusammenarbeit von Software-Experten rund um den Globus fortentwickelt und gratis angeboten wird, von immer mehr Firmen und Behörden als Alternative zu Windows entdeckt.

Fünf Jahre Entwicklungszeit
Für die Entwicklung seines neuen Betriebssystems Vista hat sich Microsoft dennoch fünf Jahre Zeit gelassen - soviel wie noch nie zwischen zwei Fassungen dieses Programms. Einen erheblichen Teil des Aufwands steckten die Ingenieure in den Sicherheitsmantel gegen Angriffe aus dem Internet - Vista soll deutlich resistenter gegen Viren und Würmer sein als die Vorgängerversion XP.

Auch soll das neue System visuell ansprechender und leichter bedienbar sein. Mit Hilfe des neuen Features "Windows Aero" etwa werden die geöffneten Seiten transparent, so dass sich auf darunter liegende Elemente auf dem Bildschirm schauen lässt. Das Menü "Start" wiederum bietet eine verbesserte Schnellsuchfunktion, mit der sich alle Dateien und Anwendungen auf dem PC finden und öffnen lassen. Auch die Software zum Abspielen von Musik und Videos wurde aufgemöbelt und im Outlook der Filter zum Aussortieren unerwünschter "Spam"-Mails verbessert.

Revolutionäre Neuheiten hat Microsoft allerdings nicht zu bieten
Experten erwarten deshalb auch keinen raschen Durchbruch für Vista. "Ich glaube nicht, dass alle losrennen werden, um das neue System zu kaufen", sagt Michael Cherry von "Directions of Microsoft", einer auf Beobachtung des Softwaregiganten spezialisierten US-Organisation. Auch der Analyst Michael Silver vom Gartner-Institut rechnet nicht damit, dass Vista bis Ende 2007 auf mehr als acht bis zehn Prozent der Computer installiert sein wird.

Kein Vista unterm Christbaum könnte Computerabsatz gefährden
Kritik hat sich Microsoft schon jetzt für seine Entscheidung eingehandelt, Vista den Privatkunden nicht schon zur Weihnachtssaison anzubieten. Experten meinen, dass darunter der Computerabsatz zum Jahresende leiden könnte - die Kunden wollten keine Geräte mit einem Betriebssystem kaufen, das dann schon bald veraltet sei, heißt es. Zwar bietet Microsoft solchen Verbrauchern, die jetzt schon einen neuen Computer kaufen, die kostenlose oder preisgünstige nachträgliche Installierung von Vista an - die Kunden müssen die neue Software allerdings selber einrichten. Dies täten die Verbraucher aber nur ungern, weiß der Experte Silver: "Sie ziehen es vor, das Betriebssystem schon fertig eingerichtet zu haben."

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