Sehen Smartphone als eigenen Körperteil

Österreichs Jugend wünscht sich manchmal Auszeit vom Handy

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Österreichs Jugend hat einen smarten Umgang mit Digitalisierung und Smartphone.

Die 14- bis 29-Jährigen sind mit Digitalisierung aufgewachsen und haben eine gewisse Ambivalenz entwickelt. "Digital Detox" wird gewünscht und auch durchgeführt. Außerdem wünschen sich die Jugendlichen gratis Öffis, einen bewussten Umgang mit den Ressourcen und sprechen sich für ein Plastiksackerlverbot aus.
 

Ergebnis einer Umfrage von Marketagent.com

Das ist das Ergebnis einer Umfrage mit digitalem Schwerpunkt unter 14- bis 29-Jährigen für den Jugend Trend Monitor von Marketagent.com und der Eventagentur DocLX. 2.263 junge Menschen wurden dazu befragt. "Im Umgang mit digitalen Medien und Devices sind die 14- bis 29-Jährigen sehr bewusst und nutzen sie gezielt. Auch eine Auszeit vom hyperdigitalen Dauerstress wird als immer erstrebenswerter angesehen", sagte Marketagent.com-Geschäftsführer Thomas Schwabl.
 

Ein Zehntel aller Jugendlichen sieht Smartphone als "Freund"

73,7 Prozent der 14- bis 29-Jährigen sehen ihr Smartphone als normalen Gebrauchsgegenstand. Bedenklich ist, dass ein Zehntel (9,4 Prozent) es als "Freund" bezeichnen und 7,6 Prozent es schon als eigenen Körperteil betrachten. Durchwegs kritisch ist die Einstellung zur Nutzung des digitalen Dauerbegleiters: 78,4 Prozent sagen, dass ihre Freunde zu viel Zeit mit dem mobilen Device verbringen und 72,2 Prozent sind sich bewusst, dass sie selbst zu viel Zeit in gebückter Haltung über dem Smartphone investieren. Nur 24,2 Prozent kritisieren dies an ihren Eltern.
 

Knapp 75 Prozent wünschen sich eine "digitale Auszeit"

74,3 Prozent wünschen sich zumindest manchmal eine Auszeit vom digitalen Wegbegleiter und können sich "Digital Detox" vorstellen. Dem steht ein Viertel (25,7 Prozent) der Befragten gegenüber, für das ein Handyverzicht unvorstellbar wäre. Jeder Fünfte (21,6 Prozent) hat sich bereits eine digitale Auszeit gegönnt und fast die Hälfte (48,1 Prozent) hat dies demnächst vor. Ein knappes Drittel (30,2 Prozent) kann sich einen Handyverzicht allerdings nicht vorstellen. Ein handyloser Tag löst bei 30,8 Prozent der jungen Menschen Unruhe aus, ein Viertel (25,2 Prozent) fühlt sich ohne Smartphone gelangweilt und für ein weiteres Viertel bedeutet die Abstinenz pure Entspannung. 13 Prozent der jungen Österreicher waren bereits selbst Opfer von Online-Mobbing. 36,2 Prozent waren mit dem Thema bereits im persönlichen Umfeld konfrontiert.
 

Wunsch nach kostenlosen Öffis groß

70,4 Prozent der jungen Österreicherinnen und Österreicher wünschen sich kostenfreie öffentliche Verkehrsmittel, womit der Trend zur Abkehr vom eigenen Pkw untermauert wird. 25,9 Prozent sprechen sich für autofreie Innenstädte aus und beachtliche 27,2 Prozent wären für eine Abschaffung des Tempolimits auf Autobahnen. Nur 13,6 Prozent unterstützen ein Verbot von Verbrennungsmotoren.
 
In ein autonom fahrendes Auto würden 46 Prozent der jungen Österreicher einsteigen; allerdings ist die Zustimmung bei Männern (60,9 Prozent) stärker ausgeprägt als bei Frauen (30,2 Prozent). Nur 20,8 Prozent der jungen Menschen kann sich mit dem Gedanken eines autonom fahrenden Autos noch gar nicht anfreunden. Ähnlich ambivalent ist auch die Einstellung zu Zustelldiensten mit Drohnen: 50,6 Prozent der Befragten begrüßen sie. Auch hier zeigen sich Männer (61,2 Prozent) wesentlich technik- und innovationsaffiner als Frauen (39,4 Prozent). 44,3 Prozent sind der Überzeugung, dass Amazon und Co. in den nächsten zehn Jahren die Bestellung wie im Flug liefern werden.
 

Viele glauben, dass eSports Konzentration positiv beeinflussen

29,1 Prozent sind an eSports interessiert. 78,1 Prozent denken, dass digitale Sportarten Menschen auf der ganzen Welt verbinden und 67,9 Prozent sind überzeugt, dass sie wichtige Fähigkeiten wie Konzentration oder Reaktionsgeschwindigkeit positiv beeinflussen. Knapp 60 Prozent schreiben ihnen auch eine bessere Teamfähigkeit zu. Der durchschnittliche österreichische eSportler verbringt täglich 1,2 Stunden mit seiner digitalen Sportart.
 

Bewusster Umgang mit der Umwelt

Die Generation der 14- bis 29-Jährigen sucht einen bewussten Umgang mit der Umwelt und achtet auf einen ökologisch nachhaltigen Lebensstil. 6,5 Prozent setzen dafür auf vegetarische Ernährung und 2,6 Prozent auf ein veganes Leben. Die überwiegende Mehrheit (79,5 Prozent) glaubt, dass vegetarische Ernährung umweltfreundlicher sei. Mehr als die Hälfte (51,7 Prozent) versucht, Plastikverpackungen weitestgehend zu vermeiden. Etwas stärker ausgeprägt ist das Umweltbewusstsein in dieser Hinsicht bei Frauen (57,5 Prozent). Das Plastiksackerl ist auf jeden Fall Teil der Vergangenheit: 94 Prozent der jungen Menschen transportieren ihre Einkäufe zumeist in mitgebrachten Taschen, Sackerln oder Rucksäcken. Ähnlich viele (91,1 Prozent) sprechen sich auch für ein Verbot von Plastiksackerln aus. Ähnlich viele junge Menschen (83,6 Prozent) können sich auch ein Verbot von Einweg-Plastikverpackungen vorstellen.
 

Mehr als die Hälfte "setzt auf" Streaming-Abos

Wenn sich die jungen Österreicher für einen Content-Kanal entscheiden müssten, würde mehr als die Hälfte (54,8 Prozent) auf Streaming-Abos wie Netflix, Amazon Video oder Sky setzen. 14,9 Prozent würden nicht auf Privatsender verzichten wollen. 9,6 Prozent halten das öffentlich-rechtliche Fernsehen für essenziell.
 

Mehr als die Hälfte informiert sich in sozialen Netzwerken

Über das aktuelle Tagesgeschehen informieren sich 55,7 Prozent der jungen Menschen in sozialen Netzwerken, wobei hier auch die Inhalte der klassischen Medienmarken hinzuzuzählen sind. 38,4 Prozent konsumieren die Digitalangebote der Tagezeitungen. Gleichauf liegt Radio als wesentliches Informationsmedium. 34,1 Prozent schauen Nachrichten im Fernsehen, ein Viertel (23,9 Prozent) liest Tageszeitungen in gedruckter Form und ein weiteres Viertel (24,3 Prozent) informiert sich in Online-Medien, sogenannten Publisher-Sites. Die Bedeutung sozialer Medien nimmt mit zunehmendem Alter deutlich ab, worin sich auch eine Differenzierung in der Wahrnehmung der Informations- und Quellenqualität widerspiegelt.
 
72,4 Prozent der jungen Menschen würden ihren Körper gerne nach einem Idealbild formen und 64,2 Prozent wünschen sich, dass ihr Aussehen auf andere positiv wirkt. 52,6 Prozent fühlen sich unwohl, wenn sie sich subjektiv gesehen nicht attraktiv fühlen. Digitale Vorbilder wie Influencer und Blogger haben jedoch nur einen sehr geringen Einfluss: Nur 3,8 Prozent der jungen Österreicher nehmen sie zum Vorbild. Immerhin ist der perfekte Partner (89,3 Prozent) für die 14- bis 29-Jährigen noch wichtiger als der perfekte Job (83,8 Prozent).
 
Knapp die Hälfte der jungen Erwachsenen (47,4 Prozent) kann sich kosmetische Zahnbehandlungen, Laserbehandlungen (31,6 Prozent) oder eine Fettabsaugung (16,2 Prozent) vorstellen. Ein Drittel der Befragten lehnt kosmetische Eingriffe zur Gänze ab. 21,9 Prozent waren schon selbst eine Zielscheibe von Body Shaming. Frauen (26,7 Prozent) sind von Diskriminierung aufgrund ihrer Äußerlichkeit stärker betroffen als Männer (17,3 Prozent).
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