Amabrush mit Millionenschulden

"Wunder-Zahnbürsten"-Start-up ist pleite

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Wiener Produkt war nach schlechten Tests und verzögerter Auslieferung umstritten.

Diese Nachricht ist zwar schade,  kündigte sich in den vergangenen Wochen aber bereits an : Das heimische Zahnbürsten-Start-up Amabrush ist pleite. Das Wiener Unternehmen wollte eine elektrische Zahnbürste auf den Markt bringen, die "innerhalb von zehn Sekunden" die Zähne gründlich putzen sollte. Das Großteil des Geldes wurde über Crowdfunding aufgenommen - 39.000 Menschen haben Geld gegeben und sollten im Gegenzug eine Zahnbürste erhalten. 8 Mio. Euro hat das Unternehmen aufgenommen. 2017 stellte Amabrush sogar  einen Kickstarter-Rekord auf .

Zusätzlich wurden ab Februar 2018 die Zahnbürsten über einen eigenen Web-Shop vertrieben. Interessenten wurden auf www.amabrush.com Kaufverträge angeboten. Von denen konnte man zurücktreten, solange Amabrush keinen definitiven Lieferzeitpunkt nannte. Dann erhielt man den bezahlten Kaufpreis zurück.

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Erwartungen nicht erfüllt

Die Produktion gestaltete sich offenbar schwierig und die Qualität entsprach nicht. Erst dauerte es lange, bis ein Hersteller gefunden wurde, dann habe es "erhebliche Abstriche bei Produktdesign und Funktionalität (gegeben), die durch die mangelnde Kompetenz der Produktionspartner bedingt war", so die Sichtweise von Amabrush. "Die Erwartungshaltung bei Kunden war groß. Das Produkt konnte diese zunächst nicht erfüllen", heißt es in der Firmenaussendung. Dennoch wurden bis zum 31. Mai rund 29.000 Zahnbürstensets ausgeliefert. "Die Reaktionen der Kunden auf das Produkt fielen sehr unterschiedlich aus", umschreibt Amabrush teils geharnischte Postings von Kunden.

Kunden müssen Forderungen anmelden

Aus sich des Konsumentenschützers Peter Kolba,  der Amabrush angezeigt hat , waren die Crowdfunder "empört, dass das Produkt an sie nicht oder mit hoher Verspätung ausgeliefert wurde". Wer doch eine Zahnbürste erhielt, sei von der beworbenen Funktion der Zahnbürste schwer enttäuscht gewesen. Nun habe das Unternehmen 4,5 Mio. Euro Schulden und nur 0,5 Mio. Euro Vermögen, teilte Amabrush am Mittwochnachmittag mit. Dennoch werde eine Sanierung angestrebt, 20 Prozent der Schulden sollen dabei innerhalb von zwei Jahren zurückgezahlt werden. Kolba verweist darauf, dass Forderungen auf Rückzahlung von Beiträgen bzw Kaufpreisen nun im Insolvenzverfahren angemeldet werden müssen. 2.700 Beschwerdeführer hätten sich bei seinem privaten Verbraucherschutzverein (VSV) gemeldet.

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Firma fühlt sich von Kolba verfolgt 

Amabrush fühlt sich vom früheren JETZT (Liste Pilz)-Abgeordneten Kolba und dessen VSV verfolgt. Dieser hatte gegen das Unternehmen und einige Mitarbeiter Strafanzeige gestellt, woraufhin eine Reihe von Investoren abgesprungen und die Nachfrage nach dem Produkt eingebrochen sei, so das Unternehmen. Dabei habe es Anfang 2019 für die Finanzierung einer verbesserten Version der Zahnbürste "erfolgsversprechende Gespräche" mit Investoren gegeben. Mit der Anzeige seien diese aber abgesprungen. Daraus folgte die Zahlungsunfähigkeit.

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