Flügel-Konzept

Schaut SO das Flugzeug der Zukunft aus?

Das Konzept eines sogenannten Blended-Wing-Airliners, bei dem Rumpf und Tragflächen eine einzige fließende Struktur bilden, ist seit Jahrzehnten bekannt – doch nun könnte es erstmals Wirklichkeit werden.

In den USA arbeitet das Start-up Outbound Aerospace daran, dieses futuristische Flugzeugdesign marktreif zu machen.  

Im März 2025 hob auf dem Pendleton UAS Range in Oregon ein kleines, V-förmiges Testflugzeug mit dem Codenamen „Steve“ erstmals ab. Der ferngesteuerte Prototyp blieb nur 16 Sekunden in der Luft, doch für das Team war der kurze Flug ein historischer Moment: Er markierte den Beginn eines Projekts, das in den 2030er-Jahren in den Start des ersten 200 bis 250 Sitzplätze fassenden Blended-Wing-Airliners – des „Olympic“ – münden soll.

Vom Mini-Prototyp zur 52-Meter-Maschine

Der „Olympic“ soll mit einer Spannweite von 52 Metern rund achtmal so groß wie der Prototyp „Steve“ werden. Das ehrgeizige Ziel: Ein Verkehrsflugzeug, das bis zu 50 Prozent weniger Treibstoff verbraucht als heutige Modelle – und zugleich leiser, effizienter und geräumiger ist.

Die Idee des Blended-Wing-Designs ist über 100 Jahre alt. Bereits 1924 startete das erste Flugzeug dieser Art – und stürzte kurz darauf ab. Seither wurde die Technologie vor allem vom US-Militär weiterentwickelt, etwa für Tarnkappenbomber. Erst jetzt, da die zivile Luftfahrt unter wachsendem Druck steht, ihre CO₂-Emissionen drastisch zu senken, rückt das Konzept auch für Passagierflugzeuge wieder in den Fokus.

Start-up will Flugzeugentwicklung revolutionieren

„Wir sind vom weißen Blatt Papier bis zum ersten Flug in nur zwölf Monaten gekommen“, sagt Jake Armenta, Mitgründer und Technikchef von Outbound Aerospace, der zuvor für Boeing arbeitete. „Neun Monate nach der Eröffnung unserer Fabrik ist das Flugzeug geflogen.“

Das Start-up aus Seattle will nicht nur den Flugzeugbau nachhaltiger, sondern auch schneller und günstiger machen. Während etablierte Hersteller wie Boeing oder Airbus oft zehn Jahre oder länger für die Entwicklung eines neuen Modells brauchen, will Outbound diesen Zeitraum halbieren.

Militär zeigt Interesse – erste Einnahmen durch Frachtdrohne

Inzwischen hat „Steve“ eine neue Aufgabe gefunden: Das Testflugzeug soll als Frachtdrohne dienen. „Das US-Verteidigungsministerium und zivile Kunden interessieren sich für das Design, weil es einen großen Laderaum bietet und günstiger ist als konventionelle Modelle“, sagt Armenta.

Um die ehrgeizigen Pläne zu finanzieren, hat Outbound bisher rund eine Million US-Dollar an Pre-Seed-Investitionen eingeworben – genug, um ein kleines Kernteam von fünf Mitarbeitern und mehreren externen Spezialisten aufzubauen.

„Wir müssen Einnahmen erzielen, bevor wir zehn Jahre warten, bis das große Passagierflugzeug fertig ist“, ergänzt Aaron Boysen, Leiter der Geschäftsentwicklung.

Konkurrenz im Rennen um den „Heiligen Gral der Luftfahrt“

Outbound ist nicht allein im Rennen. Weltweit versuchen mehrere Start-ups, den ersten serienreifen Blended-Wing-Airliner zu entwickeln. Luftfahrtexperte Bill Sweetman bezeichnet das Ziel als den „Heiligen Gral der Luftfahrt“.

Besonders weit ist der Konkurrent JetZero aus Long Beach, Kalifornien. Das Unternehmen erhielt 235 Millionen US-Dollar Förderung von der US Air Force sowie Investitionen von United Airlines und Alaska Airlines für die Entwicklung seines Modells Z4. United Airlines hat sich sogar die Option auf bis zu 200 Flugzeuge gesichert – sofern der Z4 die Anforderungen erfüllt.

Chancen für neue Marktteilnehmer

Befürworter dieser neuen Flugzeuggeneration hoffen, dass Projekte wie der „Olympic“ von Outbound oder der „Z4“ von JetZero die Marktmacht von Airbus und Boeing aufbrechen. Kritiker werfen den beiden Branchengiganten vor, mit ihrer Duopol-Stellung Innovationen in der Luftfahrt jahrzehntelang gebremst zu haben.

Sollte es gelingen, das Konzept zu realisieren, könnte der Blended-Wing-Airliner eine neue Ära des Fliegens einläuten – leiser, sauberer und effizienter als alle bisherigen Flugzeuge. Und vielleicht wird schon in wenigen Jahren ein Passagierjet mit dem Namen „Olympic“ den Himmel erobern – und damit Geschichte schreiben.

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