Wiederherstellung gelungen

Die allererste Computer-Musikaufnahme

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Die rekonstruierten Stücke wurden vor 65 Jahren aufgenommen - inkl. Hörprobe.

Neuseeländischen Wissenschaftern ist es nach eigenen Angaben gelungen, die allerersten Aufnahmen von computergenerierter Musik zu restaurieren. Die 65 Jahre alten Aufnahmen zeigten, dass der britische Mathematiker und Informatiker Alan Turing auch auf musikalischem Gebiet ein Wegbereiter gewesen sei, erklärten die Forscher der Universität von Canterbury im neuseeländischen Christchurch am Montag.

Rechner füllte Labor fast völlig aus

Turings Pionierarbeit bei der Umwandlung des Computers zum Musikinstrument in den 40er-Jahren sei bisher wenig bekannt, erklärten sie. Die Musikaufnahmen wurden 1951 in einem Labor im nordenglischen Manchester gemacht. Der von Turing gebaute Rechner war so groß, dass er einen großen Teil des Labors ausfüllte. Der Computer generierte damals drei Musikstücke: Die britische Hymne "God Save the King", das Kinderlied "Baa Baa Black Sheep" und Glenn Millers Swing-Klassiker "In the Mood". Hier kann man Teile der Musik nachhören.

Aufgenommen wurden die Stücke auf einer Schallplatte aus Acetat. Der Klang der Schallplatte sei jedoch verzerrt gewesen, berichteten Forscher Jack Copeland (rechts im Bild) und Komponist Jason Long (links im Bild). Die Aufnahme habe nur eine vage Vorstellung davon vermittelt, wie der Computer damals klang. Mit elektronischer Detektivarbeit, einer Veränderung der Geschwindigkeit und durch das Herausfiltern von Störgeräuschen gelang es den Wissenschaftern, die Originalaufnahme wiederherzustellen.

Turing hatte für die Computer-Musik nicht viel übrig

"Es war ein schöner Augenblick, als wir zum ersten Mal den wahren Sound von Turings Computer hörten", beschrieben die Forscher. Turing hatte in den 40er-Jahren zwar die ersten Musiknoten für Computer programmiert, sich aber nicht dafür interessiert, daraus ganze Musikstücke zu machen. Aufgenommen wurde die Computermusik schließlich von dem Informatiker Christopher Stratchey.

Alan Turing entschlüsselte im Zweiten Weltkrieg für die britische Armee die Nazi-Verschlüsselungsmaschine Enigma. Turings Leben ist Gegenstand der Filmbiographie "The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben", die mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Der homosexuelle Turing wurde 1952 wegen "unsittlicher" Handlungen verurteilt und unterzog sich einer chemischen Kastration. Zwei Jahre später nahm er sich im Alter von 41 Jahren das Leben. Erst 2013 wurde Turing durch Königin Elizabeth II. posthum begnadigt.

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