Mittels Online-Petition setzen sich XP-User für eine Verlängerung des XP-Verkaufs ein. Bislang wurden bereits mehr als 111.000 Unterschriften gesammelt.
Windows wird von allen genutzt, im Unterschied zum Mac oder Linux aber nur von wenigen geliebt. Das könnte sich jetzt ändern: Im Internet formiert sich eine Bewegung, die sich für das sechs Jahre alte Windows XP stark macht.
Ab 30. Juni wird Windows XP von Microsoft offiziell nicht mehr verkauft, der technische Support soll anschließend nach und nach ausgedünnt werden. Allenfalls auf den gerade besonders aktuellen Mini-Notebooks mit abgespeckter Hardware soll das alte Windows noch in den Handel gelangen. Aber in Blogs und Online-Foren wird umso heftiger für das Überleben von XP geworben, je näher der Termin 30. Juni heranrückt.
Allen Überzeugungsversuchen von Microsoft zum Trotz wollen die Windows-Traditionalisten nicht zum XP-Nachfolger Vista wechseln. Sie bemängeln die höheren Hardware-Anforderungen, die Startgeschwindigkeit, gelegentliche Unvereinbarkeit mit bestimmten Programmen und Geräten sowie die ständig auftauchenden Popup-Fenster bei möglichen Sicherheitsrisiken.
XP-Petition soll XP retten
Zu den XP-Fans gehört der langjährige
Technik-Journalist Galen Gruman. Er hat die Online-Petition "Save XP"
(Rettet XP) gestartet und seit Jänner mehr als 111.000 Unterstützer um sich
geschart. In tausenden Kommentaren wird Microsoft immer wieder aufgefordert,
Windows XP wenigstens solange zu verkaufen, bis das nächste Windows
erscheint, also voraussichtlich 2010. Einige klammern sich an den letzten
XP-Halt mit der Möglichkeit zum "Downgrade". Bisher stand diese Option nur
Firmenkunden offen, jetzt soll es für alle möglich sein, von den beiden
Vista-Versionen Ultimate und Business auf XP zu wechseln. Andere kündigen
an, dass sie von Windows zu Apple oder Linux wechseln wollen.
Microsoft hat die XP-Deadline schon einmal verschoben, will dies nun aber kein zweites Mal tun. Das Unternehmen kenne die Online-Petition, erklärte Microsoft auf Anfrage der Nachrichtenagentur AP. Das "Feedback von Partnern und Kunden" sei wichtig für die eigene Orientierung. Ein Gespräch mit "Save-XP"-Initiator Gruman ist bisher aber nicht zustande gekommen. "Sie glauben wirklich, dass die Leute keine andere Wahl haben, wenn sie einfach die Augen schließen", kritisiert er und will sich weiter um ein Gespräch bemühen.
Kaum ein Weg vorbei an Vista
Tatsächlich führt beim Neukauf eines
Computers kaum ein Weg an Vista vorbei, sofern man in der Windows-Welt
bleiben will. Nach Schätzungen der Marktforscher von IDC werden in diesem
Jahr 94 Prozent aller neuen Windows-Rechner für Privatanwender mit Vista
ausgeliefert. Bei Unternehmen wird ein Anteil von etwa 75 Prozent erwartet.
Bei älteren Computern aber sieht es noch anders aus. IDC-Experte Al Gillen schätzt, dass Ende dieses Jahres weltweit noch nahezu 60 Prozent der privat genutzten PCs und 69 Prozent aller Firmenrechner mit Windows XP betrieben werden. Dies könnte Microsoft veranlassen, den Support für XP länger aufrechtzuerhalten als bisher geplant. Derzeit ist geplant, den Vollsupport im April 2009 einzustellen. Einzelne Dienste wie insbesondere die Bereitstellung von Sicherheitspatches sind aber noch bis April 2014 vorgesehen.
Gillen vermutet, dass Graswurzel-Initiativen wie die von Gruman den Software-Konzern in seinen Entscheidungsprozessen kaum beeinflussen, dass die Bedürfnisse der Firmenkunden aber nicht ungehört bleiben. "Man kann ja nicht 69 Prozent der installierten Basis gegen sich aufbringen", sagt der Marktforscher.
Hoffen auf XP
Einige Unternehmen wie der Metallverarbeiter Wells
Manufacturing in Woodstock, Illinois, hoffen, dass er Recht behält. Bei
Wells laufen 200 PCs mit Windows 2000 oder XP. Alle 18 Monate ersetzt der
Unternehmer 50 Rechner. Bei der letzten Anschaffung blieb Wells bei XP, weil
sich einige Anwendungen nicht besonders gut mit Vista verstehen. "Es gibt
keinen überzeugenden Grund, zu Vista zu wechseln außer den, irgendwann den
Support für XP zu verlieren", erklärt Firmensprecher Lou Peterhans. Das
Unternehmen plane keinen Wechsel zu Vista in den nächsten eineinhalb bis
zwei Jahren. Und dann steht bereits Windows 7 vor der Tür.