Auch wenn sich Kunden eindeutig dagegen ausgesprochen hatten.
Nun hat sich der Verdacht also bestätigt: Fernsehgeräte von LG mit einem Internet-Anschluss haben Informationen über die Sehgewohnheiten der Nutzer an einen Server des Herstellers gesendet. Das räumte der südkoreanische Elektronikhersteller am Donnerstagabend ein. Die Daten können dazu verwendet werden, personalisierte Werbung auf dem Smart-TV zu ermöglichen. Die Daten wurden sogar übertragen, wenn sich die Kunden ausdrücklich gegen "interessenbezogene Werbeinhalte" ausgesprochen hatten. Sie seien auf dem Server aber nicht gespeichert worden, erklärte LG.
Keine personenbezogenen Daten
Das Unternehmen betonte, es habe sich "nicht um personenbezogene Informationen, sondern um Informationen zum Sehverhalten" gehandelt. "Diese Informationen werden im Rahmen der Smart-TV-Plattform erfasst, um den Zuschauern Programmempfehlungen auf Grundlage des Sehverhaltens anderer LG Smart TV-Besitzer zu geben sowie interessenbezogene Werbeinhalte anzubieten." LG will nun möglichst schnell eine aktualisierte Software-Version zur Verfügung stellen, die "dieses Problem auf allen betroffenen LG Smart-TVs behebt, so dass bei ausgeschalteter Funktion keine Daten übertragen werden."
Blogger brachte Stein ins Rollen
Über den Schnüffelverdacht hatte zuerst ein britischer Blogger berichtet. Sein Smart-TV zeichne jeden Programmwechsel minutengenau auf und versuche diese Daten an die koreanische Firmenzentrale zu übertragen, stellte er nach dem Kauf eines neuen LG-Geräts fest. Dem Bericht auf "DoctorBeet's Blog" zufolge versucht der LG-Fernseher auch, die Namen aller von einem USB-Stick abgespielten Film- und Musik-Titel weiterzuleiten.
LG erklärte, die Dateinamen würden nicht gespeichert. "Jedoch war die Übertragung solcher Dateinamen Bestandteil eines neuen, noch in der Entwicklung befindlichen Features, mit dem im Internet nach Daten (Metadaten) gesucht wird, die im Zusammenhang mit der betrachteten Sendung stehen." Dieses Feature sei jedoch niemals völlig fertiggestellt worden. Danach wurden auch keine personenbezogene Daten erfasst oder aufbewahrt. "Diese Funktion wird mit dem Firmware-Update bei betroffenen LG Smart TVs ebenfalls deaktiviert."
Nach einem Bericht der Fachzeitschrift "Technology Review" könnte das Datenschutzproblem bei Smart-TVs weit über den Fall LG in Großbritannien hinaus gehen. Danach können TV-Sender mit dem Smart-TV-Standard HbbTV Informationen über die Nutzer erhalten, ähnlich wie die Betreiber einer Website mit den sogenannten Cookie-Dateien. HbbTV ermögliche Werbetreibenden erstmals, Genaueres über die TV-Gewohnheiten herauszufinden.
Forscher überrascht
Die Zeitschrift beruft sich auf ein Forscherteam der Technischen Universität Darmstadt, das kürzlich untersucht hatte, welche Daten sogenannte HbbTV-Fernseher aussenden. Die drei Wissenschafter waren "überrascht, wie viele Daten dort wie häufig ausgesendet wurden", erklärte Teammitglied Marco Ghiglieri. Adressaten der Daten seien unter anderem die Server großer Werbetreibender wie Google Analytics, Chartbeat und Webtrekk gewesen. Bei den Untersuchungen der Forscher wurden Daten zum TV-Verhalten auch bei Fernsehern übertragen, bei denen der Zuschauer gar keine HbbTV-Inhalte abgerufen hatte. "Fernsehen mit Internetanschluss reichte aus, um den Datenverkehr loszutreten."