80 Prozent wissen über Bot-Infektionen Bescheid. Dennoch öffnen 50 Prozent Spam-Mails.
Betrug, Phishing, Identitätsdiebstahl - die meisten Computerbenützer wissen über im Internet drohende Gefahren Bescheid. Trotzdem klicken Millionen User unbekümmert auf Spam, also unverlangt zugeschickte elektronische Nachrichten mit meist zweifelhaftem Inhalt.
Typische Krankheit
Die gefährlichste aller Computerkrankheiten
ist das Mir-passiert-schon-nichts-Syndrom, schlussfolgert MAAWG (Messaging
Anti-Abuse Working Group), eine internationale Arbeitsgruppe der
Telekommunikationsbranche. "Die Verbraucher sehen keinen Zusammenhang
zwischen Bot-Infektionen und eigenem risikoreichem Verhalten", lautet
die Bilanz einer im Jänner bei 3.700 Internetusern in sechs Ländern (USA,
Kanada, Frankreich, Deutschland, Spanien, Großbritannien) durchgeführten
Studie.
Auch Informierte nehmen Gefahren nicht ernst
80 Prozent der
E-Mail-Anwender wissen laut dieser Umfrage, dass es Bots gibt. So bezeichnet
man ein Computerprogramm, das selbstständig Aufgaben abarbeitet. "Böse"
Bots können zum Beispiel Mail-Adressen für Werbezwecke sammeln, massenhaft
unautorisiert Webinhalten kopieren oder Softwarelücken systematisch
ausspionieren. Trotzdem gab die Hälfte der Anwender an, Spam geöffnet, auf
einen Link im Spam geklickt, einen Spam-Anhang geöffnet bzw. auf Spam
geantwortet oder weitergeleitet zu haben. Nur ein Drittel glaubt, sich damit
einer Gefahr auszusetzen. Denn nur 36 Prozent der User sind der Meinung, ihr
eigener Computer könnte von einem Virus befallen werden - das
Mir-passiert-schon-nichts-Syndrom schlägt voll zu.
46 Prozent derjenigen, die ein Spam-E-Mail öffneten, taten dies sogar absichtlich: Ein Viertel davon wollte sich abmelden oder beim Absender beschweren, 18 Prozent "sehen, was passiert", 15 Prozent interessierten sich für das Produkt. Dabei halten sich 44 Prozent der Anwender in Bezug auf E-Mail-Sicherheit für "einigermaßen erfahren". Dazu gehören vor allem Männer und Jüngere unter 35 Jahren. Aber genau diese User öffnen Spam häufiger als alle anderen.
User sind nicht hilflos
Weniger als die Hälfte der User sieht
sich selbst als denjenigen, der die größte Verantwortung dafür trägt, die
Verbreitung von Internetviren zu stoppen. "Der Verbraucher muss wissen,
dass er kein hilfloser Zuschauer ist. Er spielt eine ganz entscheidende
Rolle beim Kampf gegen Spammer, indem er sich nicht darauf einlässt und die
entsprechenden E-Mails einfach nur als unerwünscht kennzeichnet",
sagte MAAWG-Vorsitzender Michael O'Reirdan.