Festplatten

Ein Buch mit sieben Siegeln

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Häufige Fehler beim "Wiederbeleben" durchgebrannter Controller.

Es ist ein lästiger Fehler, der aber relativ häufig entsteht: Die Festplatte mitsamt den darauf befindlichen Daten ist an sich noch okay, aber die Elektronik ist durchgebrannt. Ein Defekt an der Elektronik kann leider sehr leicht entstehen, etwa durch Überspannung, Blitzschlag oder ein defektes Netzteil im PC. Häufig handelt es sich auch um einen Produktionsfehler, etwa einen Fehler in der Festplatten-Firmware. Dadurch wird die PCB (Printed Circuit Board) genannte Einheit, die normalerweise die Steuerung des Motors und der Schreib-/Leseköpfe sowie die Decodierung der Signale übernimmt, defekt. Wenn das der Fall ist, reicht es ja, das Teil gegen ein entsprechendes Ersatzteil auszutauschen – sollte man meinen. In der Praxis kommt dieses Unterfangen jedoch immer einer Operation am offenen Herzen gleich.

Oft versuchen ambitionierte Laien oder Techniker, die nicht auf solche heiklen Fälle spezialisiert sind, die Elektronik gegen eine vermeintlich baugleiche zu tauschen. Das kann jedoch in vielen Fällen ein fataler Fehler sein. Denn die Programmierung der Steuereinheit ist oft pro einzelnes Individuum (also pro Festplatte) eindeutig. Ohne diese Parameter kann die Platte jedoch nicht initialisiert werden, weshalb sie nach dem Tausch genausowenig funktioniert wie zuvor.

Aber es kann noch schlimmer kommen: Tauscht man nun die Elektronik, so kann es passieren, dass diese Parameter überschrieben werden. Das heißt etwa, dass die Korrekturwerte der Heads von der an sich funktionierenden Ersatzelektronik auf die Magnetscheiben der zu rettenden Platte geschrieben werden. Dies hat zur Folge, dass der Datenträger auch mit seiner eigenen, gegebenenfalls wieder reparierten, Elektronik nicht mehr korrekt initialisiert werden kann. Der Aufwand, die einmal überschriebenen Parameter erneut zu berechnen, ist sehr groß.

Deshalb kann man im Fall der Fälle nur raten, sich beim Verlust wichtiger Daten nicht auf so etwas vermeintlich Triviales wie den Tausch einer Elektronik einzulassen, sondern sich den Spezialisten anzuvertrauen. Zudem ist es oft nicht gerade einfach, das passende Ersatzteil überhaupt beschaffen zu können. Dafür müssen in der Regel mindestens PN, Configuration Code, Firmware und Site Code exakt (!) übereinstimmen.

Stimmen diese Werte nicht überein, besteht die Gefahr, dass ein noch schwererer Schaden entsteht. Speziallabors können, wenn ein exakt baugleiches Ersatzteil gefunden wurde, sowohl die adaptiven Parameter als auch bei Bedarf die Firmware des defekten Datenträgers auslesen und auf die baugleiche PCB zurückschreiben.

Typische Anzeichen für einen Defekt in der Elektronik sind übrigens ein Kurzschluß (das Netzteil schaltet sich sofort nach Einschalten wieder aus), wenn die Platte vom System nicht mehr erkannt wird oder lediglich mit einer Kapazität von 0 Bytes angezeigt wird.

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© oe24

Von DI. Nicolas Ehrschwendner
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