Das Mobiltelefon hat sich als "gleichwertige Plattform" zu Konsole und PC etabliert - jetzt fließt das große Geld.
Mobile Spiele entwickeln sich zum Wachstumstreiber am Handymarkt. Renommierte Unternehmen wie Electronic Arts (EA) veröffentlichen ihre Titel inzwischen auch als Version für Mobiltelefone - und zwar zeitgleich mit den Spielen für Konsole und Computer. "Das Handy hat sich als gleichwertige Plattform etabliert", meint gar Thomas Richter vom digitalen Unterhaltungsanbieter Jamba im Gespräch mit der APA.
Für den Erfolg mobiler Spiele gebe es zwei Gründe: "Einerseits ermöglichen leistungsfähigere Handy-Prozessoren die Umsetzung aufwendigerer Spiele, andererseits hat der Markt einen Qualitätsschub erfahren, da renommierte Spielehersteller wie EA dieses Segment ernst zu nehmen begannen", so Richter. Bei Jamba, das mit dem Tochterunternehmen Ojom seit 2004 auch einen eigenen Spieleentwickler im Rennen hat, sind Handy-Games neben den Klingeltönen bereits der zweitwichtigste Umsatzbringer geworden. Bei den Wachstumsraten haben die Spiele inzwischen die Nase vorne.
Kritik von Konsumentenschützern
Beim Versuch möglichst viel
Geld mit Handygames zu verdienen gelangen aber Anbieter wie Jamba regelmäßig
ins Visier der Konsumentenschützer. Genau wie auch bei vielen
Klingelton-Angeboten seien die eigentlichen Kaufbedingungen kaum bekannt -
oft schließt der Kunde (ohne sein Wissen) mit dem Kauf eines einzigen Spiels
gleich einen Vertrag ab, der monatliche Kosten verursacht.
Technisch noch lange nicht ausgereizt
Großes Potenzial sehen auch
die Consulter: Laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung
PricewaterhouseCoopers wird sich der Umsatz mit Handyspielen europaweit in
den nächsten vier Jahren auf 3,1 Mrd. Dollar (2,4 Mrd. Euro) mehr als
verdoppeln. Der Plafond an technischen Möglichkeiten ist nach Meinung des
Jamba-Managers aber noch lange nicht erreicht. Mobile Anwendungen, die auf
Sensoren in den Handys reagieren, würden in den kommenden Jahren
interessante Innovationen ermöglichen.
Dass sich die mobilen Entertainment-Anwendungen überhaupt durchsetzen können, mag angesichts grafisch hochgezüchteter und viel Rechenleistung verschlingender PC-Titel erstaunen. Allerdings reüssieren am mobilen Markt ganz andere Genres. "Bei Jamba sind Casual-Puzzles und Casino-Spiele die erfolgreichsten Titel", nennt Richter die Zugpferde, wobei inzwischen ebenso Games zu aktuellen Filmen an Relevanz gewinnen, wie der aktuelle Titel "Die Simpsons: Kernschmelze" zeige.
"Wer wird Millionär" als Handy-Hit
Die Adaption
zum deutschen Millionenshow-Gegenstück "Wer wird Millionär?" war laut den
Angaben der erfolgreichste Titel im Vorjahr, der "Brain Trainer" ist 2007
bisher der Umsatzsieger. Beide Titel zeigen den Unterschied zu
Hightech-Plattformen: Sie überzeugen durch das Gameplay, wenig Relevanz
haben hingegen Geschwindigkeit oder Grafik.
Jamba entwickelt inzwischen für rund 800 unterschiedliche Endgeräte. "Man kann es sich heutzutage nicht mehr leisten, einzelne Handys nicht mit Anwendungen zu bedienen", sagte Richter. Allerdings würden dadurch die Ausgaben für die Adaptierung auf 30 Prozent der Entwicklungskosten - die je nach Qualität des Spiels im fünf- bis sechsstelligen Bereich liegen - ansteigen. Eltern müssten sich aber nicht vor steigenden Handyrechnungen ihrer Sprösslinge fürchten. Jamba biete hierfür eine Rufnummernsperre an, die das Mobiltelefon immun gegen das unerwünschte Herunterladen mache.